Es ist nicht alles Gold was glänzt
gesetzt.«
»Ja, es war ein großes Ereignis für mich und sehr schade, daß du nicht dabei warst, Rosalie. Du hättest die Königin kennengelernt und einen netten Burschen namens Professor Porter.«
»Professor Porter?« erkundigte sich James, sein Gesicht in seinem Weinglas versenkend.
»Ja, Professor Porter, James. Kennen Sie ihn?«
»Nein, Sir, das gerade nicht – aber hat er nicht den Nobelpreis bekommen?«
»Und ob. Außerdem verdanke ich ihm einen sehr schönen Aufenthalt in Oxford. Es hat mir dort so gefallen, daß ich ihm schließlich einen Scheck über 250.000 Dollar für irgendwelche Forschungsarbeiten gegeben habe – also müßte er eigentlich auch ganz zufrieden sein.«
»Daddy, du weißt doch, daß du zu niemanden darüber sprechen sollst.«
»Ja, schon gut, aber James gehört doch jetzt zur Familie.«
James dachte keineswegs daran, Anne ihr doppeltes Spiel so leicht durchgehen zu lassen, und bohrte daher weiter: »Warum sollen Sie niemanden davon erzählen?«
»Nun, das ist eine lange Geschichte, James. Immerhin war es eine sehr große Ehre für mich. Das ist natürlich streng vertraulich – aber ich war Professor Porters Gast an Encaenia. Ich habe im All Souls College mit eurem netten alten Premierminister, Mr. Harry Macmillan, zu Mittag gegessen, dann war ich bei der Garden Party, und hinterher hatte ich eine Unterredung mit dem Vizekanzler in seinen Privaträumen – der Registrar und der Sekretär der Universitätskasse waren auch dabei. Sind Sie in Oxford gewesen, James?«
»Ja, Sir. In The House.«
»The House?« wiederholte Harvey fragend.
»Christ Church College, Sir.«
»Ich werde Oxford niemals verstehen.«
»Nein, Sir?«
»Sie müssen Harvey zu mir sagen. Nun, wir sind alle im Clarendon zusammengekommen, und sie haben gestammelt und gestottert und drumherum geredet, mit Ausnahme eines komischen alten Kauzes, der mindestens neunzig war. Diese Leute haben einfach keine Ahnung, wie sie Millionäre um Geld angehen müssen, da habe ich sie eben aus ihrer Verlegenheit befreit und bin zur Sache gekommen. Die hätten noch stundenlang so weitergemacht und von ihrem geliebten Oxford geschwärmt – also mußte ich sie endlich zum Schweigen bringen, und so habe ich eben einfach einen Scheck über 250.000 Dollar ausgeschrieben.«
»Das war aber sehr nobel, Harvey.«
»Ich hätte ihnen auch 500.000 Dollar gegeben, wenn sie mich darum gebeten hätten … Sie sehen ein bißchen blaß aus, James – fühlen Sie sich nicht wohl?«
»O doch, doch – durchaus. Ich war nur so gefesselt von Ihrem Bericht über Oxford.«
»Daddy«, unterbrach Anne, »du hast dem Vizekanzler zugesichert, daß deine Schenkung ein verbindlich-geheimes Abkommen zwischen dir und der Universität bleiben würde, und du mußt jetzt wirklich versprechen, diese Geschichte niemals mehr zu erzählen.«
»Ich denke, ich werde die Robe zum ersten Mal offiziell tragen, wenn ich im Herbst die neue Bibliothek in Harvard eröffne.«
»Nein, nein, Sir«, sagte James hastig. »Das wäre nicht ganz korrekt. Sie sollten diese Robe nur in Oxford bei zeremoniellen Anlässen tragen.«
»Ach, wirklich? Wie schade! Na ja, ich weiß schon, daß ihr Engländer furchtbar pingelig in Fragen der Etikette seid. Was mich übrigens darauf bringt – wir sollten über eure Hochzeit sprechen. Ich nehme an, ihr werdet in England leben wollen?«
»Ja, Daddy, aber dafür besuchen wir dich jedes Jahr, und du mußt auf deinen alljährlichen Europareisen bei uns wohnen.«
Die Kellner räumten nochmals den Tisch ab und kamen mit Harveys geliebten Erdbeeren wieder. Anne versuchte, die Konversation auf Familienangelegenheiten zu beschränken und ihren Vater davon abzuhalten, auf seine Erlebnisse in den letzten beiden Monaten zurückzukommen, während James sich nach Kräften bemühte, die Rede wieder auf eben dieses Thema zu bringen.
»Kaffee oder Likör, Sir?«
»Nein, danke«, sagte Harvey, »die Rechnung bitte. Ich dachte, wir trinken noch eine Kleinigkeit in meiner Suite im Claridge, Rosalie. Ich habe da etwas, das ich euch beiden zeigen möchte. Eine kleine Überraschung.«
»Das kann ich kaum erwarten, Papa. Ich liebe Überraschungen. Komm, James.«
James fuhr allein in seinem Alfa Romeo zum Claridge, wo er den Wagen in der Hotelgarage abstellte; er hatte Anne ein paar Augenblicke mit ihrem Vater gönnen wollen. Die beiden schlenderten untergehakt die Curzon Street hinunter.
»Ist er nicht wunderbar, Papa?«
»Yeah,
Weitere Kostenlose Bücher