Es duftet nach Liebe (German Edition)
wie eine dumme Holzpuppe. Mir ist schlecht. Von wegen, ich rege mich grundlos auf!
„Gar nicht!“, protestiert er und drückt seinen Kopf an meine Schulter. „Ich wollte … dachte … wenn du nachher fertig bist, dann könnten wir ja einen Film …“
„Ja? Was?“, verstehe ich ihn nicht recht.
Er streckt sich und umklammert mich plötzlich so heftig, dass es mir die Luft aus den Lungen treibt.
„War einkaufen … habe dein Buch geholt … und dann Videothek …“, erklärt er mir. Ich ringe um Atem. Das beirrt ihn nicht. Er ist erstaunlich kräftig, hätte ich gar nicht gedacht.
„Wollte was Nettes und was zu Vögeln …“, stammelt er weiter.
„Wie bitte? Du wolltest einen Porno?“, keuche ich entgeistert.
„Nein!“, heult er. „Vögel! Amsel, Drossel, Fink und Star! Für die Kinder im Kindergarten! Das habe ich auch gesagt …“
„Oh Gott!“, beginne ich zu begreifen.
„Und da waren so ein paar Typen. Haben mich nicht erklären lassen, sondern mir voll eine gezimmert! Dachten, ich sei sonst was!“, klagt er sein Elend.
Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es fast witzig. Was zu Vögeln für die Kinder … „Ach Mann, Petti“, seufze ich.
„Scheiß Stadt!“, jammert er.
„Schon gut, schon gut!“, rede ich auf ihn ein. „Das ist echt dumm gelaufen.“ Vermutlich die Untertreibung des Jahrhunderts.
„Die Einkäufe und dein Buch habe ich außerdem noch im Krankenhaus vergessen!“, fällt ihm ein. „Ich bin so ein Versager! Erst gehe ich dir hier voll auf den Geist und dann das auch noch!“
„Petti, mach mal halblang. Ein paar Vollidioten haben dich falsch verstanden und einen auf Macho-Lynchjustiz gemacht. Das war nun gewiss nicht deine Schuld. Und du nervst mich nicht, ich muss nur gerade lernen, das ist alles. Ich wollte dich nicht rausschmeißen! Ich dachte, du amüsierst dich vielleicht sogar … Dass das so nach hinten losgeht, war nun gewiss nicht beabsichtigt! Warst du bei der Polizei?“, versuche ich ihn wieder zu erden.
Zum Loslassen bewegt ihn das auch nicht, er verlagert lediglich sein Gewicht, sodass aus dem Klammern ein Ankuscheln wird. Er ist immer noch ganz schön kalt von draußen. Auch wenn es armselig klingen mag: Ein bisschen knuddeln kann ich auch wirklich mal wieder vertragen. Es ist ewig her, dass das Mal jemand mit mir gemacht hat.
„Ja! Der Videothek-Typ hat die sofort gerufen. Den Kerl, der mich geschlagen hat, haben sie auch. Und im Krankenhaus war ich ja ebenfalls. Ist wohl nicht so schlimm, aber wie sieht das denn aus im Kindergarten! Was ist das für ein Mist, dass man eine gelangt kriegt, wenn man einen Kinderfilm ausleihen will!“, regt er sich auf.
„Klar geht das nicht, das wird dieser Schläger schon noch lernen dürfen. Petti, das passiert hier nicht ständig! Du hattest einfach ein Riesenpech“, rede ich weiter auf ihn ein. Und er hat mal wieder recht undurchdacht gequasselt, doch das ist nun mal kein Verbrechen. Ihm ein Veilchen auf sein Veilchen-Auge zu verpassen, das schon. „Und das mit den Sachen ist nicht schlimm, die können wir morgen abholen.“ Hoffe ich zumindest. Bei dem Wetter und einem demolierten Petti in der Küche renne ich jedenfalls jetzt nicht los, um die Mettwurst und ein Buch über Huferkrankungen zu retten.
„Ach, Mann!“, stöhnt er. Er hat aufgehört zu weinen, seine Laune ist nichtsdestotrotz weiterhin im Keller. Ich hätte mir mal nicht so voreilig wünschen sollen, dass er auch mal so mies drauf ist wie der Rest der Menschheit. Pettis Geputze war zwar anstrengend, aber noch anstrengender ist es, niemanden in der Wohnung zu haben, der einen nerven kann oder gar jemanden vor sich zu haben, der niedergeschlagen schaut, wo sein Normalzustand doch eigentlich Lächeln ist.
Das ist doch mal ein Plan!
„Du wolltest einen Film mit mir schauen?“, besinne ich mich. Er hebt den Kopf und sieht mir jetzt aus nächster Nähe ins Gesicht. Seine rechte Gesichtshälfte ist ganz schön geschwollen und schillert farbenfroh. Der Kerl, der ihn verdroschen hat, muss ganz schön große Hände gehabt haben.
„Ja“, erwidert er gedehnt und starrt mir auf die Nasenspitze, bis er fast schielt. „Du brauchst doch auch was Schönes, wenn du die ganze Zeit nur arbeitest! Du bist so nett und es ist so lieb von dir, dass ich hier in Evas Zimmer wohnen darf! Und außerdem …“ Er verstummt. Genau genommen schielt er mir gar nicht auf die Nase. Sein Blick geht weiter runter. Er starrt auf meinen Mund. Der Griff seiner
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