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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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wusste, sie würden dich finden und vernichten. Die Zusage war deine einzige Chance.«
    »Warum hast du mich geheilt?«
    »Spielt das jetzt wirklich eine Rolle?« Für einen kurzen Moment schaute er mir in die Augen, bevor er wieder zu Boden blickte. Ich bemerkte etwas Blut auf seinem Hemd, über seinem Bauch. Ich wusste nicht, ob es von mir oder von ihm stammte.
    Ich blickte auf und sah, dass Lincoln hinter ihm stand. Er hatte einen Dolch in der Hand. Er hatte alles gehört, aber ich wusste, dass er mich anschaute. Wieder lag die Entscheidung bei mir.
    »Nein«, sagte ich leise, als ich Lincoln anschaute.
    Phoenix wirbelte herum und Lincoln packte ihn am Hemd, zerrte ihn auf die Füße.
    »Nein!« Das war Griffin. »Ich habe ihm Sicherheit versprochen. Er hat für heute seine Freiheit gewonnen.« Er schaute Phoenix an. »Aber mein Wort gilt ab jetzt nicht mehr.«
    Lincoln ließ ihn grob los und schubste ihn weg. »Verschwinde. Du hast ihr das Leben gerettet, aber wenn ich dich jemals wiedersehe, werde ich dir mit Freuden diesen Dolch ins Herz stoßen. Ich glaube nicht, dass deine Verurteilung günstig ausfallen wird.«
    Phoenix schaute wieder mich an, ich saß noch immer auf dem Boden.
    »Violet?«, sagte er leise.
    »Geh jetzt, Phoenix. Komm nicht zurück.«
    Ich sah ihm in die Augen; Schmerz flackerte in ihnen und … noch etwas anderes. Dann verschwand er und hinterließ nur einen Lufthauch. Ich fragte mich, wie es passieren konnte, dass ich nie gefragt hatte, wer – oder was – er eigentlich war. Vielleicht hatte er mich beeinflusst, vielleicht hatte ich mich auch selbst beeinflusst. Vielleicht würde ich nie wissen, wie weit ich unter seinem Zauberbann gestanden hatte, seit dem Tag, an dem wir uns kennengelernt hatten. Lincoln ließ seinen Dolch fallen und fiel vor mir auf die Knie. Er zog mich auf seinen Schoß und wiegte mich vor und zurück.
    Keiner von uns sagte ein Wort.

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG
    »Sei Du der Regenbogen in den Lebensstürmen, der Sonnenstrahl am Abend, der die Wolken fortlächelt und mit prophetischem Schein den Morgen malt.«
    LORD BYRON
     
    I ch saß in der Schulbibliothek und las die verschiedenen Versionen der Geschichte von Lilith. Eigentlich hätte ich mich auf die Prüfungen vorbereiten sollen; ich war jetzt schon wahnsinnig im Rückstand. Aber die ganze Sache beschäftigte mich ständig und so konnte ich einfach keine anderen Bücher anrühren. Als ich schließlich alle Optionen auf den Bücherregalen ausgeschöpft hatte, ging ich ins Internet – und das war nicht so begrenzt.
    Sie war alles, von Adams erster Frau bis hin zur Ur-Dämonin, zur Bringerin der Dunkelheit, der Mutter allen Übels, der Schlange aus dem Garten Eden, der Gefährtin des Teufels. Ich wurde feuerrot, als ich las, dass sie die Inkarnation von Lust und Verführung war, und konnte nicht verhindern, dass ich die intensive Zeit, die ich in Phoenix’ Armen verbracht hatte, noch einmal durchlebte.
    Nun begriff ich, warum Phoenix in vielem so gut war. Selbst darin, sich schnell wie der Wind zu bewegen. Lilith hatte die Gabe, Stürme zu entfesseln und selbst zum Sturm zu werden. Einer ihrer vielen Beinamen lautete »Fürstin der Lüfte«. Ich musste noch herausfinden, ob er eine ihrer vorherrschendsten Fähigkeiten geerbt hatte – Rache –, aber etwas in dem Blick, den er mir im Hades zugeworfen hatte, bevor er verschwand, machte mich nervös.
    Das durchgehendste Thema war alles in allem, dass man Lilith alles mögliche Übel zuschrieb. Der zweite immergleiche Mythos war der, dass sie Neugeborenen den Tod brachte. Als ich eine der Geschichten las, ertappte ich mich dabei, wie ich auf die Worte starrte.
    Drei Engel wurden ausgeschickt, um sie zu ihrer Verurteilung zurückzubringen, aber sie weigerte sich und schwor stattdessen, für alle Zeiten Leid über die Nachkommen der Menschen zu bringen. Sie willigte jedoch ein, dass sie, wenn sie die Namen oder die Gestalt der drei Engel auf einem Amulett sah, keine Macht über dieses Neugeborene haben und sein Leben verschonen würde.
    Die Engel, die geschworen hatten, die Menschheit vor Lilith zu beschützen, waren: Senoy, Sansenoy und Semangelof.
    Ich kramte in meiner Schultasche und fischte meine Babyhalskette heraus. Auf der Rückseite des Amuletts war S.S.S. Protect eingraviert. Ich erinnerte mich an die Inschrift, die unten auf dem Kästchen meiner Mutter stand. »Evelyn bar Semangelof«, flüsterte ich.
    »Erde an Violet!«
    Mein Kopf fuhr nach oben. Über mir

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