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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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klaffenden Wunden in seinen Wangen tropfte eine grüne Flüssigkeit. Seine Augen waren weiß und gallertartig; die durch Schwimmhäute miteinander verbundenen Finger hatten rasiermesserartige Klauen. Sein Atem war ein entsetzliches Blubbern, und als es sah, dass Eddie es anstarrte, verzog es die grünschwarzen Lippen zu einem leeren, toten Grinsen und bleckte seine riesigen Fangzähne.
    Es watschelte triefend hinter ihm her, und Eddie begriff plötzlich, dass es ihn zum Kanal zurückzerren, ihn in die feuchte Finsternis des unterirdischen Wasserlaufs hinabschleppen … und ihn dort fressen würde.
    Die Angst trieb Eddie vorwärts. Die Laterne rückte am Haupteingang näher. Schon konnte er die Fliegen und Mücken um das Licht herumschwirren sehen. Ein Lastwagen knatterte vorbei, und in seinem verzweifelten Entsetzen schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass dort ein Mann am Steuer saß, in Sicherheit, vielleicht Kaffee aus einem Pappbecher trank, und keine Ahnung hatte, dass nicht mal hundert Meter von ihm entfernt ein Junge war, der in zwanzig Sekunden tot sein könnte.
    Der Gestank. Der überwältigende Gestank, der immer stärker wurde. Von allen Seiten auf ihn eindrang.
    Es war eine Parkbank, über die er stolperte, eine Parkbank, die einige Kinder am Spätnachmittag umgeworfen hatten, in ihrer Eile, noch vor der Sperrstunde nach Hause zu kommen. Der Sitz ragte im fahlen Mondschein kaum sichtbar aus dem Gras hervor. Eddie spürte plötzlich einen rasenden Schmerz an den Schienbeinen und stürzte ins Gras.
    Als er sich umschaute, beugte sich das Wesen schon über ihn; seine weißen Augen schimmerten im Mondlicht wie Alabaster, aus seinen Schuppen tropfte algenfarbener Schleim, die Kiemen an seinem gekrümmten dicken Hals und an den Wangen öffneten und schlossen sich.
    »Ag!«, krächzte Eddie. Es schien der einzige Laut zu sein, den er noch hervorbriingen konnte. »Ag! Ag! Ag! Ag!«
    Er kroch vorwärts, grub seine Finger in den Rasen. Seine Zunge hing heraus.
    In der Sekunde, bevor sich die nach Fisch stinkenden Hornfänge um seine Kehle schlossen, hatte er einen tröstlichen Gedanken: Dies ist ein Traum. Es muss ein Traum sein. Es gibt in Wirklichkeit keinen Schrecken und keine Schwarze Lagune am Amazonas, und selbst wenn es doch eine gibt, so nur in Südamerika oder in den Everglades in Florida oder sonst wo. Dies ist nur ein Traum, und ich werde gleich in meinem Bett oder im Laub unter dem Pavillon aufwachen und ich …
    Dann drückten die froschartigen Hände ihm die Kehle zu, und sein heiseres Krächzen verstummte; die Kreatur drehte ihn um und zerkratzte ihm dabei mit den Hornhaken an ihren Händen den Hals. Er starrte in ihre weißen, funkelnden Augen. Er fühlte, wie die Schwimmhäute zwischen ihren Fingern sich gegen seine Kehle pressten wie lebende Algen. Sein vor Entsetzen geschärfter Blick fiel auf die Flosse, eine Art Hahnenkamm, eine Art Hornhecht-Rückenflosse, die den gepanzerten Kopf der Kreatur krönte. Während ihre Hände fest zudrückten und ihm die Luftzufuhr abschnitten, konnte er sogar sehen, wie das weiße Licht der Straßenlaterne sich in ein trübes Grün verwandelte, während es durch diese Membranflosse fiel.
    »Du bist … nicht … real«, keuchte Eddie, aber nun verschwamm alles in grauem Nebel, und er registrierte schwach, dass dieses Wesen überaus real war. Es brachte ihn nämlich um.
    Und doch wurde er bis zuletzt von einem Rest rationalen Denkens beherrscht: Während die Kreatur ihre Klauen in das weiche Fleisch seines Halses grub, während seine Halsschlagader aufgeschlitzt wurde und das hervorschießende warme Blut den Reptilpanzer der Kreatur befleckte, tasteten Eddies Hände auf ihrem Rücken nach einem nicht vorhandenen Reißverschluss. Und sie fielen erst herab, als die Kreatur ihm mit einem tiefen, zufriedenen Grunzen den Kopf abriss.
    Und als Eddies Bild von Es zu verblassen begann, verwandelte Es sich prompt in etwas anderes.

4
     
    In den frühen Morgenstunden am ersten Tag der Sommerferien stand ein Junge namens Michael Hanlon, der in dieser Nacht sehr schlecht geschlafen und Albträume hatte, auf. Das erste Licht war bleich und wurde von einem Bodennebel verschluckt, der sich gegen acht Uhr auflösen und einen herrlich heißen Sommertag enthüllen würde.
    Aber das kam später. Im Augenblick war die Welt noch grau und rosafarben und so leise wie eine Katze, die über einen Teppich geht.
    Mike kam in Cordhose, T-Shirt und hohen schwarzen Stiefeln nach unten, aß

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