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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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transportieren. Wenn das Gras nicht aufgehalten wird, wird es, wenn es Amerika bedeckt, Amerikaner bedecken.
    Kein Wunder, daß unser Volk eine merkwürdig konträre Geisteshaltung an den Tag legt. Apathie? Gewiß, es gibt Apathie; man kann sie auf den Gesichtern in der Schlange von Fürsorgeempfängern sehen, die sich fragen, wie lange ein wirtschaftlich stagnierendes Land sich ihre Unterstützung noch leisten kann – auch wenn sie jetzt nur noch aus ein paar ungenießbaren Chemikalien besteht, sogenannten ‚Konzentraten’. Verzweiflung? Bestimmt. Die Aufstände und Plünderungen, vor allem die äußerst heftigen, die neulich in Cleveland und Pittsburgh stattfanden, sind Symptome dafür. Die übervölkerten Kirchen, der erschreckende Anstieg des Mißbrauchs von Drogen und Alkohol, die Sexorgien, die in Baltimore, Philadelphia und Boston praktisch unter freiem Himmel stattgefunden haben, sind Stigmata der Verzweiflung.
    Hoffnung? Ich nehme an, es gibt Hoffnung. Der Kongreß tagt unentwegt, und die Senatoren predigen Tag und Nacht die Vernichtung des Grases. Die Bundeskatastrophenkommission hat den elften Band ihres Berichts vorgelegt und führt zur Zeit Anhörungen durch, um zu bestimmen, wie nah das ausgestorbene Büffelgras mit dem Cynodon dactylon verwandt ist. Jedes Forschungslabor im Lande – außer denen, die mit ihren Konzernen fortgezogen sind – steckt all seine Energien in die Suche nach einer Rettungsmöglichkeit.
    Vielleicht gibt es nur im tiefen Süden, der noch durch die Breite des unteren Mississippi geschützt wird, annähernd echte Hoffnung, obwohl das ironischerweise ein Produkt der Unwissenheit sein kann. Hier sind die Lehnsherren fortgezogen, und die armen Weißen, von der eigenen Sippe nicht unterstützt, haben sich in Teilnahmslosigkeit zurückgezogen. Einige Schwarze sind geflohen, aber für die meisten ist das Gras nur ein Schreckgespenst, das denen, die soviel überlebt haben, keine Angst einjagen kann. Jetzt sind zum erstenmal seit 1877 die Wählerlisten für alle offen, und es gibt wieder Negergouverneure und schwarze Parlamentarier. Und sie regieren, als hätten sie nie etwas anderes getan. Landverpachtungen sind aufgehoben, die großen Plantagen sind enteignet und zu Kooperativen gemacht worden, der Homestead Act von 1862, mit dem allen Siedlern Land zugewiesen wurde, findet jetzt auch im Süden Anwendung, und jeder Bürger hat das Recht, eine Viertelquadratmeile zu beanspruchen. Es gibt eine Menge Gelächter über diese kindliche Art der Gesetzgebung, aber sie zeigt Wirkung und verändert das Antlitz der Region, wobei die Gesetzesmacher selbst gar nichts dagegen haben, Gegenstand des Gelächters zu sein.“
    Alles, was Le ffaçasé schrieb, war nicht nur langweilig, sondern zugleich auch parteiisch und ungerecht. Es traf zu, daß das Kapital schnell aus dem Land abgezogen wurde, aber welche andere Möglichkeit gab es? Zu bleiben und den Versuch zu unternehmen, inmitten der Demoralisierung eine Industrie aufrechtzuerhalten, war offensichtlich undurchführbar. Die Werkshallen blieben, und wenn man eine Möglichkeit fand, das Gras zu besiegen, würden wir sie nur zu gerne wieder öffnen, denn das wäre eine zweckmäßige Handlung, ebenso wie Kapitalflucht eine zweckmäßige Handlung war; der Lebensstandard in den Vereinigten Staaten war jetzt so sehr gesunken, daß es profitabler wäre, billige amerikanische anstatt überbezahlte südamerikanische oder europäische Arbeitskräfte zu beschäftigen.
55.

    Ich hatte kein festes Heim, sondern teilte meine Zeit zwischen Rio, Buenos Aires, Melbourne und Manchester. General Thario und seine Familie lebten in Kopenhagen; er kümmerte sich um unsere europäischen Anlagen, die jetzt ebenso bedeutend wie die südamerikanischen waren. Bevor er die Vereinigten Staaten verließ – und auch später bei jeder Fahrt zurück in die alte Heimat, besuchte er seinen Sohn; keine leichte Sache, da der junge Mann ständig umherzog und es zudem äußerst schwierig war, gegen den Sturzbach in die entgegengesetzte Richtung von Osten nach Westen zu gelangen. Joe hatte die Frau auf dem Schnappschußfoto geheiratet oder sich mit ihr auf so etwas wie eine ständige Verbindung geeinigt – genau habe ich es nie herausbekommen, und die Tharios waren in solchen Einzelheiten bedauernswert sorglos; und sie erwies sich als ebenso exzentrisch wie er. Kein Appell an ihr Eigeninteresse, keine flehentliche Bitte, seine krankhafte Beschäftigung mit dem Gras um seiner Familie

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