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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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uns hier.«
    Wieder im Hause, besah ich mir sorgfältig alle Räume und überlegte, welche von den noch vorhandenen Möbelstücken wir stehenlassen und welche wir in die Scheunenwohnung verbannen sollten. Das Haus war sauber und nicht im geringsten muffig. Wahrscheinlich hatte die freundliche Frau des Farmers es hin und wieder gelüftet. Ich bemerkte, daß ein Telefon fehlte und der elektrische Strom abgeschaltet war. Aber Gott sei Dank war die Anlage vorhanden. Notbehelfe wie Karbidlampen und so weiter und ein Herd, der mit Holz befeuert wurde, wären mir nicht angenehm gewesen.
    Punkt zehn Uhr dreißig kam ich wieder beim Hause des Hauptlehrers an. Mrs. Morris hatte ja so betont um Pünktlichkeit gebeten. Diesmal fühlte ich mich bedeutend wohler. Wenn ich schon auf dem Lande leben mußte, dann gab es keinen hübscheren Ort als diese kleine halbrunde Bucht mit dem gelbweißen Strand und der glitzernden See. Nett wäre es auch, Nachbarn so nahe zu haben, die doch, als Verwandte von Mrs. Cato, sicher auch Geistesverwandte waren. Als ich das dachte, kamen mir einen Augenblick Zweifel. Hoffentlich nahm der Neffe nicht krumm, daß jetzt das Haus uns gehörte. Aber eigentlich sollte er mit der Masse Geld, die er geerbt hatte, zufrieden sein. Ich wußte, daß die Farmer stets knapp an Geld sind, daher bedeutete ihm die bare Erbschaft doch gewiß mehr als dieses Stück Land. Jedenfalls waren es bloß vier Morgen.
    Große Hoffnungen hatte ich auf Mr. Morris gesetzt, weil ich oft erlebt hatte, daß langweilige Frauen interessante Männer hatten, und umgekehrt. So betrachtet, mußte der Lehrer für mich eigentlich eine prickelnde Überraschung werden.
    Nie habe ich mich gründlicher geirrt. Schon der erste Anblick von George Morris genügte, mir das klarzumachen. Er hatte ein schmales, fanatisches Gesicht, dunkle Augen mit düsterem Blick und einen dünnen, verkniffenen Mund. Er war noch trister als seine Frau, und langweiliger, weil er, wie ich bald merken sollte, eine >Mission< zu haben glaubte. Und das Schlimmste war, daß er mein Äußeres offenbar nicht leiden konnte. Dabei hatte ich mich bemüht, mein Make-up vor diesem Teefrühstück noch schön zu erneuern.
    Wir trafen uns am Tor, und gleich dort beging ich meinen ersten Fehler: Ich sprach ihn an, ohne mich gebührlich vorgestellt zu haben. Eine Sitte, die ich gewöhnlich nicht beachtete. Diese Vorstellerei galt bei meinen Freunden als ziemlich unmodern. So lächelte ich — meiner Ansicht nach ein gewinnendes Lächeln — , bot ihm die Hand und sagte: »Sie sind Mr. Morris und werden schon wissen, daß ich Helen Napier bin. Soeben habe ich mich in Mrs. Catos Haus umgesehen.«
    Er sah peinlich berührt und etwas erschrocken aus und taute nicht auf, bis seine Frau uns einander vorgestellt hatte. Dann sagte er: »Das Haus dort ist jahrelang bedauerlicherweise vernachlässigt worden. Und dabei gibt es genug arme Leute, die froh wären, wenn sie ihre Ferien dort verbringen könnten.«
    Das verblüffte mich, weil nach meiner Erfahrung heutzutage sehr wenig Leute verarmt sind und die meisten auch bis ans Meer kommen, wenn ihnen danach ist. Aber Mr. Morris hatte ich sofort eingestuft: ein Mann, der zu Vereinen mit unklaren Zielen gehörte und viel über Wohlfahrt und die Rechte der Menschenbrüder redete. Das war eine furchtbare Enttäuschung, doch ich verschluckte sie und sagte leichthin: »Oh, von jetzt an wird es nicht mehr vernachlässigt. Mein Bruder und ich werden dort wohnen.«
    »Wohnen? Aber was wollen Sie denn arbeiten? Zwei gesunde junge Leute...«
    Ich wurde ärgerlich, deshalb sagte ich in süßlichem Ton: »Aber muß man denn immer eine Tätigkeit haben? Ich finde es eigentlich schön, zeitweilig einfach dahinzuleben.«
    Nach dieser Äußerung gab er mich auf und wandte sein Augenmerk dem Tee zu, den er laut schlürfend trank, wobei er den kleinen Finger >elegant< krümmte. Das faszinierte mich. Ich hatte schon von Leuten gehört, die das machten, aber gesehen noch nie. Mrs. Morris und ich versuchten ein Gespräch, konnten aber kein gemeinsames Thema finden. Das bedrückte mich wieder, denn ich hatte mir immer geschmeichelt, ich verstünde mit jedem Menschen zu reden und jeder sei interessant, wenn man ihn nur auf seine Lieblingsthemen zu bringen vermochte. Nach zehn Minuten hatte ich bei Mrs. Morris noch keins gefunden. Anscheinend hatte sie keine Kinder, und ihre Stimme klang etwas trübselig, als sie diesen Mangel erwähnte.
    Es war eine Erleichterung, als

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