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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Augen, haßte aber offenbar in diesem Moment sein Gegenüber ganz beträchtlich. Während ich ihn beobachtete, nahm er seine schwarze, stinkende, qualmende Tabakspfeife aus dem Mund und spie zielsicher auf die Straße. Ich glaube, am liebsten hätte er seinen Speichel direkt bis in den Laden gegenüber >gefeuert<.
    Beide ignorierten mich gänzlich. Ich verlor den Mut und beschloß, bis zum Schulhaus weiterzufahren. Wenn die heitere, fröhliche Nachbarschaft auf dem Lande sich so äußerte wie hier, zog ich die höfliche Gleichgültigkeit städtischer Nachbarn vor. Es mußte vernichtend sein, zwischen solchen Leuten zu leben.
    Am Schulhaus ging es mir auch nicht viel besser. Die junge Frau, die auf mein Klopfen hin öffnete, sah so stumpfsinnig und apathisch aus wie der Ort selbst. Kein Make-up, nicht mal ein bißchen Lippenstift, und das Haar ohne Rücksicht auf Schönheit straff zurückgekämmt. Wie deprimierend! Mein Mut sank. Auf den ersten Blick kam mir die Frau sehr trist vor, doch dann wurde ich gewahr, daß ihr Gesicht nicht häßlich war und daß sie reiches Haar hatte, das nur zu glatt und schmucklos gelegt war. Schleppte man diese junge Frau in einen Kosmetiksalon, dann kannte sie sich nach beendeter Prozedur bestimmt selber nicht wieder. >Tante Maudie< hätte sie schon auf den rechten Pfad gebracht!
    Übrigens schien auch sie von mir nicht beeindruckt zu sein, was mich irritierte, weil ich ganz überzeugt war, so gut auszusehen wie sonst. »Mrs. Catos Haus? Fahren Sie den ersten Seitenweg hinterm Dorf hinunter, der führt direkt bis ans Tor. Das Haus steht da allein in den Koppeln, dicht beim Strand.«
    Das klang ja ermunternd! Ich fühlte mich noch bedrückter, nahm mich jedoch zusammen und machte mich mit ihr bekannt. »Mein Bruder Peter Napier hat mich gebeten, herzufahren und das Haus mal zu besichtigen. Vielleicht entschließen wir uns, dort einzuziehen.«
    Sie zeigte keine Begeisterung. »Ja? Mr. Muir erwähnte mal den Namen Ihres Bruders und daß er das Haus geerbt hätte. Er meinte auch, vielleicht käme Ihr Bruder her, und gab mir deshalb den Schlüssel. Ich werde ihn holen.«
    Ziemlich niederschmetternd, als Willkommensgruß. Wenigstens hätte sie sagen können >Das wäre ja nett<, selbst wenn sie, wie ihr Blick mir zu sagen schien, meine Lippenfarbe zu grell fand und der Ansicht war, daß ich bei der kastanienbraunen Tönung meiner Haare künstlich nachgeholfen haben mußte. Nach teilnahmsloser Musterung meiner Person entfernte sie sich, um den Schlüssel zu holen.
    Ich wollte dann, da ich mir recht dumm vorkam, gleich weiter, doch da wurde sie plötzlich freundlich und sagte: »Wenn Sie gern eine Tasse Tee trinken wollen, kommen Sie doch um halb elf wieder her. Mein Mann, Mr. Morris, ist hier Hauptlehrer, und ich bin seine Gattin. Er kommt zum Frühstück herüber. Aber seien Sie pünktlich.«
    Ein bißchen einschüchternd, aber doch schon besser als der erste Empfang. Endlich ein Zeichen ländlicher Gastlichkeit, von der man mir so oft erzählt hatte. So sagte ich: »Vielen Dank. Übrigens bin ich Helen Napier. Werde auf die Minute um halb elf hier sein.«
    Als ich wieder in den Wagen stieg, dachte ich: So eine langstielige Person. Gegen Frauen, die sich als >seine Gattin< vorstellen, habe ich ein Vorurteil. Vielleicht war der Gatte vergnüglicher. Wie es hieß, waren ja auf dem Lande die Frauen sehr langweilig, die Männer jedoch nicht so sehr.
    Ich fuhr durchs Dorf zurück und den Seitenweg entlang, der eine kurze Strecke ziemlich steil anstieg und auf der Höhe einen Ausblick übers Meer bot. Dahinter fiel er steil zum Strand ab. Obgleich ich recht verstimmt und deprimiert war, machte mich der Anblick, den ich von da oben genoß, wieder heiterer. Es war ein herrlicher Sandstrand, flach, halbmondförmig, und das Meer lag ganz still und blau funkelnd vor mir. Das Haus stand ein Stück weit zurück inmitten einer Graskoppel, nur durch den Strand vom Wasser getrennt. Da ich keine Naturschwärmerin bin, kam mir der Gedanke, daß die Szenerie an einem regennassen Tag mit ein paar schreienden Möwen und ohne einen Menschen, mit dem man zu lustiger Gesellschaft gehen könnte, nicht so hübsch wirken würde.
    Immerhin war die Gegend dort weit schöner als das Dorf. Mrs. Cato hatte klug gebaut, in den hübschen grünen Koppeln, zwischen den Bäumen, und mit eigenem Strand, auf dem sie keine Ausflügler zu dulden brauchte. Und kein anderes Haus war dort in Sicht, bis auf ein Gebäude, das an der einen

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