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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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gemacht habe, sondern durch den Verlust der westlichen Hemisphäre sogar einen günstigen Zustand erreicht habe. Die Menschheit habe auf ihre sorglosen Fahrten dringend eine Bremse gebraucht, irgendein Mittel, sie in die Schranken zu weisen und ihr den ihr angemessenen Bereich bewußt zu machen. Das Gras hatte als ein solches Mittel gewirkt, und jetzt konnte der Mensch, nachdem er zu Recht gezüchtigt worden war, sich an seine ihm zugedachten Aufgaben machen.
    Diese Vorstellung gewann beinahe sofort öffentliche Unterstützung, jedenfalls soweit sie bis zu den Massen gelangte; prominente Schulmänner stimmten ihr mit ganzem Herzen zu, Staatsmänner gaben ihr – „im Grundsatz“ – ihre Billigung, und der Papst veröffentlichte eine Enzyklika, die eine Rückkehr zu christlicher Ergebenheit und Unterwerfung verlangte. Die Tinte auf den Dankesbezeugungen für die Bestrafung, die eine neue und bessere Geistesverfassung geschaffen hatte, war kaum trocken, da wurde diese Philosophie plötzlich und dramatisch durch die Ereignisse auf die Probe gestellt.
    Die Insel Juan Fernandez, Robinson Crusoes Insel, ein Berggipfel, der vierhundert Meilen westlich von Chile über die Oberfläche des Pazifiks ragte, dicht besiedelt von Flüchtlingen und als Station für Patrouillenboote genutzt, wurde von dem Gras überrannt. Ein unmögliches Geschehen. Jeder Bewohner hatte persönliche Erfahrungen mit dem Gras und war vor seinem Erscheinen ständig auf der Hut. Die Patrouillen kreuzten dauernd zwischen der Insel und dem Festland, für vom Wind herangetragene Samen war die Entfernung zu groß. Die dürftige Hypothese, Seemöven hätten als Träger fungiert, wurde mangels einer besseren akzeptiert.
    Aber der Weltkongreß verschwendete keine Zeit mit Rückblicken. Obwohl zwischen Juan Fernandez und dem nächsten Land im Westen die Entfernung dreimal so groß war wie zwischen der Insel und Südamerika, beschlagnahmte der Kongreß die einzige Insel, auf die es sich möglicherweise ausbreiten konnte, nämlich Sala-y-Gomez, und machte aus ihr eine wahre Festung gegen das Gras. Nicht nur, daß Schiffe die Ufer tagsüber bewachten und die Insel bei Nacht mit ihren Suchscheinwerfern in strahlend helles Licht tauchten, sondern es wurden auch mit Maschinengewehren bestückte schnelle Jagdflugzeuge eingesetzt, die jeden Vogel in tausend Meilen Umkreis vom Himmel holten.
    Die Insel selbst wurde mit einer achthundert Meter dicken Salzschicht bedeckt, nachdem sie mit ausreichend Sprengstoff vermint worden war, um sie völlig in die Luft zu jagen. Die Welt, oder zumindest jener Teil der Welt, der nicht alle Implikationen der Doktrin der Unterwerfung akzeptiert hatte, sah aufmerksam zu. Aber die Schiffe patrouillierten durch ein leeres Meer, das Licht der Suchscheinwerfer wurde nur von den glitzernden Salzkristallen reflektiert, die Zugvögel erreichten nie ihr Ziel. Der Vorposten hatte Bestand. Erneut atmete jedermann leichter.
    Fünfhundert Meilen hinter diesem Brennpunkt lag die Osterinsel Rapa Nui, die Heimat der großen Monolithen, deren Ursprung stets ein Rätsel gewesen war. Diese kolossalen Statuen waren, aufrecht stehend oder flach am Boden liegend, über die ganze Insel verteilt. Immer noch kamen Anthropologen und Archäologen, um sie oberflächlich zu untersuchen, und bei einem solchen Besuch wurde ein unverwechselbares Büschel des Grases gefunden.
    Sofort wurden die Schiffe von Sala-y-Gomez in Marsch gesetzt, aus Australien starteten Flugzeuge mit Tonnen von Salz, und die gesamte Maschinerie des Weltkongresses setzte sich rasch in Bewegung. Aber es war zu spät. Die Osterinsel wurde überschwemmt, als nächstes das unbewohnte Eiland Ducie, und dann folgte Pitcairn, Heimat der Nachkommen der Bounty -Meuterer, bevor irgendwelche Vorsorge getroffen werden konnte. Das Gras übersprang Tausende von Meilen in einem atemlosen Hindernislauf.
    Auf Pitcairn blieb nichts zu tun, als die Bewohner zu retten. Die Schiffe warteten im Hafen, um sie und ihre Habseligkeiten fortzubringen. Die meisten der hellbraunen Männer und Frauen gingen gefügig an Bord, nur der letzte Adams und der letzte McCoy weigerten sich. „Schon einmal wurde unser Volk gezwungen, Pitcairn zu verlassen, und es fand nichts als Unglück. Wir werden auf der Insel bleiben, auf die unsere Väter ihre Frauen brachten.“
    Jetzt konnte das Gras nicht mehr aufgehalten werden, selbst wenn man die Mittel zur Verfügung gehabt hätte. Die Gambier-Inseln, die Tuamotus und die Marquesas

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