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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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verbittert, aber was konnten wir schon machen? Wir hatten ja keinerlei Einfluss. Es war dann dieser junge Bursche, ein Mannschaftskoch namens Dick Hallorann, der anregte, wir sollten versuchen, etwas daraus zu machen, den Schuppen nett herzurichten.
    Wir probierten es, und – kurz gesagt – wir machten unsere Sache sehr gut. Als ein paar von uns zum ersten Mal reingingen, waren wir ganz schön deprimiert. Der Schuppen war dunkel und stank bestialisch; er war mit alten Werkzeugen und mit Schachteln vollgestopft, in denen vermoderte Papiere lagen. Es gab nur zwei kleine Fenster und keinen elektrischen Strom. Der Fußboden war aus Lehm. Carl Roone lachte bitter und sagte – ich erinnere mich noch genau daran -: ›Der alte Major ist doch ein richtiger Wohltäter – schenkt uns da einen Klub ganz für uns allein! Toll, was?‹
    Und George Brannock, der bei dem Feuer im Herbst ebenfalls ums Leben kam, meinte: ›Ja, es ist wirklich ein finsteres Loch.‹ Und so wurde der Klub von nun an genannt – Black Spot, finsteres Loch.
    Aber Hallorann ermutigte die anderen … Hallorann, Carl und ich. Gott möge uns verzeihen, was wir taten, aber wir konnten schließlich nicht wissen, was für Konsequenzen es haben würde.
    Nach kurzer Zeit legten sich auch die Übrigen ins Zeug. Wir konnten ja ohnehin nicht viel anderes tun, nachdem die Bars in der Stadt für uns jetzt tabu waren. Wir hämmerten und putzten also drauflos. Trev Dawson war ein ausgezeichneter Hobby-Zimmermann, und er zeigte uns, wie man einige zusätzliche Fenster auf einer Seite einbauen konnte, und Alan Snopes organisierte verschiedenfarbige Glasscheiben dafür.
    ›Wo hast du denn das Glas her?‹, fragte ich ihn. Alan war der Älteste von uns – zweiundvierzig oder so, alt genug, dass die meisten von uns ihn Pop Snopes nannten.
    Er schob sich eine Camel in den Mund und zwinkerte mir zu. ›Mitternächtliche Requirierungen‹, sagte er, ließ sich aber nicht näher darüber aus.
    Wir machten rasche Fortschritte, und Mitte des Sommers konnten wir den Klub schon benutzen. Trev Dawson und einige andere hatten das hintere Viertel des Schuppens abgeteilt und dort eine kleine Küche eingerichtet – viel mehr als einen Grill und ein paar große Fritteusen gab es dort allerdings nicht, aber es reichte, um Hamburger und Pommes zubereiten zu können. Auf einer Längsseite wurde die Bartheke gebaut, aber die war nur für Sodas und Drinks wie Virgin Marys gedacht – Scheiße, wir wussten, wo wir hingehörten. Hatte man es uns nicht beigebracht? Wenn wir harte Sachen trinken wollten, haben wir es im Dunkeln getan.
    Den Lehmboden putzten wir gründlich und ölten ihn immer gut ein. Trev und Pop Snopes verlegten eine Stromleitung – weitere mitternächtliche Requirierungen, nehme ich an. Im Juli konnte man an Samstagabenden hingehen, sich gemütlich hinsetzen, Cola trinken und einen Hamburger essen. Es war ein schöner Klub. Er wurde nie richtig fertiggestellt – wir arbeiteten immer noch daran, als er niederbrannte, das war so eine Art Hobby für uns geworden... oder eine Möglichkeit, Fuller, Mueller und dem Stadtrat eine lange Nase zu zeigen – aber wir wussten, dass es unser Klub war, als Ev McCaslin und ich eines Freitagabends ein Schild befestigten, auf dem THE BLACK SPOT stand und darunter KOMPANIE E UND GÄSTE. So als wären wir was ganz Exklusives, weißt du!
    Unser Black Spot sah so gut aus, dass die weißen Jungs zu murren begannen. Aber Fuller sorgte dafür, dass das rasch aufhörte. An den Unteroffiziersklub der Weißen wurde in Windeseile eine kleine Cafeteria und ein spezieller Gesellschaftsraum angebaut. Es war so, als wollten sie mit uns wetteifern. Aber wir hatten keine Lust, uns an diesem Wettlauf zu beteiligen.«
    Mein Vater lächelte mir von seinem Bett aus zu.
    »Wir waren zwar jung, mit Ausnahme von Snopesy, aber wir waren keine kompletten Narren. Wir wussten genau, dass die weißen Jungs es zulassen, dass wir gegen sie antreten, aber sobald es dann so aussieht, als könnten wir gewinnen, bricht uns jemand einfach die Beine, damit wir nicht so schnell rennen können. Wir hatten, was wir wollten, und das genügte uns. Aber dann … dann passierte etwas.« Er runzelte die Stirn und verstummte.
    »Was denn, Daddy?«
    »Wir entdeckten, dass wir eine ganz ordentliche Jazzband in unseren Reihen hatten«, sagte er langsam. »Martin Devereaux, ein Corporal, spielte Schlagzeug. Ace Stevenson spielte Horn. Pop Snopes konnte ganz ordentlich auf dem

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