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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Zahnarzt. Aber die Indianer haben nie einen solchen gesehen. »Aber ihr habt doch alle so tolle weiße Zähne!« Die Wieselflinke weiß Rat. Sie führt ihn zu einem mit merkwürdigen Totems behangenen Zelt.
    Der Medizinmann untersucht die Mundhöhle und führt Kleines Krokodil in eine Hütte, die in Form eines Backenzahns errichtet und als Einzige knallweiß getüncht ist. Darin ein aus Reisig und Blättern nachgebildeter Zahnarztstuhl und ein Aquarium mit schleimigen Tierchen, die innen an den Scheiben kleben.
    Close up. Die Viecher sehen aus wie kleine Nacktschnecken. Wieselflinke Liane erklärt, dass die Tiere die Zahnschmerzen beseitigen werden. Kleines Krokodil macht ein angeekeltes Gesicht. Der Medizinmann schickt ihn auf die Liege und beginnt indianisch zu palavern. Die Wieselflinke übersetzt: »Sie fressen die Schmerzen von den Zähnen und stopfen die Löcher mit ihrem Kot. Der wird hart wie Stein und bekommt Farbe von Zahn.«
    Ich gluckste. Wenn der gleich die Viecher in den Mund nimmt, drehst du durch, Grappa.
    Wieselflinke Liane hält die Hand von Kleines Krokodil. Mit glänzenden Augen und weißen Zähnen strahlt sie ihn an. Der Medizinmann wirft Reisig und Kräuter ins Feuer und nimmt dann mithilfe eines Bananenblattes einige Egel aus dem Behälter.
    Close-up. Die Augen des Kleinen Krokodils. »Schmeckt wie Wein«, sagt Sammy.
    Ich lenkte meine Augen vom Monitor weg. Der Vinho Verde schmeckte eigentlich bestens. Kühl, prickelnd und säuerlich. Ich konnte ihn dennoch nicht weitertrinken. Mir war übel.
    Schnitt.
    Die beiden jungen Leute gehen in der heller werdenden Dämmerung zum Spiegelsee, einem Teich, der in einer tiefen Senke liegt und daher nicht von Wind berührt wird. Der Medizinmann blickt ihnen freundlich wissend nach.
    Schnitt.
    Kleines Krokodil und Wieselflinke Liane schauen sich selbst und gegenseitig im Spiegel der Wasseroberfläche an, legen die Kleidung ab und waten Hand in Hand in den See hinaus, den nun das frühe Sonnenlicht trifft.
    Gu-hute Tage – schle-hechte Tage …
    Ich ging zu dem Kasten, in dem ich Visitenkarten sammelte, die mir mal überreicht worden waren. Hier war sie: Poldis Handynummer. Ich wählte sie und hatte ihn gleich am Ohr.
    »Poldi? Hier Grappa! Was zahlt ihr den Drehbuchautoren für einen solchen Scheiß?«
    »Was meinen Sie?«
    »Die Karies fressenden Egel im Regenwald!«
    Der Assistent des Geschäftsführers lachte. »Ganz schön eklig, was?«
    »Allerdings.«
    »Das hat seinen tieferen Sinn, Frau Grappa.«
    »Welchen?«
    »Ich sag’s Ihnen, aber Sie dürfen es nicht schreiben.«
    »Einverstanden. Ich bin ja Journalistin.«
    »Also. Wir haben da einen Deal gemacht, einen großen Deal. Kennen Sie die Firma Hirus? «
    »Nie gehört.«
    »Ein Pharmakonzern. Spezialisiert auf Naturmedizin. Sie bringen demnächst ein neues Produkt auf den Markt. Den Hirudinea carieplaquevora schoeningii. «
    »Und was soll das sein?« Ich verstand gar nichts.
    »Das ist ein karies- und plaquefressender Egel. Wir bereiten den Markt dafür vor.«
    Jetzt kapierte ich. »Wollte Kleines Krokodil nicht die Wunderpflanze gegen den Krebs seiner Mutter suchen?«
    »Eigentlich schon. Aber dann kam das Sponsorangebot von Hirus. «
    »Und die Zuschauer?«
    Poldi lachte. »Die werden das bestimmt vergessen. Und wenn es Proteste gibt, dann kommt das verschollene Forscherteam eben zurück. Ohne Pflanze.«
    »Und die Mutter vom Kleinen Krokodil stirbt?«
    »Yep. Aber so ist das Leben«, sagte Poldi weise. »Die Sonne kann nicht immer scheinen.«
Epilog
    Drei Monate später konnte die Polizei die drei Todesfälle ad acta legen. Kalinka Gogol wurde wegen der Tötung von Kiki Moreno vor Gericht gestellt. Nicht wegen Mordes, sondern wegen Totschlags. Die Staatsanwaltschaft nahm ihr ab, dass sie außer sich gewesen war und im Affekt gehandelt hatte. Boris Gogol wurde wegen Betruges, Steuerhinterziehung und weiterer Delikte in Untersuchungshaft genommen. Er wartet auf seinen Prozess.
    Peter Silius ist gegen Auflagen auf freiem Fuß. Der Prozess wegen Steuerhinterziehung durch Schmuggel wird ihn seine Existenz kosten.
    Galina Gubaidulina wird nicht nach Deutschland ausgeliefert. Sie wird in Kiew vor Gericht gestellt. Die ukrainischen Behörden arbeiten eng mit ihren deutschen Kollegen zusammen. Der Königspudel ist gern gesehener Gast in Kiew. Das vom Erpressergeld gekaufte Haus hat der ukrainische Staat beschlagnahmt. Es soll zu einem Kinderheim umgebaut werden. Adrian Schöderlapp schaut also in die

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