Es duftet nach Liebe (German Edition)
erhellt ihr schönes Gesicht und ihre Augen leuchten wie warmer Sonnenschein.
„Ja.“
Indianische Frauennamen:
Satinka - verzauberte Tänzerin
Nayeli - ich liebe dich / Geliebte
Viel zu viele Veilchen
von Isabel Shtar
Es ist weniger das enervierende Geräusch als der alles durchdringende Gestank, der mir gerade den letzten Nerv zu rauben droht. Das Geschrape auf dem Laminatboden jenseits der Tür allein deutet daraufhin, dass mein neuer Mitbewohner dort mindestens Ebola-Erreger vermutet. Besonders viele davon scheinen sich direkt vor meiner Zimmertür zu befinden, sodass es unumgänglich ist, da ständig mit dem Wischmopp gegen zu donnern. Gegen diesen Terror helfen immerhin Kopfhörer, obwohl ich mich bei Musik auch nicht sonderlich gut konzentrieren kann. Gegen den Geruch des Putzmittels hilft hingegen gar nichts. Ich habe versucht, mir die Nase zu zuhalten. Doch das Zeug ist derart aufdringlich, dass es durch alle Poren dringt und das Geruchszentrum im Hirn in den Ausnahmezustand versetzt.
Ich weiß, was der Muff synthetisch nachahmt: Veilchen. Wer zur Hölle kommt auf die Idee, dass Veilchen für keimfreie Reinlichkeit und blitzende Böden stehen? Irgend so ein blöder Werbefritze, klar. Warum nur, warum? Ich glaube fast, aus reinem Sadismus oder weil ansonsten alle anderen Blumen zur Beduftung von Putzmitteln schon durch waren. Ich wette, dass auf der Flasche irgendetwas mit „Frühlingsfrische“ oder „Blütenzauber“ steht, Worte, die auch nur im Reklamedeutsch ihre Existenzberechtigung haben.
Wenn draußen trotz der Jahreszeit immer noch Schnee liegt, dann soll man wenigstens drinnen alles derart bedieseln, dass der ungeneigte Zeuge fast meint, Heidi und Geißenpeter am Horizont erscheinen zu sehen.
Mit Heidi wird das zwar nichts hier, Peter ist hingegen gar nicht so falsch. Das schrubbende Elend jenseits der Tür heißt so. Ich verfluche im Stillen meine Gutmütigkeit, einfach ja und Amen gesagt zu haben, als meine Mitbewohnerin Eva mich gefragt hat, ob es okay sei, wenn ihr kleiner Bruder ihr WG-Zimmer während ihres Auslandssemesters übernimmt. Es hörte sich nach einer einfachen Lösung an, und Eva hat Stein und Bein geschworen, dass „Petti“ voll in Ordnung sei. Dass das im Klartext heißt, dass er einen Ordnungsfimmel hat, ist mir erst rückwirkend klargeworden.
Ich halte die Luft an und schließe die Augen. Ich muss mich wirklich konzentrieren! Nächste Woche gehen die Zwischenprüfungen los. Ich bin sowieso schon spät dran mit ihnen, da ich mich anders als andere Studenten neben den Vorlesungen und Seminaren selbst um meinen Lebensunterhalt kümmern muss. Sicher wären meine Eltern eigentlich in der Lage und verpflichtet, mir unter die Arme zu greifen, aber auf das Hickhack hatte und habe ich keine Lust. Auch in Zeiten steigender Toleranz und Anerkennung gibt es Väter, die ihre schwulen Sprösslinge am liebsten aus ihren Leben streichen würden. Meiner ist leider einer von dieser hoffentlich aussterbenden Sorte. Ich will das jetzt auch nicht platt walzen, das geht ja schon seit Jahren so. Das Ende vom Lied ist auf jeden Fall, dass ich nun dringend die Prüfungen ablegen muss, wenn mir nicht das Bisschen, das ich durch ein Kleinstipedium noch dazu kriege, auch noch gestrichen werden soll.
Wie in Dreiteufelsnamen soll man sich die gängigen Krankheiten, die eine Kuh so kriegen kann, und ihre Behandlungsmöglichkeiten vernünftig einprägen, wenn man beinahe an Veilchenduft erstickt? Das passt doch überhaupt nicht zusammen! Ich studiere Tiermedizin und bin nun wirklich nicht empfindlich, was gewisse Dünste angeht, doch das hier geht zu weit!
Frustriert werfe ich den Kopfhörer beiseite und absolviere einen Hopsparcourt über die Zettel- und Bücherstapel quer durchs Zimmer, bis ich endlich in Reichweite der Türklinke bin.
Trotz meiner vor sich hinköchelnden Wut bin ich nicht immun gegen einen jähen Schrecken.
„Guten Morgen, Konrad!“, jubelt mir die Putzfee entgegen. Er stand direkt jenseits der Schwelle, sodass ich beinahe in ihn hinein gerast bin. Mein Herz testet kurz, ob es nicht reif sei für einen kleinen Ausfall.
„Oh Gott!“, japse ich reichlich überfahren.
Er hingegen scheint unsere Beinahe-Kollision deutlich besser wegzustecken. Vielleicht ist er von den Veilchendämpfen auch schon total high, sodass ihn gar nichts mehr aus der Ruhe bringt. Statt über mein abruptes Auftreten erschrocken zu sein oder gar so etwas wie Gewissensbisse wegen
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