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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Flaschen Alkohol konfisziert hätte, die von den Leuten mitgebracht wurden. Das hätte eine gute, saubere Schließung des Klubs zur Folge gehabt. Das Kriegsgericht hätte einiges zu tun gehabt, und ein paar von uns wären im Gefängnis in Rye gelandet, und alle anderen hätte man versetzt. Aber Fuller war langsam. Ich glaube, er hatte dieselbe Befürchtung wie manche von uns – dass ein paar Stadtbewohner durchdrehen würden. Mueller hatte sich nicht bei ihm zurückgemeldet, und ich glaube, Major Fuller hat Angst gehabt, in die Stadt zu gehen und Mueller zu treffen. Er hat große Reden gehalten, dieser Fuller, aber nicht mehr Rückgrat als eine Qualle gehabt.
    Und so wurde die Sache eben nicht durch eine Verordnung von oben beendet, womit die ganzen Leute, die verbrannt sind, am Leben geblieben wären, sondern die ›Legion of White Decency‹ hat ein Ende gemacht. Sie kamen Anfang November mit ihren weißen Laken und haben ein Barbecue veranstaltet.«
    Er verstummte wieder, aber diesmal nicht, um Wasser zu trinken. Er starrte auf die weiße Wand seines Zimmers, und vom Korridor her ertönte ein leises Klingeln. Eine Krankenschwester eilte vorbei, und ich konnte das Quietschen ihrer Schuhsohlen auf dem Linoleum hören. Irgendwo lief ein Fernseher und woanders ein Radio. Ich erinnere mich, dass draußen der Wind um das Gebäude pfiff. Obwohl es August war, hörte er sich irgendwie kalt an. Ihm war es egal, dass die Kriminalserie Cain’s Hundred im Fernsehen lief, und die Four Seasons »Walk Like A Man« im Radio sangen.
    »Einige von ihnen kamen durch den Grüngürtel zwischen der Basis und dem West Broadway«, fuhr mein Vater schließlich fort. »Sie müssen sich dort in irgendeinem Haus getroffen haben, vielleicht im Keller, um ihre Kapuzentrachten anzuziehen und die Fackeln herzurichten.
    Man hat auch erzählt, dass andere über die Ridgeline Road, wo der Haupteingang zum Militärstützpunkt war, direkt aufs Gelände fuhren. Ich habe gehört – ich sage nicht, wo -, dass sie in einem brandneuen Packard kamen, in ihren weißen Gewändern, die Kapuzen auf dem Schoß, die Fackeln auf dem Boden. Die Fackeln waren aus Baseballschlägern hergestellt; sie waren am breiten Ende mit großen Sackleinenstücken umwickelt, die mit Gummiringen, wie Frauen sie zum Einmachen verwenden, befestigt waren. Es gab eine Kontrollbude an der Stelle, wo die Ridgeline Road von der Witcham Road abzweigte, und der Wachtposten ließ den Packard einfach passieren.
    Nun, Mikey, es war Samstagabend, und im überfüllten Klub wurde eifrig getanzt. Vielleicht waren zweihundert Leute da, vielleicht auch dreihundert. Und da kamen nun diese Weißen, sechs oder acht Männer in einem flaschengrünen Packard, und sehr viel mehr kamen wie große weiße Gespenster durch diesen Baumgürtel zwischen dem Militärgelände und den Luxushäusern am West Broadway. Die meisten waren alles andere als jung, und manchmal überlege ich, wie viel Fälle von Angina und blutenden Magengeschwüren es wohl am nächsten Tag gegeben haben mag. Ich hoffe eine ganze Menge. Diese verdammten, dreckigen, mörderischen Schweine!
    Der Packard hielt auf dem Hügel und blinkte zweimal mit den Scheinwerfern. Etwa vier Männer stiegen aus und gesellten sich zu den anderen. Einige hatten Zehnliterkanister Benzin bei sich. Alle hatten Fackeln. Einer blieb am Steuer des Packard sitzen. Mueller hatte so einen Wagen, musst du wissen. Ja, er hatte einen flaschengrünen Packard.
    Sie versammelten sich hinter dem Black Spot und tränkten ihre Fackeln mit Benzin. Vielleicht wollten sie uns nur Angst einjagen. Ich habe teilweise etwas anderes gehört, aber manchmal auch diese Version. Ich möchte lieber glauben, dass sie uns nur einen Schrecken einjagen wollten – vermutlich bin ich immer noch zu anständig, um das Schlimmste glauben zu wollen.
    Vielleicht ist das Benzin auf die Griffe einiger Fackeln herabgetropft, und diese Männer sind in Panik geraten, als sie sie anzündeten, und haben sie einfach wild drauflosgeschleudert, nur um sie loszuwerden. Jedenfalls loderten in jener dunklen Novembernacht plötzlich überall Fackeln. Manche hielten sie hoch und schwenkten sie durch die Luft. Kleine glühende Leinwandfetzen flogen umher. Einige der Männer lachten. Aber, wie gesagt, ein paar andere schleuderten die Fackeln durch die hinteren Fenster in unsere Küche. In wenigen Minuten brannte sie lichterloh.
    Die Männer draußen trugen alle ihre spitzen weißen Kapuzen. Einige riefen im

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