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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Präsident Roosevelt dem überwältigenden Druck der Öffentlichkeit nachgab und die Prohibition schließlich aufgehoben wurde, verlor Harvey damit auch seinen Spaß an der Sache. Er ließ die Firma weiterhin mit Whisky und Pelzen handeln, während er selbst neue Gebiete für sich zu erschließen suchte. Im Jahre 1933 feierte Sharpley & Son das hundertjährige Bestehen der Firma. In drei Jahren hatte Harvey 97 Jahre Firmenansehen verspielt und den Gewinn verdoppelt. Zwölf Jahre später hatte er mehrere Millionen Dollar angehäuft und begann, sich zu langweilen. Er fand, es sei an der Zeit, sich von Sharpley & Son zu trennen. In fünfzehn Jahren hatte er den Gewinn von 30.000 Dollar auf 910.000 Dollar gesteigert. Er verkaufte die Firma für 7.100.000 Dollar, zahlte 100.000 Dollar an die Witwe von Captain Roger Sharpley von der US-Navy aus und behielt 7 Millionen Dollar für sich selbst.
    Zur Feier seines 36. Geburtstages kaufte Harvey zum Preis von 4 Millionen Dollar eine kleine kränkelnde Bank in Boston mit dem Namen Lincoln Trust. Zu dieser Zeit beliefen sich ihre Erträge auf ungefähr 500.000 Dollar pro Jahr, sie besaß ein ansehnliches Gebäude im Zentrum von Boston und einen makellosen Ruf. Harvey genoß es, Präsident einer Bank zu sein, aber das förderte keineswegs seine Ehrenhaftigkeit. Jedes anrüchige Geschäft in Boston und Umgebung schien fortan über den Lincoln Trust abgewickelt zu werden, und obgleich Harvey dessen Gewinne innerhalb von nur 5 Jahren auf 2 Millionen Dollar pro Jahr erhöhte, hätte sein persönlicher Ruf nicht tiefer sinken können.
    Der nächste Wendepunkt in Harveys Leben kam, als er im Frühling 1949 Arlene Hunter begegnete. Sie war die einzige Tochter des Präsidenten der First City Bank in Boston. Harvey hatte sich niemals ernsthaft für Frauen interessiert. Sein Hauptanliegen war immer gewesen, Geld zu machen, und obgleich er das andere Geschlecht als nützliche Freizeitgestaltung betrachtete, empfand er es per Saldo als etwas Störendes. Nachdem er jedoch inzwischen ein mittleres Alter erreicht hatte und keinen Erben besaß, dem er sein Vermögen hätte hinterlassen können, fand er, es sei an der Zeit, zu heiraten und einen Sohn zu zeugen. Wie alles, was er in seinem Leben getan hatte, dachte er auch dieses Problem sehr sorgfältig durch.
    Harvey lernte Arlene kennen, als sie einunddreißig war. Der Kontrast zwischen ihr und Harvey hätte eklatanter nicht sein können. Sie war fast 1,80 Meter groß und schlank. Wenngleich nicht reizlos, besaß sie doch kein Selbstvertrauen und fürchtete allmählich, die Chance für eine Eheschließung sei an ihr vorübergegangen. Die meisten ihrer Schulfreundinnen waren mittlerweile bei ihrer zweiten Scheidung angelangt und bemitleideten sie von Herzen. Nach der prüden Diszipliniertheit ihres Vaters fand Arlene Vergnügen an Harveys extravagantem Gehabe. Sie dachte oft, ihr Vater sei im Grunde schuld daran, daß sie sich in Gesellschaft von Männern ihres Alters niemals wohl gefühlt hatte. Sie hatte nur eine Affäre gehabt, und diese war infolge ihrer völligen Ahnungslosigkeit ein katastrophaler Reinfall gewesen. Harvey fand keinen Anklang bei Arlenes Vater, was ihn für sie nur noch anziehender machte. Nicht daß ihr Vater jemals einen der Männer, mit denen sie verkehrt hatte, gebilligt hätte – aber diesmal war er im Recht. Harvey seinerseits war sich bewußt, daß er von einer Verbindung der First City Bank mit dem Lincoln Trust nur profitieren konnte, und in diesem Sinne spekulierte er – wie er es immer getan hatte – auf Gewinn.
    Arlene und Harvey heirateten 1951. Sie ließen sich in Harveys Haus in Lincoln, Massachusetts, nieder, und kurz darauf wurde Arlene schwanger. Fast auf den Tag ein Jahr nach ihrer Hochzeit schenkte sie Harvey eine Tochter.
    Sie tauften sie Rosalie. Sie wurde Harveys Augapfel, und er war sehr enttäuscht, als ein Prolaps mit kurz darauffolgender Hysterektomie die Gewißheit brachte, daß Arlene ihm keine weiteren Kinder würde gebären können. Er schickte Rosalie zu Bennetts, der besten Mädchenschule in Washington, wo sie ein Stipendium für Vassar gewann, um dort Englisch als Hauptfach zu studieren. Das freute sogar den alten Hunter, der sich inzwischen mit Harvey abgefunden hatte und seine Enkelin anbetete. Nach Abschluß ihres Examens setzte Rosalie ihre Ausbildung an der Sorbonne fort wegen der heftigen Meinungsverschiedenheiten, die zwischen ihr und ihrem Vater herrschten über die Art von

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