Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman
alles rund. In der Menge rechnet sich das. Jedenfalls für die meisten.
Ich weiß jetzt jedenfalls, welches Spiel ich auf keinen Fall mehr mitmachen will. Deshalb muss ich mir dringend was Neues suchen. Eine Zeit lang könnte ich der Kofferträger für Matthias sein, er hat schon öfter danach gefragt. Das würde nebenbei auch bedeuten, endlich mal wieder andere Länder zu sehen. In Ursulas Boombranche werden wohl kaum Grafiker gebraucht, aber vielleicht liegt ja Schröter mal was daran, sein Image aufzubessern. Abgesehen von dem schwierigen Untermieterverhältnis haben wir eigentlich immer einen guten Draht zueinander gehabt.
Der Fernseher versucht in der Ecke des Raumes noch immer Normalität herzustellen. Die Moderatorin prophezeit einen Anstieg der Geburtenrate in Hamburg im nächsten Spätsommer. Die Fernbedienung funktioniert wieder nicht. Ich gehe hin und ziehe den Stecker.
Ich liege mehr, als dass ich sitze. Der Boden des kleinen Zuges rappelt unter mir. Ich bin immer noch nicht wieder ich, und die Rückfahrt ist eine Tortur, aber wenigstens ist es eine Rückfahrt. Es ist niemand hier, und ich muss mir Spiele ausdenken, um die Zeit herumzubekommen. Welche Sachen sind grau, welche schwarz, welche rot? Gibt es einen Unterschied zwischen dem einen und dem anderen Rot? Die Räder der Bahn machen ein Geräusch, das aus mehreren Tönen besteht. Ich singe erst die hohen, dann die tieferen mit. Aus den drei Tönen kann man eine Melodie werden lassen. Nur noch ein paar Stunden. Wenn es noch drei Stunden sind, sind das insgesamt 180 Minuten, also 10 . 800 Sekunden. Nach dreihundert Sekunden gebe ich das Zählen aber wieder auf. Ich verlasse die Kur in einem schlimmeren Zustand, als ich gekommen bin, mit dem sicheren Gefühl, dass etwas ganz Grundsätzliches nicht stimmt. Dieser Zug wird wohl niemals irgendwo ankommen.
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Bonus
Song zum Buch
Frank Spilker hat eigens zu seinem Roman
Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen
einen Song geschrieben. Hier können Sie
Ihr wollt mich töten
anhören:
Ihr Gerät kann leider keine Audios abspielen. Alternativ finden Sie den Song Ihr wollt mich töten auf folgender Seite im Web: https://soundcloud.com/hoffmann-und-campe/ihr-wollt-mich-toeten
Frank Spilker:
Ihr wollt mich töten
(Audiodatei)
Über Frank Spilker
Foto: Juliane Werner
Frank Spilker wurde 1966 in Herford geboren und lebt heute in Hamburg. 1987 gründete er die Band »Die Sterne«, die seit Anfang der 1990 er zu den einflussreichsten musikalischen Formationen in Deutschland zählt. Neben den »Sternen« betrieb Spilker auch Soloprojekte wie die »Frank Spilker Gruppe« und schrieb Filmmusik.
Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen
ist sein Romandebüt.
Impressum
Copyright © 2013 by Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg
Covergestaltung: b 3 k-design.de, Andrea Schneider
Coverabbildung: plainpicture/Alix Maire
Ihr wollt mich töten
© Frank Spilker
Text und Musik Frank Spilker. Verlegt bei Edition Wildbach/Flirt 99 , 2013
ISBN 978-3-455-81102-5
Unsere Homepage finden Sie im Internet unter: www.hoca.de
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