Es muss nicht immer Grappa sein
kein Hengst wie Wlad.« Er lachte schadenfroh.
»Gogol ist impotent?«, fragte ich überrascht.
»Impotänt, ja. Kann Frau nix machen.«
»Warum ist Kiki dann bei ihm geblieben?«
Wlad lachte wieder. »Gogol hat Kikischka Heirat versprochen. Hat viel Geld, sehr viel Geld. Ich hättä gesorgt, dass Kikischka schnäll Witwe ist.«
»Ihr beide wolltet Gogol umbringen?«, fragte ich verdattert.
»Schönär Unfall für Gogol.« Sein Kichern war mir unheimlich. Dabei machte ihn der Alkohol nicht gewalttätig, sondern mitteilsam.
»Und Carstens? Hat er Kiki auch geliebt?«
»Carstens war großäs Schwein«, erklärte Wlad. »Hat von Kikischka Fotos gemacht. Schweinefotos. Wollte allän zeigän. Karriere kaputt. Kann er jetzt nicht mähr.«
»Stimmt. Ein kleiner Mann mit einem großen Schläger hat ihm den Schädel zertrümmert.«
»War kein Mann, war Frau.«
»Ich weiß«, bluffte ich. »Kiki hatte die Nase voll von den Erpressungen. Sie wollte reinen Tisch machen.«
Das nächste Bier für Wlad. Plopp.
»Kiki ihn nicht totän wollen«, behauptete er. »Wollte nur redän. Ich hab draußän im Auto gewartet. Hab ihr Schläger gegebän. Für Verteidigung. Aber Carstens wollte fickän. Da hat sie ihm gezeigt, dass Kikischka keine Hure ist.«
Mich fröstelte. Ich hatte gerade – so nebenbei – den Mordfall Carstens gelöst. Jetzt musste ich mein Wissen nur noch an die richtige Stelle weiterleiten. Und ich durfte Wlad auf keinen Fall ärgern. Mein Blick fiel auf den Messerblock. Verdammt. Wie kam ich aus dieser Nummer raus? Ein neues Bier für Wlad, der arme Tisch.
»Jetzt essen wir erst mal gemütlich zu Abend«, lächelte ich. »Und heute Nacht kannst du im Gästezimmer schlafen.«
»Dankä.«
Die nächste halbe Stunde sah ich Wlad dabei zu, wie er sich über das Essen hermachte. Ich knabberte ein einzelnes Radieschen eckig.
Sollte ich ihn auch noch in ein Gespräch über Oma Schöderlapp verwickeln? Nein, lieber nicht. Wlad bekam noch ein Bier. Irgendwann summte er seine russischen Weisen. Noch etwas später legte er den Kopf auf den Küchentisch. Als ein leises Schnarchen ertönte, schlich ich mich aus dem Haus und wählte Kleists Nummer. Nichts. War klar, die Bürozeiten waren längst vorbei. Ich bequatschte den Kriminalkommissar von Dienst, mir Kleists Handynummer zu geben. Alles schien Ewigkeiten zu dauern. Endlich meldete er sich.
»Frau Grappa. Sind Sie sicher, dass Sie mich sprechen wollen?«
»Nein, aber ziemlich sicher, dass Sie mich sprechen wollen.«
»Warum sollte ich?«
»Weil Sie den Leibwächter suchen.«
»Was hat das mit Ihnen zu tun?«
»Ich weiß, wo er ist.«
»So, so. Und wo?«
»In meiner Küche.«
»Bitte?«
»Sie müssen kommen und ihn abholen.« Plötzlich wurde ich panisch.
»Ist der Mann bewaffnet? Hat er Sie als Geisel genommen?«
»Nö. Er kam gestern vorbei und hat meinen Garten in Ordnung gebracht.«
»Unfassbar! Wo sind Sie jetzt?«
»Draußen, vor meinem Haus«, antwortete ich. »Und Wlad liegt mit dem Kopf auf dem Küchentisch.«
»Sie haben ihn … getötet?«
»Aber nein!«, lachte ich. »Ich hab mich nur mit ihm unterhalten.«
»Dann war das Gespräch wohl sehr ermüdend für den Mann.«
»Das dürften eher die Bierchen gewesen sein. Er weiß, wer Carstens umgebracht hat. Holen Sie den Mann nun ab oder nicht?«
Trainiertes Püppchen
Eine halbe Stunde später war ein Streifenwagen da. Ich hatte die Haustür nur angelehnt, damit Wlad nicht aufwachte. Aber die Gefahr bestand nicht, wie mir sein Schnarchen bewies. Als zwei Beamte ihn jedoch packten, war er schnell genug wach, um bei einem von ihnen noch einen Schlag in den Magen zu landen. Doch gleich darauf hatten sie ihn im Polizeigriff. Kleist hielt sich im Hintergrund. Wlad brüllte Schimpfworte in meine Richtung. Ich verstand sie nicht und er wurde weggeschleppt.
»Und nun zu Ihnen, Frau Grappa. Das mit der Gartenarbeit war ja wohl ein Witz, oder?«
»Wlad hatte Angst vor Gogol, weil er nicht gut genug auf die Moreno aufgepasst hat.«
»Und Sie nehmen ihn dann in Ihr Haus auf?«
»Vorübergehende Unterbringung eines wichtigen Zeugen – um es mal in Ihrer Sprache auszudrücken. Immerhin hat er mir erzählt, wer Carstens erschlagen hat.«
Herr Dr. Kleist verzog keine Miene, blickte mich aber unverwandt an. Die Blöße, nach dem Namen zu fragen, wollte er sich wohl nicht geben.
»Na schön«, sagte ich. »Es war Kiki Moreno.«
Jetzt schaute Kleist, als hätte ich sie nicht alle. »Diese kleine
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