Erwacht
aber viel bewunderter Professor.
»Bei meiner Zusage haben mir meine Anführer nicht gesagt, aus welchem Rang mein Engel-Elternteil stammt. Warum?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil sie wussten, dass deine Kräfte verunreinigt waren, und sie nicht wollten, dass du zu viele Informationen bekommst, zu verwundbar bist. Oder … sie wussten es vielleicht nicht.«
»Wie kann das sein? Ist es nicht so, dass sie eigentlich alles wissen?«
Er dachte eine Weile darüber nach, bevor er antwortete. »Es gibt eine Ausnahme.«
»Und zwar?«
»Sie können nicht wissen, was von oben kommt. Wie du weißt, gibt es unter den Engeln eine Hierarchie. Wenn du das Wesen eines höheren Engels in dir trägst, läge es in der Macht dieses Engels, seine Identität nicht preiszugeben.«
»Wie viele Engel können das?«
»Vermutlich nicht viele.«
Ich erinnerte mich an den Engelrang, der nicht Teil der Hierarchie war. »Die Einzigen«, dachte ich laut.
Griffin nickte. »Das wäre eine Möglichkeit. Aber letztendlich wirst du vielleicht akzeptieren müssen, dass du es nie herausfindest. An irgendeinem Punkt müssen wir alle versuchen, ein wenig darauf zu vertrauen, dass sich selbst hinter dem Chaos irgendein Sinn verbirgt.«
»Das ist ein schöner Gedanke, Griff.«
Und das meinte ich auch so. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich schon dazu bereit war, ihn mir aufs T-Shirt drucken zu lassen.
KAPITEL SECHSUNDDREISSIG
»Ein guter Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens Gutes hervor; und ein böser Mensch bringt aus seinem bösen Schatz Böses hervor.«
MATTHÄUS 12, 35
I ch spürte, dass er mir schon seit ein paar Häuserblocks folgte. Ich hielt an, lehnte mich gegen eine Steinmauer und wartete.
Er kam auf mich zu, sein Gang war wiegender als je zuvor. Ich fragte mich, ob er je wirklich er selbst war, wenn er mit mir zusammen war.
»Was willst du, Phoenix?«
»Ich gehe für eine Weile weg. Ich wollte Auf Wiedersehen sagen.« Er lächelte, aber das Lächeln war leer. Es enthielt nichts.
»Schön, auf Wiedersehen.«
»Wir sind miteinander verbunden, Violet. Das kannst du nicht verleugnen. Du hast mir etwas gegeben, das du nie jemand anderem geben kannst, noch nicht einmal ihm, und ich habe dir einen Teil von mir gegeben, als ich dich geheilt habe. Zwischen uns gibt es ein Band.«
Ich wollte nicht in ein Gespräch darüber verstrickt werden, was zwischen uns passiert oder nicht passiert war.
»Ich bin eine Grigori, Phoenix. Dafür hast du gesorgt. Jetzt, wo ich eine bin, werde ich mich nicht vor meiner Verantwortung drücken. Wenn du Ärger machst, schicke ich dich zurück ins Engelreich.«
»Du meinst, dann tötest du mich.« Seine Lippen zuckten und seine Augen wurden ein bisschen schmaler.
Ich hielt seinem Blick stand und antwortete: »Wenn es sein muss.«
»Das hast du in vielerlei Hinsicht schon getan.«
Eine winzige Sekunde lang glaubte ich, den wahren Teil von ihm zu sehen, von dem ich geglaubt hatte, dass er nicht existierte. Aber kaum dass ich ihn erspäht hatte, war er auch schon weg.
»Jedenfalls«, fuhr er in einem leichteren Tonfall fort, »hat es auch Vorteile, wenn man ein Phoenix ist. Wie es aussieht, kann keiner von uns vor seinem Schicksal davonlaufen.«
Er streckte die Hand aus und ergriff ein paar Strähnen von meinem Haar, die er sich um die Finger wickelte. Ich zog den Kopf zurück, aber er ließ nicht los. Seine kalten Augen blitzten mich an und ich fühlte, wie mir ein Schauer den Rücken hinunterlief. Ich zog wieder, und dieses Mal ließ er mein Haar über seine Hand gleiten. Das erinnerte mich an etwas.
»Die Goldfäden, die um dich herumwirbeln. Sie haben sich in jener Nacht damals auch um mich gewickelt.«
»Ein Erbe meiner Mutter. Ihr Haar war das erste Gold.«
»Wie dein Haar ein Opal ist.«
Er lächelte, aber wieder lag nichts in seinem Lächeln – nur Leere. Nachdem er mich einen Moment lang gemustert hatte, fragte er: »Woher wusstest du, dass sie in dieser Nacht kommen würden? Hast du sie wirklich auf diese Entfernung wahrgenommen?«
»Warum?«, fragte ich ausweichend.
»Ich habe versucht, dahinterzukommen, wie du das angestellt hast. Das waren nicht die normalen Grigori-Sinne – du hast sie mit einem Gesicht gefunden, nicht wahr?«
Ich schaute weg und schwieg, unsicher, was ich jetzt zu ihm sagen sollte und ob ich überhaupt die Antwort darauf wusste. Obwohl ich ihn nicht anschaute, fühlte ich, wie sein starrer Blick auf meiner Haut brannte.
»Hmm … ich
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