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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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zum ›Tagebuch‹ des Sir Humphrey Davy zurück.
    Diese Arbeit war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, selbst nicht nach dem Ableben des Verfassers, wovon jeder, der von Autorschaft etwas versteht, sich bei oberflächlicher Prüfung des Stils überzeugen kann. Auf Seite  in der Mitte lesen wir z. B. in bezug auf seine Nachforschungen über Stickstoff-Oxydul: ›In weniger als einer halben Minute, Atmung fortgesetzt, ließ allmählich nach, und ihnen folgte ähnlich dem eines leichten Drucks auf allen Muskeln.‹ Daß nicht die Atmung es war, die ›allmählich nachließ‹, erhellt nicht allein aus dem nachfolgenden Text, sondern schon aus der Wahl des Plurals ›ihnen‹. Der Satz war zweifellos so gemeint: ›In weniger als einer halben Minute (währenddem die Atmung fortgesetzt wurde, ließen diese Gefühle) allmählich nach, und ihnen folgte (ein Empfinden), ähnlich dem eines leichten Drucks auf allen Muskeln.‹ Hundert solcher Stellen beweisen, daß dieses so unüberlegterweise der Öffentlichkeit übergebene Manuskript lediglich ein für den Schreiber selbst bestimmtes Konzeptbuch gewesen ist; doch ein Blick in den Artikel genügt, um jeden Denkenden von der Wahrheit meiner Auffassung zu überzeugen. Tatsache ist, daß Sir Humphrey Davy der letzte war, sich in wissenschaftlichen Dingen bloßzustellen. Er hatte nicht nur eine außergewöhnliche Abneigung vor aller Quacksalberei, sondern eine krankhafte Furcht, als Quacksalber zu erscheinen; so sehr er also überzeugt gewesen sein mag, im vorliegenden Falle auf der rechten Fährte zu sein so würde er das doch nie ausgesprochen haben, ehe er nicht alles zur praktischen Beweisführung bereit gehabt hätte.
    Ich bin überzeugt, er wäre in seiner Sterbestunde unsagbar unglücklich gewesen, wenn er hätte ahnen können, daß seine Wünsche, das Tagebuch mit seinen kurzen Notizen und halben Vermutungen solle verbrannt werden, unberücksichtigt bleiben würden – wie es der Fall gewesen zu sein scheint. Ich sage ›seine Wünsche‹, denn daß er dieses Notizbuch zu den diversen Papieren gezählt zu sehen wünschte, die ›zum Verbrennen‹ bestimmt waren, darüber, denke ich, kann man nicht im Zweifel sein. Ob es ein Glück oder ein Unglück war, daß es den Flammen entging, bleibt zu entscheiden. Daß die oben angeführten Stellen nebst anderen, auf die ich hingewiesen habe, Kempelen den entscheidenden ›Wink‹ gaben, steht für mich außer Zweifel; aber ich wiederhole: es bleibt abzuwarten, ob diese wichtige Entdeckung (wichtig unter allen Umständen) der Menschheit im großen einen Dienst erweist oder nicht; Narrheit aber wäre es, auch nur einen Augenblick anzuzweifeln, daß Kempelen und seine nächsten Freunde reiche Beute machen werden. Sie werden schwerlich so dumm sein, nicht beizeiten durch Ankauf von Häusern und Land für ›Realitätenbesitz‹ zu sorgen.
    In dem kurzen Bericht Kempelens, der in der Heim-Zeitung erschien und seither vielfach nachgedruckt worden ist, scheint der Übersetzer des deutschen Originalartikels, der diesen Artikel einer der letzten Nummern der Preßburger Schnellpost entnommen haben will, einiges mißverstanden zu haben.
    ›Viele‹ ist offenbar (wie das oft geschieht) mißverstanden, und was der Übersetzer mit ›sorgen‹ widergibt, heißt wahrscheinlich ›leiden‹, was in seiner wahren Bedeutung dem ganzen Bericht ein völlig anderes Gepräge geben würde; aber natürlich sind das zum großen Teil nur Mutmaßungen von mir.
    Wie dem auch sei, Kempelen ist seinem äußeren Gebaren nach keineswegs ›ein Misanthrop‹. Meine Beziehungen zu ihm waren rein zufällig und ermächtigen mich kaum zu der Behauptung, ihn zu kennen; aber einen Mann von so hervorragender Bedeutung, wie er sie erlangt hat oder in wenigen Tagen erlangen wird, gesehen und gesprochen zu haben, ist keine so uninteressante Sache.
    Die Literarische Welt (vermutlich irregeführt durch den Artikel in der Heim-Zeitung ) behauptet, er sei aus Preßburg gebürtig, ich bin aber in der Lage, positiv festzustellen – ich habe es aus seinem eigenen Munde –, daß er in Utica, im Staate Neuyork, geboren ist, obgleich seine Eltern beide, wie ich glaube, aus Preßburg stammen.
    Die Familie ist weitläufig verwandt mit Maelzel, bekannt durch den automatischen Schachspieler*. [ *  Der Erfinder des Schachspielers war W. v. Kempelen (). Die Maschine wurde später an Maelzel verkauft. (Anm. d. Übers.)] Seine äußere Erscheinung ist klein

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