Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
Vom Netzwerk:
hergestellt und mich durch eine skrupellos formulierte Anzeige getäuscht, und jetzt, da sie das Interesse verloren hatte, fragte sie leichthin, ob es noch weitere Anstrengungen lohnte. Wer wäre da nicht entrüstet? Und um allem die Krone aufzusetzen, stieß sie plötzlich hervor: „Ich kann hier nicht den ganzen Tag herumtrödeln“, und nachdem sie eine Handvoll des abgemähten Grases genommen hatte, ging sie davon; ihr gewaltiger Körper schwankte hin und her, ihr unordentliches Haar wippte auf und ab, als sie eine schnellere Gangart einschlug. Offenbar entsprachen die Vorzüge ihrer schmutzigen Küche ihrem Geschmack mehr als die gesunde Luft draußen. Herumpfuschen, einen neuen Schwindel erfinden und, so vermute ich, ein neues Opfer finden …
7.

    Aber ich konnte mich nicht so leicht davonmachen. Jedes Blatt, jeder Halm des Krebsgrases hielten mich fast genauso im Bann wie Miss Francis’ stechende Augen. Es war keine ästhetisch oder krankhafte Neigung ihre Grundlage war ausgesprochen praktischer Natur. Wenn es zu kontrollieren war, wenn man das Wachstum auf ein geringeres Maß reduzieren könnte was für ein Produkt! Ein Sturm der Enttäuschung brachte meine gewöhnliche Ruhe ins Wanken …
    Ausholen und Zurückfahren der Arme des Mähers, der schnelle, klare Bogen, wenn die Sense tief einschnitt das Geschehen faszinierte mich. Ein gewissenloser Mensch – nur ein flüchtiger Einfall – könnte nachts herumgehen, die Rasenflächen heimlich behandeln und am nächsten Tag mit einem Arbeitstrupp auftauchen und seine Dienste beim Mähen des Grases anbieten. Das nur, um zu zeigen, wie einfach es ist, unehrliche Spekulationen anzustellen … aber natürlich zahlt sich so etwas auf lange Sicht nicht aus …
    Der üppig wachsende Teil wurde kleiner, wenn auch vielleicht nicht mehr mit der gleichen Geschwindigkeit wie zu Anfang, als Mr. Barelli auf der Spitze seiner enthusiastischen – falls dieses Adjektiv passend ist – Energie war. Immer häufiger pausierte er, um sein Gerät zu schärfen, und meiner Meinung nach wurden die abgeschnittenen Garben immer kleiner. Wenn die Bewegung der Sense das guillotinierte Gras zurückzerrte, verflochten sich die hinterherschleifenden Büschel mit den noch ungeschnittenen Halmen; die Garben verloren ihre Ansehnlichkeit, die Grashaufen wirkten zerrissen und häßlich.
    Hinter mir fragte eine kecke Stimme: „Was ist denn hier Sache, Kumpel?“
    Ich wandte mich um und stand vor einem jungen Mann, dünn wie eine Bambusstange, elegant gekleidet; er gähnte und entblößte dabei goldene Füllungen. Ich erklärte es ihm, wobei er zugleich skeptisch, gelangweilt und wissend dreinschaute. „Erzähl das deinem Friseur!“ meinte er schließlich.
    Er holte ein Päckchen Spielkarten aus der Tasche und blätterte es fachmännisch auf. „Wen wollen Sie auf den Arm nehmen, Mann?“ übersetzte er.
    „Niemanden. Fragen Sie alle hier, ob das nicht gestern ein toter Rasen war und ob er nicht erst heute so hochgewachsen ist.“
    Er gähnte und hielt mir erneut die Karten hin. „Ziehen Sie eine Karte“, schlug er vor. Um nicht unhöflich zu sein, nahm ich eine. Er nahm das Kartenpäckchen zurück und sagte: „Sie haben die Karo neun. Schlau, was?“
    Ich wußte nicht, ob das so war oder nicht. Er nahm die Karte wieder und sagte mit einem angestrengten Blick unter seinen buschigen Augenbrauen hervor: „Wenn ich mit so einer Geschichte reinkäme, würde der Chef mich feuern, bevor Sie auch nur James Gordon Bennett sagen könnten.“
    „Sie sind Reporter?“
    „Schlaues Kerlchen. Zeitungsmann. Heiße Gootes. Jacson Gootes, Daily Intelligencer, nicht Thrilling Wonder Stories.“
    Ich glaubte, eine Antwort auf mein dringliches Problem zu erkennen. Man muß sich manchmal zu Methoden versteigen, die fast als kleinlich zu bezeichnen sind, wenn sie kein überragendes Ergebnis zur Folge haben; aber schließlich gab es keinen Grund, daß Mr. Jacson Gootes mir im Austausch gegen für ihn wertvolle Informationen mir kein Essen bezahlen sollte. „Gehen wir woanders hin“, schlug ich vor.
    Er fischte eine Münze aus der Tasche, zeigte sie mir, schwenkte seinen Arm durch die Luft und präsentierte mir die leere Handfläche, wobei er gönnerhaft grinste. „Ich mecht ja jerne, aba erst mal muß ich mich um diese Jeschichte kimmern – auch wennse nich in diese Welt jeheert.“
    „Ich kann Ihnen sicher ein paar Einzelheiten erzählen, die Sie auf die Erde zurückbringt“, sagte ich ihm. „Das wird

Weitere Kostenlose Bücher