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Ungefähr um drei Uhr morgens klingelte Harrys Telefon. Er rollte sich auf die Seite, knipste die Lampe an und schaute auf die Uhr. »Carmichael?« brummte er schließlich ins Telefon.
»Harry?«
Harry war verblüfft. Es war Rimford. Was mochte den um diese Uhrzeit nur so aufgewühlt haben, daß er anrief? »Ja, Baines? Was ist denn passiert?«
»Nichts ist passiert. Aber ich muß mit Ihnen reden.«
»Jetzt?«
»Ja. Es gibt da ein Waffelhaus auf der Greenbelt Road, das rund um die Uhr geöffnet hat. Es heißt Arlo’s.«
»Ja, das kenne ich.«
»Seien Sie in vierzig Minuten dort.« Er legte auf. Harry blieb auf dem Bett liegen und starrte die Decke an. Was konnte Rimford nur von ihm wollen? Er erwägte kurz, Gambini zu informieren, unterließ es aber; wenn Rimford auf Gambinis Anwesenheit erpicht gewesen wäre, hätte er ihn gewiß selbst davon unterrichtet. Er schwang die Beine über die Bettkante, wischte sich den letzten Schlaf aus den Augen und tappte in die Dusche.
Rimford saß an einem Tisch und las die Post, als Harry eintraf. Abgesehen von zwei Kellnerinnen mittleren Alters waren sie allein. Der Regen hatte aufgehört und auf den großen Glasfenstern unzählige Wasserperlen hinterlassen. Die Beleuchtung war ein wenig zu grell, dafür roch der Kaffee ausgezeichnet.
Rimford sah von seiner Zeitung hoch und begrüßte Harry, ohne zu lächeln. Harry setzte sich zu ihm, und eine der Kellnerinnen brachte ihm Kaffee. Er bestellte sich Toast mit Rührei und Schinken, Rimford wollte Waffeln mit Puderzucker. Als die Kellnerin gegangen war, wandte Harry sich dem Kosmologen zu. »Also, worum geht’s?« fragte er leise. Rimford machte einen zerknitterten und müden Eindruck. Er griff in seine Tasche, holte ein in Plastikfolie gehülltes Päckchen hervor und hielt es Harry hin.
»Ist das der Herkules-Text?« fragte Harry.
Rimford nickte. »Die Kopie, die ich mit Ihrer Genehmigung erstellen durfte, bevor die Sicherheitsmaßnahmen erhöht wurden. Ich will sie Ihnen geben, damit Sie nicht vergessen, daß noch mehr davon in Umlauf sein könnten. Ich bezweifle nämlich, daß ich der einzige bin, der es für bequemer hält, zu Hause zu arbeiten, und nicht unbedingt jeder der anderen wird Sie um Erlaubnis gebeten haben.«
»Na, danke«, sagte Harry, der sich nicht sicher war, ob er die CD überhaupt berühren wollte. »Am besten wir vernichten die Dinger einfach und vergessen, daß sie existiert haben. Sonst betrachtet man uns plötzlich noch als Sicherheitslücke, und wir verbringen das gesamte nächste Jahr damit, Rechtfertigungsberichte zu schreiben.«
Rimford nickte wieder und trank einen Schluck Kaffee. »Wie Sie meinen.«
»Was soll das heißen, Baines?«
Rimford sah Harry durchdringend an. »Möchten Sie einen Rat?«
Harry ließ das Päckchen vorsichtig in die Jackentasche gleiten. »Warum nicht?«
»Wenn Sie diese Kopie vernichtet haben«, Rimford deutete mit einer Kopfbewegung auf Harrys Jackentasche, »dann benutzen Sie das hier und vernichten auch den Rest.« Er holte eine Diskette hervor und schob sie über den Tisch.
Das Etikett des Datenträgers war beschriftet. Valse Triste, las Harry. »Was ist das Barnes?«
»Ein Virus. Schaffen Sie ihn ins Labor, schleusen Sie ihn ins System, und er wird alle Daten vernichten.«
Harry starrte ihn an. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
»Eine Art Manhattan-Alternative. Oppy hätte es damals genauso machen sollen.«
»Baines …«
»Und vergessen Sie nicht«, fiel Rimford ihm ins Wort, »daß es noch weitere Kopien des kompletten Textes gibt. Ich weiß nicht genau, wie viele, fünf oder sechs – allesamt CDs. Die müssen Sie auch vernichten. Am besten, Sie gehen nachts rein.« Er blickte auf die Uhr. »Jetzt wäre eine gute Zeit dafür. Sie könnten alle Festplatten löschen und wahrscheinlich sämtliche Kopien entwenden, ohne auf größere Schwierigkeiten zu stoßen.«
Harry fragte sich, ob Rimford noch alle Tassen im Schrank hatte.
»Warum? Warum sollten wir das tun?« Er bemerkte die Aufregung des
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