Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
Vom Netzwerk:
doch gehört, Krispy. Fick dich.«
    Seine Hände zuckten von meinen Haaren weg, als hätte er einen Stromstoß gekriegt. Ich ging, und er folgte mir nicht.
    Ich lief den ganzen Weg nach Hause, und meine kaum verheilten Knochen schrien vor Schmerz. Ich rannte rauf in mein Zimmer, zog den Telefonstecker und schluchzte, bis mir der Hals wehtat, bis ich das Gefühl hatte, jede Träne aus meinem Körper gewrungen zu haben.
    Es gab keinerlei Verbindung zwischen Marcus und mir.
    Alles bloß ein großes Psychospiel. Wie bei Hy.
    Wie bei Cal, bloß noch viel schlimmer, weil ich praktisch schon aus dem Kleid gestiegen war.
    Wie konnte ich bloß so dämlich sein?
    Wie konnte ich meine Freundschaft mit Hope für SO WAS aufs Spiel setzen?
    Immer und immer wieder spielte ich meine Gespräche mit Marcus im Kopf durch. Nach stundenlangem mentalem Vor- und Zurückspulen tauchte eine Frage ständig wieder auf – zuerst leise flüsternd, dann immer lauter –, bis ich mirdie Ohren zuhielt und vergeblich versuchte, sie zu überhören: Beweist sein Geständnis nicht, dass ich ihm mehr bedeute als die anderen?
    Und andere Stimmen traten dazu, egal, wie sehr ich sie zu übertönen suchte: Stimmt es etwa nicht, dass wir uns damals noch gar nicht kannten?
    Haben wir nicht auch über Sachen gesprochen, die zwischen Hope und mir nie Thema waren?
    Habe nicht auch ich ihn und Len Levy belauscht?
    Vielleicht ist es für uns noch nicht zu spät …
    Ich taumelte immer noch in einem Strudel von Liebe, Lust und Widerwillen, als ich plötzlich ein Ziehen im Unterleib spürte. Ich ging ins Bad, zog die Strumpfhose runter und sah das Blut in der Unterhose.
    Blut.
    BLUT!
    Blut, wo seit über einem Jahr keins mehr gewesen war. Meine Tage hatten ihr Comeback genau in der Nacht, in der ich Sex haben wollte. Mit Marcus.
    Oh. Mein. Gott.
    Seit dieser Entdeckung lache ich ununterbrochen – laut, heftig, durchgeknallt –, weil das einfach so bizarr ist, dass ich es nicht als Zufall abtun kann.
    Ist es eine Botschaft einer höheren Macht, die für Gleichzeitigkeiten zuständig ist? Oder ein eingebauter Anti-Sex-Mechanismus meines Körpers für den Notfall? Ist es ein Vorzeichen der 2000+1-Apokalypse? Die von düsteren Propheten für letztes Silvester vorausgesagt worden war? Vielleicht geht meine Welt ein Jahr später als erwartet unter.
    Oder bedeutet es vielleicht doch was ganz anderes? Ganz egal, wie seine ursprünglichen Motive aussahen: Marcus’ Worte wiegten mich beständig in den Schlaf. Seine seltsamen Schlaflieder dämpften meine Ängste, und so konnte meine Regel wieder einsetzen.
    Wären mein Kopf und mein Körper auch ohne Marcus wieder ins Gleichgewicht gekommen?
    Ich habe keine Ahnung mehr, was ich von Marcus halten soll. Aber eins weiß ich sicher: Ich muss endlich tun, was ich schon vor einer Ewigkeit hätte tun sollen.

1. JANUAR
    Hope,
    vor ungefähr anderthalb Stunden ist Deine Maschine in Newark gelandet. Jeden Moment fährt der Mietwagen Deiner Eltern vor und setzt Dich an unserer Einfahrt ab. Ich kann es kaum erwarten, dass Du vor mir stehst und ich Dir diesen Brief persönlich übergeben kann. Bis dahin schreibe ich. Und warte.
    Wenn Du das hier liest, werde ich Dir schon alles erzählt haben. Alles.
    Oh Mann, ich hoffe echt, Du liest diesen Brief noch. Denn das heißt, Du hasst mich nicht so sehr, dass Du ihn ohne einen Blick drauf zerreißt.
    Das kann ich mir allerdings nicht vorstellen.
    Ich wollte Dir den ganzen Kram mit Marcus schon viel früher erzählen. Aber ich war einfach nicht so weit. Ich hatte Angst, dass meine Beziehung zu ihm (oder was das war) meine echte Freundschaft mit Dir zerstören könnte. Ich hatte zwar überhaupt kein gutes Gefühl dabei, Dir so was zu verschweigen, aber ich konnte es Dir auch nicht auf Papier, am Telefon oder elektronisch erzählen. Das geht nur von Angesicht zu Angesicht.
    Und ich kann es kaum erwarten, das jetzt zu tun.
    Bis dahin schlage ich bloß Zeit tot.
    Statt Vorsätze fürs neue Jahr zu fassen, denke ich über The Real World nach. Wie komisch das für die Mitspieler sein muss, sich Wiederholungen anzuschauen. Ihr Leben ist schließlich weitergegangen. Aber wenn es mal wieder ein Real-World- Wochenende gibt, müssen sie noch einmal Augenblicke durchleben, die sie sonst wahrscheinlich längst vergessen hätten, die jetzt aber für die Ewigkeit auf Video gebannt sind und Millionen Zuschauern gezeigt werden.
    Wie ich mich wohl fühlen würde, wenn ich dieses Jahr meines Lebens im

Weitere Kostenlose Bücher