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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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war einer der wenigen Plätze, wo während dieser denkwürdigen Eroberung die Tapferkeit der Gothen sich in ihrem ganzen alten Glanze zeigte.
    Während das Heer der Moslemen vor der Stadt lag, stießen zu ihm der Renegat Magued und der Verräther Graf Julian nebst tausend Reitern, größtentheils abtrünnige Christen, elende Verräther ihres Vaterlandes und in ihrem kriegerischen Thun wilder noch, als die Araber der Wüste. Um sich bei Musa in Gunst zu setzen und seine Anhänglichkeit an die Sache des Islam darzuthun, übernahm es der Graf, durch eine arge Kriegslist diese tapfere Stadt in die Hände der Mauren zu liefern.
    Eines Abends in der Dämmerstunde kamen eine Anzahl Christen, die als Handelsleute gekleidet waren, an einem der Thore an und hatten einen Zug Maulthiere, die mit Waffen und manchfachem Kriegsgeräthe beladen waren, bei sich.
    »Oeffnet das Thor schnell!« riefen sie: »wir bringen Vorrath für die Besatzung; aber die Araber haben uns entdeckt und sind uns auf den Fersen.«
    Das Thor wurde geöffnet, die Handelsleute zogen mit ihren Lastthieren ein und wurden freudig empfangen. Speise und Trank wurde ihnen vorgestellt, und nachdem sie sich erfrischt hatten, begaben sie sich in die ihnen angewiesenen Wohnungen.
    Diese angeblichen Handelsleute waren Graf Julian und eine Anzahl seiner Getreuen. In der Mitternachtsstunde stahlen sie sich still heraus, sammelten sich an einem verabredeten Platze und zogen dem sogenannten Thore von Cordova zu. Hier fielen sie plötzlich über die nichts ahnenden Wachen her, ließen sie über die Klinge springen, öffneten das Thor und ließen eine große Abtheilung arabischer Krieger herein.
    Der Klang von Trompeten und Trommeln und der Hufschlag der Rosse weckten die armen Bewohner aus dem Schlafe. Die Araber jagten durch alle Gassen; ein furchtbares Blutbad begann, worin Niemand verschont wurde, als solche weibliche Wesen, die jung und schön waren und den Harems der Sieger zur Zierde zu dienen hoffen ließen. Die Ankunft Musa’s machte der Plünderung und dem Gemetzel ein Ende, und er gestand denen, die noch am Leben waren, günstige Bedingungen zu.
    So fiel die tapfere kleine Stadt Carmona, nachdem sie den offenen Angriffen der Ungläubigen den edelsten Widerstand geleistet, als ein Opfer der Verrätherei abtrünniger Christen. [Fußnote:
Chron. gen. de Espana, por Alonso el Sabio , p. III. c. 1.
– Der Verf. ]
    Achtes Kapitel.
    Musa zieht gegen die Stadt Sevilla.
    Nach der Einnahme von Carmona stieg Musa in eine stolze Ebene hinab, welche mit Getraidefeldern bedeckt und mit Obst-und Blumengärten geschmückt war, durch die der sanft gleitende Guadalquivir floß. An den Ufern des Flusses lag die alte Stadt Sevilla, von römischen Mauern umgeben und durch ihren goldnen Thurm vertheidigt. Da Musa durch seine Kundschafter erfuhr, daß die Stadt die Blüthe ihrer Jugend in der Schlacht am Guadalate verloren hatte, erwartete er einen nur schwachen Widerstand. Es war jedoch noch eine bedeutende Truppenabtheilung innerhalb der Mauern, und was ihnen an Zahl abging, ersetzte ihre Kühnheit und Entschlossenheit.
    Viele Tage widerstanden sie mit dem größten Muthe den Angriffen des Feindes und vertheidigten ihre Mauern beherzt; allein der Mangel an Kriegsbedarf und die überlegene Macht und Geschicklichkeit des belagernden Heeres ließ ihnen keine Hoffnung, lange ausdauern zu können.
    Es waren zwei junge Ritter von ungewöhnlicher Tapferkeit in der Stadt. Sie sammelten die Krieger um sich und redeten sie so an:
    »Wir sind nicht im Stande, die Stadt zu retten; aber uns wenigstens können wir retten und so manchen kräftigen Arm für den Dienst unseres Vaterlandes erhalten. Laßt uns einen Weg durch das Heer der Ungläubigen bahnen, und suchen wir irgend eine sichere Veste zu erreichen, woher wir mit neuer Verstärkung zurückkehren können, um die Stadt zu entsetzen.«
    Der Rath der jungen Ritter wurde angenommen. In der Dunkelheit der Nacht versammelte sich die Besatzung, ungefähr dreitausend Mann, die größtentheils beritten waren. Sie brachen plötzlich aus einem der Thore und stürzten in dicht gedrängter Masse auf das Lager der Sarazenen, das nachlässig bewacht wurde; denn die Moslemen erwarteten eine solche That der Verzweiflung nicht.
    Das Lager wurde ein Schauplatz großen Gemetzels und Gewirres; von beiden Seiten fielen viele Krieger. Die beiden tapfern Anführer der Christen blieben, mit Wunden bedeckt, auf dem Kampfplatz; der treuen Schaar jedoch gelang es,

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