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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Steingruber
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niemals machen! Er und dein Anderl sind doch alleweil gute Freunde gewesen. Also, naa, Adlerwirt, das kann ich nit glauben.«
    »Glaub's oder glaub's nit. Dem Liebeiner sein Bub hat's ja bestätigt.«
    »Dann lügt er!«, rief Ilse Jaus schrill. Sie glaubte, ihren Sohn gut zu kennen. Sie glaubte ihn so gut zu kennen, um genau zu wissen, dass ihr Martin zu einer solchen Tat nicht fähig sei.
    Glücklicherweise war Martin nicht zugegen. Denn Ilse Jaus hatte ihn hinüber ins Nachbardorf Reitzenstein geschickt. Dort musste er eine wollene Weste abliefern, die Ilse Jaus im Auftrag einer Bäuerin gestrickt hatte.
    »Der Bub ist nit da, Adlerwirt«, sagte sie.
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß nicht. Spielen wird er halt sein«, sagte sie hilflos.
    »So ist's recht«, knurrte der massige Mann. »Da haut er einen Buben vom Baum runter, bringt ihn um und geht hernach zum Spielen.«
    »Noch ist ja dein Anderl nit tot.«
    »Was weißt denn du?«, grölte er sie an. In ihm war die Hilflosigkeit eines verzweifelten Vaters, die ihm nun jeglichen Weitblick oder auch den Überblick nahm. Er war sonst ein sehr besonnener Mann, aber jetzt verlor er ganz einfach seine Beherrschung.
    »Noch einmal sag ich's dir Jausin: Wenn's mein Anderl nit überlebt, dann geh ich mit dir auf die Justiz, damit man dir sagt, dass du besser auf deinen Buben aufzupassen hast.«
    Ilse Jaus fühlte heiße Angst in sich hochsteigen. Sie musste die Drohung des Adlerwirts durchaus ernst nehmen.
    »Aber ich kann doch den Buben nicht anbinden, so wie du deinen und dein Madl auch nit anbinden kannst.«
    »Meine Kinder haben noch nie einen Schaden angerichtet«, sagte der Löwinger. Sein erster Zorn war nun verraucht. Aus diesem Grunde ließ er von Ilse Jaus ab. Er stieß noch ein paar finstere Drohungen hervor und kehrte dann ins Gasthaus zurück. Am anderen Tag stellte es sich heraus, dass Anderl Löwinger sehr schwer verletzt war, aber seine Verletzungen wohl überleben würde. Allerdings war da etwas, worüber die Ärzte schwiegen. Ihre Gesichter drückten Besorgnis aus.
     
    *
     
    Die Löwingers hatten das Gasthaus an diesem Tage zugesperrt und waren gemeinsam mit Berta und Barbara in ihrem Auto in die Stadt gefahren.
    Bleich und bandagiert lag Anderl in seinem Bett. Man hatte ihn so verpackt, dass er sich nicht rühren konnte. Die Ärzte erklärten den Löwingers, dass der Bub etliche Knochenbrüche erlitten hätte. Diese Brüche jedoch schienen es nicht zu sein, was die Ärzte beunruhigte.
    Später sprachen Hanna und Max Löwinger mit einem Arzt.
    »Nun ja«, meinte der auf die besorgten Fragen der Eltern, »der Bub hat neben den Knochenbrüchen durch den Aufprall einen Lungenriss erlitten. Doch haben wir das in den Griff bekommen, und wir können Ihnen versichern, dass das wieder vollständig ausheilen wird.«
    »Also wird er wieder gesund?« fragte Hanna bang.
    Der Arzt zögerte.
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach ja«, bestätigte er. »Doch müssen wir zunächst abwarten, wie sich seine Genesung entwickeln wird. Sie können aber ganz unbesorgt nach Hause gehen.«
    »Gottlob«, sagte Hanna später zu ihrem Mann. »Gott sei Dank, dass ihm nit Schlimmeres passiert ist. Wenn ich mir vorstelle, dass wir unser Buberl auf den Kirchhof bringen müssten. Naa, naa, Max! Naa, das tät ich nicht überstehen.«
    Der Adlerwirt legte den Arm um die Schulter seiner Frau.
    »Es wird schon werden, Hanna«, versicherte er.
    Nachdem die Sache zunächst harmloser anmutete, als man es zu hoffen gewagt hatte, gab der Adlerwirt Ruhe. Ein paar Tage später ging er hinüber zum Häusel der Ilse Jaus.
    »Jausin, sei mir nit bös, dass ich so arg und grob gewesen bin«, entschuldigte er sich bei der zierlichen Frau. »Aber wie die Sache mit dem Buberl passiert ist, da bin ich halt durchgedreht.«
    Ilse Jaus betrachtete den Wirt mit kritischen Blicken. In all den Tagen war in ihr schreckliche Furcht gewesen. Sie hatte ganz einfach Angst, er könnte ihr am Gericht in Innsbruck einen Prozess anhängen. Möglicherweise hätte sie dann viel Geld bezahlen müssen. Geld, das sie nun einmal nicht hatte.
    »Jetzt geh weiter, Jausin. Mach nit ein so finsteres Gesicht. In ein paar Wochen hupft der Anderl wieder mit den Kindern umeinander. Ich bin gekommen, weil ich dich fragen wollt, ob du nit heut auf d' Nacht ein bissel bei uns aushelfen könntest. Der Schützenverein hat seine Jahresversammlung, und da geht es doch alleweil hoch her, das weißt du ja.«
    Sie nickte. Dann seufzte sie.
    »Ja,

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