Es ist nicht alles Gold was glänzt
Mal verstand er, weshalb sein Vater immer wieder auf Freundschaften zurückkam, die während des Krieges geschlossen worden waren. Er begann zu ahnen, wie sehr er Stephen vermissen würde, wenn dieser wieder in Amerika wäre. Eigentlich war es gerade der Erfolg ihres Unternehmens, der ihrer Gemeinsamkeit ein Ende bereiten würde. James wäre der letzte, der die Ängste und Aufregungen der ganzen Prospecta-Oil-Sache noch einmal hätte durchmachen wollen – aber sie hatte weiß Gott auch ihre guten Seiten gehabt.
Stephen verstand es einfach nicht, die Feste zu feiern, wie sie fielen, und so klopfte er, kaum daß die Bediensteten den ersten Gang hereingebracht und den Raum wieder verlassen hatten, auf den Tisch und erklärte die Sitzung für eröffnet.
»Versprich mir eines«, sagte Jean-Pierre.
»Und das wäre?« fragte Stephen.
»Daß ich, wenn wir den letzten Penny wiederhaben, am oberen Tischende sitzen kann und du den Mund hältst, bist du gefragt wirst.«
»Einverstanden«, erklärte Stephen, »aber nicht, bevor wir den letzten Penny wirklich wiederhaben. Der augenblickliche Stand ist folgender: Gesamteinnahmen 777.560 Dollar. Ausgaben für dieses letzte Projekt 5.178 Dollar, Gesamtsumme der Spesen somit 27.661,24 Dollar. Also schuldet Metcalfe uns noch 250.101,24 Dollar.«
Stephen verteilte Kopien der neuesten Bilanz.
»Je drei Blätter, die euern Dossiers hinzuzufügen sind. Irgendwelche Fragen?«
»Ja. Warum waren die Ausgaben für dieses Projekt so hoch?«
»Nun, von den Dingen, die sich von selbst verstehen, einmal ganz abgesehen«, erläuterte Stephen, »sind wir in Wahrheit von dem unstabilen Wechselkurs des Pfundes gegenüber dem Dollar betroffen. Bei Beginn des gesamten Unternehmens bekam man für ein Pfund 2,44 Dollar. Heute morgen habe ich nur 2,32 Dollar dafür bekommen. Die Spesen akkumulieren sich in Pfunden, aber ich belaste Metcalfe in Dollar zum jeweiligen Wechselkurs.«
»Du schenkst ihm auch nicht einen Penny, hab' ich recht?« meinte James.
»Keinen einzigen. Nun, bevor wir weitermachen, möchte ich zu Protokoll geben …«
»Das wird ja von Mal zu Mal einer Unterhaussitzung immer ähnlicher«, warf Jean-Pierre ein.
»Ruhe, du Frosch«, wies Adrian ihn zurecht.
»Erlaube mal, du Harley-Street-Schwengel!«
Jungenhafter Übermut brach aus und machte sich lautstark Luft. Die College-Ordnungshüter, die im Laufe ihrer Dienstzeit so manch wüste Geselligkeit erlebt hatten, fragten sich, ob man sie wohl noch zu Hilfe holen müsse, ehe der Abend vorüber wäre.
»Ruhe!« rief Stephen sie mit Stentorstimme scharf zur Ordnung. »Ich weiß, ihr seid in Hochstimmung – aber noch haben wir nicht die fehlenden 250.101,24 Dollar.«
»Wobei wir insbesondere die 24 Cents auf keinen Fall außer acht lassen dürfen, Stephen!«
»Das erste Mal, als du hier zu Abend gegessen hast, warst du nicht so vorlaut, Jean-Pierre. Wie heißt es doch so schön in Shakespeares Heinrich V.: Der Mann, der einst des Löwen Haut verkauft, da er noch lebte, kam beim Jagen um.«
Alle verstummten.
»Harvey schuldet dem Team noch immer Geld, und es wird ebenso schwierig sein, das letzte Viertel hereinzubringen, wie es nicht leicht war, der ersten drei Viertel habhaft zu werden. Bevor ich jedoch James das Wort erteile, möchte ich zu Protokoll geben, daß sein Auftritt im Clarendon eine wahre Glanzleistung darstellte.«
Adrian und Jean-Pierre klopften zum Zeichen ihrer Zustimmung und Anerkennung auf den Tisch.
»Jetzt hast du das Kommando, James.«
Wieder senkte sich Schweigen über den Raum.
»Mein Plan ist beinahe fertig«, begann James.
Die anderen sahen ungläubig drein.
»Aber ich habe euch etwas zu sagen, und ich hoffe, daß mir aufgrund dieser Sache eine kurze Atempause zugestanden wird, bevor wir den Plan ausführen.«
»Du heiratest!«
»Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, Jean-Pierre – wie üblich.«
»Das habe ich dir schon angesehen in dem Augenblick, als du hereinkamst. Wann werden wir sie kennenlernen, James?«
»Nicht eher, als bis es für sie zu spät ist, es sich anders zu überlegen.«
Stephen konsultierte seinen Kalender. »Wieviel Aufschub brauchst du?«
»Nun, Anne und ich heiraten am 3. August in Boston. Annes Mutter ist Amerikanerin«, erläuterte James, »und obgleich Anne in England lebt, würde ihre Mutter sich freuen, wenn die Hochzeitsfeierlichkeiten zu Hause stattfänden. Dann werden wir auf Hochzeitsreise gehen und voraussichtlich am 25. August wieder in
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