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Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Titel: Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Spilker
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Jahrzehnten pflegt: eine langweilige, von wenigen Höhepunkten gekrönte Ehe.
    In diesem Moment betritt eine etwas zu elegant gekleidete Dame den Raum. Sie trägt ein Louis-Vuitton-Täschchen und Schuhe mit für ländliche Verhältnisse beinahe obszön hohen Absätzen. Höflich wartet sie im Eingangsbereich auf die Zuweisung eines Platzes. Nein, das Rauchen sei hier nur an der Bar gestattet, wird ihr gleich zu Beginn von der jungen Bediensteten mitgeteilt. Im Verhältnis zu den anderen Gästen im Raum und sogar im Vergleich zu den beiden Handelsleuten wirkt sie auffällig alleinstehend, vielleicht deshalb, weil sie sich so kontaktfreudig umblickt. Sie bekommt einen kleinen Tisch zwischen dem älteren Paar und mir.
    Während sich das schüchterne Ehepaar in spe nur im Flüsterton unterhält, kommt man nicht darum herum, innerhalb kürzester Zeit wenigstens im Groben über die Vor- und Nachteile bestimmter Baumaschinen informiert zu werden, welche die beiden Herren mit unnötiger Lautstärke diskutieren. Die auffällig alleinstehende Dame möchte nicht gern allein bleiben, jedenfalls lächelt sie in mehrere Richtungen, wobei sie die der Handlungsreisenden wie auch meine gleichermaßen bevorzugt.
    Meine Bestellung wird freundlich zur Kenntnis genommen. Da ich weder eine Zeitung noch sonst eine Möglichkeit habe, mich zu beschäftigen, lasse ich meinen Blick durch das Restaurant schweifen und kann dabei nicht verhindern, dass er sich gelegentlich mit dem der Louis-Vuitton-Dame kreuzt. Am Vertretertisch ist man zu privaten Themen übergegangen. Ein paar der Vokabeln, die bis zu mir dringen, lassen auf Kegeln oder Bowling schließen, in jedem Fall geht es um Sport. Seltsam, was man so alles mithören muss, wenn man allein in einem Restaurant sitzt.
    Ich bekomme eine unheimlich blasse Maispoularde an meinen Tisch gebracht, die äußerst umständlich serviert wird. Das ändert zwar nichts an ihrem Geschmack, führt aber – außer dass alles erkaltet – dazu, dass man sich als Gast wichtig fühlt. Zu Hause oder in einem »einfachen Restaurant« bekommt man jedenfalls nicht alle Zutaten vor dem Servieren noch einmal umgefüllt.
    An dem Tisch des Jubiläumspaares wird der zweite Gang serviert: irgendein Fleischgericht, zu dem Gemüse, eine Soße in einer Sauciere sowie Salat gereicht werden. Die Dame lässt das Gericht noch einmal zurückgehen, weil irgendein Detail nicht stimmt. Ihr Ehemann schaut dabei betreten zur Seite.

    »Darf es noch ein Dessert sein?«
    »Nein, danke. Schreiben Sie die Rechnung doch bitte aufs Zimmer.«
    Beim Abschied wird mir aufs Wärmste die Sauna anempfohlen. Die Spinne, offensichtlich die Besitzerin des Hotels, scheint sich den Wellness-Bereich als Publikumsmagneten vorzustellen, der die Massen in den weniger nachgefragten Zeiten hierherlocken soll. Und obwohl ich keine rechte Lust verspüre, fast eher schon Angst davor, in der Sauna über die Handlungsreisenden oder irgendjemand anderen der Restaurantbesucher zu stolpern, gebe ich nach und hole mir an der Rezeption einen Bademantel. In etwas über einer halben Stunde stehe alles bereit, versichert mir die Spinne.
    Ich schrecke hoch und höre Stimmen. Einen Moment lang ist alles schwarz um mich herum, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Ein kleiner Lichtfleck schält sich aus dem Schwarz heraus, ein Streifen Helligkeit, der unter der Tür hindurch dringt. Stöhnen und Jammern ist zu hören, ganz leise, überall um mich herum. Auf dem Flur draußen macht es irgendwo »Tapp«. Es wiederholt sich und wird lauter: Schritte, die näher kommen. Das Jammern wird leiser, bald ist nur noch ein Wispern zu hören. Die Schritte werden langsamer und machen vor der Tür halt. Ein Schatten legt sich über das Licht. Wir wissen alle, wer das nur sein kann. Wir halten den Atem an. Die Sekunden ziehen sich in die Länge. Vielleicht wird die Tür gleich geöffnet und der riesige Schatten fällt in den Schlafsaal. Die Zeit steht still und will nicht vergehen.
    Es klopft an der Zimmertür. Ich rechne mit einer Hotelangestellten, die mir sagen will, dass die Sauna bereit steht, doch vor mir steht die Dame mit dem Louis-Vuitton-Täschchen.
    »Sie haben unten wohl etwas vergessen.« Sie hält mein Portemonnaie in der Hand und blickt mir mit glasigem Blick in die Augen.
    »Oh, vielen Dank.« Ich nehme die Geldbörse und werfe einen Blick hinein. Gähnende Leere. Nur ein paar Münzen und die Kreditkarte sind noch drin. Ob sie das Geld herausgenommen

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