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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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»Sag mal, Bernhard, hast du wirklich den kleinen Jean umgebracht?«
    Sigis Magen krampfte sich zusammen. Er sah, wie alle Farbe aus dem Gesicht seines Vaters wich. Er wurde weiß bis in den Bart hinein. Die Tasse in seiner Hand begann zu zittern, der Kaffee schwappte über und netzte den guten Anzug. Hart stellte er sie auf die Tischplatte zurück. Mühsam stand er auf.
    »Das kannst du von mir denken, Katrin?«
    Zornig war auch Kardow aufgesprungen und fuhr seine Frau an: »Du bringst mich mit deiner Zunge noch ins Grab.«
    Waldhoff wandte sich zur Tür. Kardow versuchte, ihn am Rock zu halten, doch Waldhoff schien das nicht zu spüren. Schließlich rief er ihm nach: »Denk daran, Montag brauche ich die Kuh schon um sieben.«
    Als er merkte, dass Waldhoff ihn nicht hören wollte, redete er auf Sigi ein: »Sag ihm, dass ich die Kuh brauche. Um sieben, hörst du?«
    »Ja, Onkel Kardow.«
    Stumm gingen die beiden fort, Hand in Hand. Vorsichtig schaute Sigi dem Vater ins Gesicht. Da sah er, dass die Tränen glitzernde Spuren darin gezeichnet hatten.
    Als sie in die Mühlenstraße einbogen, schnäuzte Waldhoff sich, blieb einen Augenblick stehen und sagte dann: »Davon wird Mutter nichts erfahren, hörst du?«
    »Gut«, versprach Sigi.

5
    Höchste Zeit für Ferien«, schimpfte der dicke Wim und warf seine Schultasche über sechs Tische hinweg auf seine Bank. »Der Mief von geölten Böden und Tafelkreide macht mich noch krank, verdammt noch mal.«
    »Wer flucht hier?« Scharf übertönte Lehrer Coudenhovens Frage den Lärm.
    Schon schlecht, dachte Sigi. Er hat sein übliches Schwätzchen mit Fräulein Duttmeier ausgelassen.
    Der dicke Wim meldete sich.
    »Wir sind bei der Silbentrennung, mein Junge.«
    Herr Coudenhoven schloss das Pult auf und holte den Haselnussstock aus der Schublade. »Trenne diese unerwünschten Wörter, mein Junge! Na, wird es bald?«
    Der dicke Wim stotterte: »Ver-dammt noch mal!«
    »Klatsche dabei in die Hände.«
    Wim wiederholte: »Ver-dammt noch mal«, und bei jeder Silbe klatschte er kräftig.
    »Ausgezeichnet, mein Sohn. Bücke dich tief. Das Klatschen übernehme nun ich.«
    Wim trennte zum dritten Male, doch das »Noch mal« brüllte er laut. Coudenhovens Handschrift war bekannt. Das bekam der dicke Wim zu spüren. Er rieb sich sein Hinterteil.
    Verdammt noch mal, dachte er. Aber vorläufig wollte er das Wort nicht mehr über die Lippen bringen. »Höchste Zeit für Ferien«, murmelte er.
    »Sagtest du etwas, mein Junge?«
    »Och nein, Herr Lehrer.«
    »Gut, setz dich!« Es schien ein schlechter Schlusstag zu werden. Gleich zu Beginn tanzte schon der Stock. Sonst erschien er nur selten und gewiss nicht vor der vierten oder fünften Stunde.
    »Wann haben wir heute frei, Herr Coudenhoven?«, flog es Hein Derko aus dem Mund. Der Lehrer hörte darüber hinweg.
    Los ging es. Silbentrennung. Thema: Schwimmen im Baggersee. Mündlich. Klatschen. Kurzdiktat. Vorlesen. Wiederholung. Klatschen. »Der vergrault mir noch das ganze Baden«, flüsterte Karl zu Sigi hinüber.
    »Ulpius!« Karl schoss hoch.
    »Wie hieß das Wort noch mal, Herr Lehrer?«
    »Komm her, mein Junge.«
    Karl bückte sich, bevor ihn noch der Lehrer dazu aufgefordert hatte. »Es heißt: Baggerlochdampfschifffahrtsgesellschaftskapitän.«
    In der Klasse kicherte es. Zwölf Silben? Karl kroch das Kribbeln in die Knie.
    »Trennen mit Klatschen.«
    Karl begann: »Bag-ger-loch-dampf-schiff-fahrts-ge-sell-schafts- ka-pi-tän.«
    »Wie viele f?«
    »Bei der Trennung drei, sonst zwei.«
    »Gut. Warum?«
    Karl stand immer noch in gebückter Haltung.
    »Bei Selbstlauten hinter dem dritten f …«
    Doch dann stockte er.
    »Weiter!«
    Karl schluckte. Wie war das noch?
    Da rief Sigi plötzlich mit mühsam verhaltener Stimme: »Da, eine Maus!«
    Die Jungen in den letzten Bänken erhoben sich so leise, wie der Lehrer es sich bislang vergeblich gewünscht hatte. Richtig, da kroch sie unter dem Wandschrank hervor. Es war ein kleines, keckes Tier. Kurz vor der ersten Bank fand es ein Krümelchen Brot, knabberte daran, huschte weiter. Sechsundvierzig Augenpaare hingen wie gebannt an dem grauen Frechdachs, der jetzt ganz in der Nähe von Lehrer Coudenhoven Männchen machte und sich den Bart strich. Herr Coudenhoven hob den Stock. Die Jungen hielten den Atem an. Arme Maus! Der Lehrer war im Training. Der Stock zischte nieder, klatschte auf den Boden. Um wenige Millimeter verfehlte er die Maus. Die machte einen Satz und sauste unter die Bänke.
    Herr

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