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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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erstickt haben soll. Den Durchbruch in den Ermittlungen brachte ein DNA-Vergleich. Spuren in der Wohnung des Mordopfers und auf den Briefen, die Galina G. an ihre Freundin schrieb, stimmten überein.
    »Deshalb wissen wir, dass Galina G. in der Wohnung gewesen sein muss«, erklärte Kleist gegenüber unserer Zeitung. Weitere Beweise brachte eine Überprüfung der Flugdaten. Galina G. war kurz vor dem Mord von Moskau nach Düsseldorf geflogen und hatte für denselben Abend den Rückflug gebucht. Zeit genug dazwischen, nach Bierstadt zu gelangen, Ekaterina S. zu töten und wieder zu verschwinden.
    Das Motiv für die ungeheuerliche Tat: Habgier. Das Mordopfer war im Besitz von 150.000 Euro Bargeld. Die Polizei glaubt, dass Galina G. dieses Geld gestohlen und sich davon eine Villa in Kiew gekauft hat – ausgerechnet das Haus, in dem Ekaterina S. ihren Lebensabend verbringen wollte. Noch hat Galina G. die Tat nicht gestanden. Aber – so der Leiter der Mordkommission: »Die Beweislage ist erdrückend.«
    Natürlich musste ich auch die dubiosen Geschäfte der Kaviar-Oma nennen und die Herkunft der hundertfünfzigtausend Euro erklären. Die Fotoauswahl war einfach.
    Ein Jugendbildnis von Oma Schöderlapp: Ein Foto aus unbeschwerten Zeiten. Ekaterina S. als junge Frau in Kiew. In dieser Zeit lernte sie Galina G. kennen, die Jahrzehnte später ihre Mörderin werden sollte.
    Dann der Sarg, getragen von zwei Männern in weißen Anzügen: Das Ende einer Frauenfreundschaft. Spurensicherer der Kripo nach Entdeckung des Verbrechens.
    Foto von einer Dose Kaviar: Kaviar Beluga Malossol 50 g. In der Wohnung der Ekaterina S. fand die Kripo Hunderte Dosen dieser Delikatesse – unverzollt und illegal eingeführt.
    Die Homepage von Superiore Feinkost mit Foto von Peter Silius: Der Bierstädter Feinkostkönig Silius gilt als bester Kunde der Kaviarmafia. Nach eigenen Angaben wurde er deshalb von S. um 150.000 Euro erpresst.
    Und schließlich ein Foto von Boris Gogol: Der russische ›Pate‹ Boris G. Hat er im Kaviar-Deal die Fäden gezogen? Der Inhaber einer Im- und Exportfirma ist zurzeit vernehmungsunfähig.
    Nach zwei Stunden speicherte ich den Text ab und schickte ihn Jansen. Der hatte den Verlagsanwalt gebeten, einen Blick auf die rechtlich kritischen Passagen zu werfen. Aber es gab nichts auszusetzen. Weder Silius noch Gogol konnten uns ans Bein pinkeln.
Hausfrauentag und lustige Egel
    Die Pressekonferenz am nächsten Tag brachte doch noch eine Neuigkeit: Galina hatte in der Nacht den Mord an ihrer Freundin gestanden. Damit war der Fall endgültig geklärt. Ich schrieb eine kurze Meldung für das Blatt.
    »Du kriegst den Rest der Woche frei, Grappa«, sagte Jansen. »Putz deine Wohnung, jäte dein Unkraut oder koch Marmelade. Und denk mal nicht an Mord und Totschlag.«
    »Es sind doch noch so viele Fragen zu klären«, meinte ich. »Wird Galina nach Deutschland ausgeliefert? Was geschieht mit dem Haus? Wird es verkauft? Wer kriegt den Erlös?«
    »Hat alles Zeit, Grappa. Du siehst erschöpft aus – also ab mit dir.«
    »Du rufst mich aber an, wenn es etwas Neues gibt?«

    Ich schaffte es tatsächlich, die Redaktion für vier Tage nicht zu betreten. Ich putzte meine Wohnung, jätete Unkraut und kochte Pflaumenmarmelade. Dann stand ich erst mittags auf, bezog ein schattiges Plätzchen im Garten und las die Bücher, die schon seit Wochen auf einem entsprechenden Stapel lagen. Ich hörte Musik und hing meinen Gedanken nach.
    Etwas Profanes leistete ich mir allerdings jeden Tag. Pünktlich schaltete ich den Fernseher ein, um die weiteren Folgen von Gute Tage – schlechte Tage nicht zu verpassen. Sandy spielte nur noch als bedauernswerte Tote eine Rolle. Die Produzenten hatten den inhaltlichen Schwerpunkt der Folgen auf das Schicksal des Kleinen Krokodils gelegt.
    Nun war es wieder so weit. Ich holte mir eine Flasche portugiesischen Vinho Verde aus dem Kühlschrank, stellte die Kiste an und machte es mir auf dem Sofa bequem. Als die Titelmelodie ertönte, schenkte ich mir das erste Glas ein. Ob ich auch solche Geschichten erfinden konnte?
    Gu-hute Taaageeee – sche-le-hechte Taaage, sie ha-ben Pla-hatz in deinem He-herz …
    Regenwald. Das Kleine Krokodil liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht auf einem Lager aus Bananenblättern und windet sich. Zahnschmerzen. Wieselflinke Liane, eine junge Indianerin, versorgt ihn mit Wasser, das er gierig trinkt. Den Obstsalat weist er zurück – er kann nicht kauen. Er fragt nach dem nächsten

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