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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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getroffen hätte, dass er im ersten Moment glaubte, der Schmerz käme von einem Wespenstich, bis er spürte, dass ihm warmes Blut über die Schläfe rann.
    Er drehte sich um und sah Belch und Victor in der Mitte des Baches auf sich zukommen. Beide hatten eine Handvoll Kieselsteine bei sich, und im selben Moment schwirrten die Geschosse auch schon durch die Luft. Ein Stein pfiff an seinem Ohr vorbei, ein zweiter traf ihn so heftig am rechten Knie, dass er überrascht aufschrie, und ein dritter prallte von seinem rechten Wangenknochen ab. Automatisch füllte sich das rechte Auge mit Tränen.
    Er rannte zum anderen Ufer und kletterte, so rasch er konnte, die steile Böschung empor, wobei er sich an vorstehenden Wurzeln und Ästen festhielt. Oben angelangt (ein letzter Stein traf ihn am Gesäß, als er sich hochzog), riskierte er rasch einen Blick über die Schulter zurück.
    Belch kniete neben Henry im Bach, während Victor ein paar Schritte danebenstand und immer noch Steine warf. Einer von der Größe eines Baseballs flog durch das Gebüsch und schlug dicht neben Ben auf. Er hatte genug gesehen – mehr als genug. Zu allem Überfluss versuchte Henry Bowers schon wieder aufzustehen. Ben zwängte sich ins dichte Gebüsch und schlug eine Richtung ein, von der er hoffte, dass es Westen war. Er musste versuchen, die Barrens zu durchqueren und irgendwo in Old Cape herauszukommen. Dort würde er dann versuchen, von jemandem Geld für den Bus zu bekommen und nach Hause zu fahren. Und wenn er dort war, würde er die Tür hinter sich abschließen und die zerrissenen, blutigen Kleidungsstücke in den Müll werfen, und der verrückte Traum würde endlich vorbei sein. Ben sah vor sich, wie er im Wohnzimmer saß, frisch gebadet, mit seinem flauschigen roten Morgenmantel, Trickfilme mit Daffy Duck sah und Erdbeermilch trank. Halt diesen Gedanken fest, sagte er sich grimmig und stolperte weiter.
    Büsche versperrten ihm den Weg, und er schob sie ungeduldig zur Seite. Dornengestrüpp versuchte ihn aufzuhalten, aber er riss sich immer wieder los. Er gelangte an einen dunklen Ort, der schwarz und schmutzig aussah. Bambusartige Gewächse sprossen hier und da aus dem Boden, und von der Erde stieg ein Gestank auf. Ein bedrohlicher Gedanke
    (Treibsand)
    schoss ihm durch den Kopf, während er auf das seichte stehende Wasser zwischen den Gewächsen starrte. Dort wollte er nicht hin. Selbst wenn es kein Treibsand war, würden seine Schuhe im Schlamm stecken bleiben. Er bog rasch nach rechts ab, rannte an den Bambusgewächsen entlang bis zu einem richtigen Wald.
    Die dicken Bäume, größtenteils Tannen, kämpften grimmig um ein wenig Platz und Sonne, aber zumindest gab es hier weniger Gestrüpp, und er kam rascher voran. Das einzige Problem war, dass er nicht mehr wusste, in welche Richtung er sich eigentlich bewegte … allerdings beunruhigte ihn das nicht allzu sehr. Die Barrens waren auf drei Seiten von Derry begrenzt und auf der vierten Seite von der neuen Autobahn, die gerade gebaut wurde. Früher oder später würde er irgendwo herauskommen.
    Sein Bauch schmerzte, und er schob den zerfetzten Sweater hoch, um sich die Bescherung genauer anzusehen. Unwillkürlich zuckte er bei dem Anblick zusammen und zog zischend die Luft ein. Sein Bauch sah aus wie eine groteske Weihnachtskugel, rot von Blut (das inzwischen Gott sei Dank schon trocknete und verkrustete), garniert mit grünen Grasflecken von seiner Rutschpartie. Er zog den Sweater schnell wieder herunter, denn dieser Anblick verursachte ihm leichte Übelkeit.
    Er hörte ein seltsames summendes Geräusch von irgendwoher aus der Nähe – ein stetiges, eintöniges, leises Geräusch. Ein Erwachsener in derselben Situation wie Ben hätte es einfach ignoriert, nur von dem einzigen Gedanken beseelt, so schnell wie möglich aus den Barrens herauszukommen (die Moskitos hatten Ben inzwischen entdeckt, und obwohl sie natürlich nicht die Größe von Sperlingen hatten, so waren sie doch ziemlich groß). Aber Ben war ein Junge, der seine Angst jetzt zum größten Teil überwunden hatte. Er schwenkte links ab und zwängte sich durch einige niedrige Lorbeerbüsche. Dahinter entdeckte er einen in die Erde eingelassenen Zementzylinder von etwa einem Meter zwanzig Durchmesser und einem Meter Höhe. Der Deckel war aus Metall, hatte Löcher für die Belüftung und trug die Aufschrift: DERRY KANALISATION. Dieses Geräusch – so nahe war es mehr ein Dröhnen als ein Summen – kam von irgendwo tief

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