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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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zu erlangen hoffst; wenn du Treue gegen deinen Gebieter und Ergebenheit gegen seine Tochter fühlst: so eile, meine Botschaft zu bestellen. Raste nicht, halte nicht an, schone deinen Sporn nicht, sondern eile Tag und Nacht weiter, bis du die Küsten des Meeres erreicht hast; nimm den ersten Kahn und eile mit Ruder und Segel nach Ceuta und ruhe nicht eher, als bis du diesen Brief dem Grafen, meinem Vater, gegeben hast.«
    Der Jüngling steckte den Brief in seine Brust.
    »Vertraut mir, Fräulein,« sagte er, »ich werde weder anhalten, noch mein Roß von dem Wege abwenden, noch einen Blick rücklings werfen, bis ich Graf Julian erreicht habe.«
    Er bestieg sein schnelles Roß, flog mit ihm über die Brücke und ließ bald das grüne Thal des Tajo hinter sich.
    Sechstes Kapitel.
    Don Roderich erhält eine außerordentliche Gesandtschaft.
    Don Roderich’s Herz war durch Sinnlichkeit noch nicht so verderbt, daß das Unrecht, dessen er sich gegen die unschuldige Florinda schuldig gemacht, und die Schande, welche er über ihr Haus gebracht, nicht schwer auf seinem Herzen gelastet hätte; eine Wolke begann sich auf seine sonst so klare und runzellose Stirn zu lagern.
    Der Himmel deutete zu jener Zeit, sagen die alten spanischen Chroniken, auf eine wunderbare Weise den Zorn an, mit welchem er den Monarchen und sein Volk als Strafe für ihre Sünden heimzusuchen beabsichtigte, und wir dürfen, sagen dieselben strenggläubigen Geschichtserzähler, weder staunen noch ungläubig sein, wenn wir in den Blättern der nüchternen und bescheidenen Geschichte auf Zeichen und Wunder stoßen, welche über die Wahrscheinlichkeit des gewöhnlichen Lebens hinausgehen; denn die Revolutionen der Reiche und der Sturz mächtiger Könige sind furchtbare Ereignisse, welche die physische so gut wie die moralische Welt erschüttern und oft durch wundervolle Vorzeichen und Winke des Himmels angedeutet werden. Unter dergleichen einleitenden Bemerkungen gehen die vorsichtigen, aber leichtgläubigen Geschichtschreiber der ältern Zeiten zu einem wundervollen, prophetischen und zauberartigen Begebniß über, welches in der alten Geschichte mit dem Schicksale Don Roderich’s zusammenhängt, welches aber neuere Zweifler gern als eine apokryphische Sage arabischen Ursprungs hinstellen.
    Der Sage nach begab es sich also, daß ungefähr um diese Zeit, als Don Roderich eines Tags, von seinen Edeln umgeben, in der alten Stadt Toledo auf seinem Throne saß, zwei Männer von ehrwürdigem Aeußern in den Audienzsaal traten. Ihre schneeweißen Bärte gingen ihnen bis auf die Brust herab, und ihre grauen Haare waren mit Epheu umflochten. Sie waren in weiße Gewänder von fremdem oder altem Schnitte gekleidet, welche bis auf den Boden reichten, und trugen Gürtel, auf welchen die Zeichen des Thierkreises gewebt waren und an denen große Bündel von Schlüsseln aller Art und Gestalt hingen.
    Nachdem sie sich dem Throne genähert und sich verbeugt hatten, sagte einer der alten Männer:
    »Wisse, o König, daß in uralter Zeit Herkules von Lybien, der Starke genannt, nachdem er seinen Pfeiler an der Meerenge aufgerichtet hatte, in der Nähe dieser alten Stadt Toledo einen Thurm erbaute. Er baute denselben wunderbar stark und vollendete ihn durch Zauberkunst, indem er ein furchtbares Geheimniß in demselben einschloß, welches nimmer ohne Gefahr und Unheil zu durchdringen ist. Um dieses schreckliche Geheimniß zu schirmen, schloß er den Eingang zu dem Gebäude mit einem mächtigen Eisenthore, an welches er ein großes Schloß von Stahl legte; auch gab er Befehl, daß jeder König, welcher auf ihn folgen würde, ein anderes Schloß an das Thor legen solle; Wehe und Verderben aber kündigte er dem an, der je das Geheimniß des Thurms entdeckte.«
    »Die Wache über das Portal war unseren Vorfahren anvertraut worden und blieb seit den Tagen des Herkules von Geschlecht zu Geschlecht bei unserer Familie. Viele Könige haben von Zeit zu Zeit das Thor öffnen lassen und haben in den Thurm zu treten versucht; sie mußten ihre Verwegenheit aber theuer büßen. Einige fielen auf der Schwelle todt nieder, andere wurden von Schrecken bewältigt, als sie die furchtbaren Klänge hörten, welche die Grundsäulen der Erde erschütterten, und beeilten sich, das Thor wieder zu schließen und seine tausend Schlösser daran zu hängen.«
    »Auf diese Weise ist, seit den Zeiten des Herkules, noch kein Sterblicher in die inneren Gemächer des Gebäudes eingedrungen, und ein tiefes

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