Es ist ja so einfach
Seite hinter der Pflanzung zu sehen war. Es wirkte ganz schön groß,, war zweistöckig und alt. Vielleicht waren die dort wohnenden Leute — der Neffe und seine Familie — interessant. Und auch an uns interessiert, denn bislang schien es ja niemand einen Pfifferling zu scheren, ob Peter und Helen Napier sich hier ansiedelten oder nicht. Und das drückte entschieden auf meine Stimmung.
Vor dem Tor hielt ich an, öffnete es und fuhr langsam auf das Haus zu. Von einer Koppel dahinter kamen zwei Pferde im Galopp näher, um mich zu betrachten. Da es gewiß die letzten von Mrs. Catos Lieblingen waren, machte mich der Gedanke, daß sie nun schon vier Jahre hier einsam und unbetreut weideten, ein bißchen traurig.
Das Haus war geräumiger und viel freundlicher, als ich erwartet hatte. Die Weide dahinter fiel steil ab. Aus einem kleinen Abzugskanal floß ein Bach, der, das Grundstück teilend, ins Meer mündete. Ich fuhr über einen kleinen Viadukt und bremste am Gartenzaun.
Die Pflanzung, Eukalyptus und Kiefern, reichte seitlich bis dicht an das Grundstück. Durch die Stämme konnte ich das Haus drüben deutlich erkennen, auch einen Garten, der hübsch und sehr gepflegt aussah. Sicher war es gut, kongeniale Nachbarn so nahe zu haben. Ich freute mich schon darauf, sie kennenzulernen.
Ich ging durch die Gartentür und über einen betonierten Fußweg zum Hause. Reste eines Gartens waren noch erkennbar, wenn auch ganz überwachsen von Narzissen und Schneeglöckchen, die schon ihre abgehärteten Köpfe durch das hohe Gras emporreckten. Vorn war offenbar Rasen und hinten ein Stück Gemüseland gewesen. Jenseits des hinteren Tores stand ein sehr großes Gebäude, das teils als Scheune, teils als Stallung gedient hatte. Mrs. Cato hatte sich ihre Liebhaberei wahrhaftig einiges kosten lassen.
Ich schloß die Haustür auf und trat ein. Ein leichter Schauer überfiel mich bei der Vorstellung, daß dies nun Peters Haus war und daß ich ihm bald die Einzelheiten zeigen sollte. Innen war es viel schöner, als ich vermutet hatte. Es gab drei Schlafzimmer und, an einem kurzen Korridor, einen Baderaum, vorn ein durch Fenstertüren mit der breiten, altmodischen Veranda verbundenes großes Wohnzimmer, und dahinter eine bequem eingerichtete Küche. Zu meiner Erleichterung fehlte es auch nicht an sanitären Anlagen innerhalb des Hauses. Ich hatte im Geist, in beinahe krankhafter Furcht, schon ein gewisses Häuschen fern am Horizont vor Augen, zu dem ich mich an regnerischen Abenden mühsam durchkämpfen müßte.
Es war auch eine Überraschung, noch so viele Möbel vorzufinden, vermutlich Sachen, die Mrs. Cato beim Umzug in die Stadt entbehrlich gefunden hatte und die ihren Freunden, denen sie das Haus zeitweilig vermietete, den Aufenthalt angenehm machten. Diese Möbel kamen uns sehr zustatten, weil ich Mutters Sachen nicht alle übernommen hatte. Das, was ich behalten hatte, waren gute Stücke, mit denen wir diese Wohnung noch beträchtlich verschönern konnten. Ja, sagte ich mir, hier könnten Peter und ich ein ganz kultiviertes, wenn auch recht langweiliges Leben führen. Leben? Sofort kam wieder dieser peinigende Gedanke: Leben — wovon? Von 160 Pfund im Jahr? Das war ja unmöglich. Also mußte ich mich sofort nach einem Job in Thurston umsehen. Zum Glück war die Straße gut, so daß ich den täglichen Weg hin und zurück mit dem Wagen leicht machen könnte, falls es keine geeignete Busverbindung gab.
Ich ging hinaus und durchforschte die Scheune. Ein Teil davon bestand offenbar einmal aus Pferdeboxen sowie einem Raum für Häcksel und so weiter. Das Ganze war jedoch in eine etwas einfache Separatwohnung umgewandelt; so konnten wir in den Ferien einer ganzen Anzahl von Freunden etwas bieten.
Plötzlich hörte ich neben mir Gewieher, so laut, daß ich zusammenfuhr. Die zwei Pferde waren ganz an den Zaun herangekommen und beäugten mich. Das eine war eine alte schwarze Stute mit klugem Kopf und graumeliertem Fell, das andere ein hübsches Tier, ein Brauner, viel jünger, mit feurigen Augen. Die Stute ließ sich von mir durch die Zaunlatten hindurch streicheln, doch ihr Gefährte preschte schnaubend davon. Ich vertiefte unsere Beziehungen nicht weiter. Von Pferden wußte ich sehr wenig, und meine equestrischen Erfahrungen bestanden aus einigen Ritten auf lammfrommen Tieren während meiner Ferien auf dem Lande. Aber ich war huldvoll genug, ihnen zu sagen: »Ist gut so. Wir werden euch nicht stören. Schließlich wart ihr schon vor
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