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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wird?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wird ein Taxifahrer wissen, wie man hinkommt?«
    »Klar.«
    »Okay«, sagte Bill und notierte sich den Namen des Restaurants. »Warum ausgerechnet dort?«
    »Weil es neu ist, glaube ich«, antwortete Mike langsam. »Ich hatte das Gefühl, es sei … wie soll ich es ausdrücken …«
    »Neutraler Boden?«, schlug Bill vor.
    »Ja. Ich glaube, das war’s.«
    »Ist das Essen dort gut?«
    »Keine Ahnung«, gab Mike zu. »Hast du denn Appetit?« Bill stieß eine Rauchwolke aus, hustete und lachte. »Nicht besonders, alter Freund.«
    »Ja«, sagte Mike. »Das hört man.«
    »Um zwölf?«
    »Eher so gegen eins. Beverly soll noch ein bisschen ausschlafen können.«
    Bill drückte die Zigarette aus. »Ist sie verheiratet?«
    Mike zögerte wieder. »Das werden wir alles bald hören.«
    »Ganz, wie wenn man nach zehn Jahren zum Highschool-Klassentreffen geht, was?«, sagte Bill. »Interessant zu sehen, wer fett geworden ist, wer eine Glatze bekommen hat, wer Kinder in die Welt gesetzt h-hat.«
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    »Ja, ich auch, Mikey. Ich auch.«
    Er legte den Hörer auf, duschte ausgiebig und bestellte ein Frühstück, das er kaum anrührte. Nein, mit seinem Appetit war es wirklich nicht sonderlich weit her.
    Bill hatte bei der Yellow Cab Company angerufen und für Viertel vor eins ein Taxi bestellt, das ihn im Town House abholen sollte. Er hatte gedacht, dass eine Viertelstunde leicht ausreichen würde, um zur Pasture Road zu gelangen (er konnte sich an den Namen Mall Road einfach nicht gewöhnen, nicht einmal, als er die Mall dann sah), aber er hatte das hohe Verkehrsaufkommen zur Mittagszeit unterschätzt … und das Wachstum von Derry in den vergangenen Jahren.
    1958 war es eine große Kleinstadt gewesen. Innerhalb der eingetragenen Stadtgrenzen hatte es etwa dreißigtausend Einwohner gezählt, und außerhalb in den Randbezirken weitere siebentausend.
    Jetzt war es eine kleine Großstadt – sehr klein im Vergleich zu London oder New York, aber ganz ordentlich für Maine, wo Portland, die größte Stadt des Staates, nicht ganz dreihunderttausend Einwohner hatte.
    Während das Taxi langsam die Main Street hinabfuhr (wir sind jetzt über dem Kanal, dachte Bill; man kann ihn nicht sehen, aber er ist da unten, fließt im Dunkeln dahin) und dann in die Center Street abbog, registrierte er erstaunt, wie viel sich hier verändert hatte, und er verspürte darüber ein Bedauern, das ihn selbst überraschte. Er hatte seine hier verbrachte Kindheit als problematische, angsterfüllte Zeit in Erinnerung … nicht nur wegen des Sommers 1958, als sie zu siebt mit dem Bösen konfrontiert worden waren, sondern auch wegen Georgies Tod, des tiefen Schlafs, in den seine Eltern danach anscheinend gefallen waren, des ständigen Spotts über sein Stottern, der Verfolgungen durch Bowers, Huggins und Criss nach jener Steinschlacht in den Barrens
    (Bowers und Huggins und Criss, Herrgott! Bowers und Huggins und Chris, Herrgott!)
    und wegen des allgemeinen Gefühls, dass Derry kalt und unfreundlich war, dass Derry sich einen Dreck darum scherte, ob sie lebten oder starben, ob sie Pennywise, den Clown, besiegten oder nicht. Derry hatte schon so lange mit Pennywise in all seinen Erscheinungen gelebt … und vielleicht hatte die Stadt mit der Zeit – so verrückt sich das auch anhören mochte – sogar Verständnis für ihn aufgebracht. Vielleicht mochte sie ihn, brauchte sie ihn. Liebte ihn gar? Ja, vielleicht liebte sie ihn sogar.
    Weshalb dann also dieses Bedauern über die Veränderungen?
    Vielleicht nur, weil es so stupide Veränderungen waren. Oder vielleicht auch deshalb, weil Derry für ihn sein charakteristisches Aussehen verloren hatte.
    Das Bijou Theater war verschwunden – ein Parkplatz befand sich jetzt an dieser Stelle (PARKEN NUR MIT GENEHMI-GUNG, stand auf einem Schild. Und darunter: UNBEFUGTE WERDEN ABGESCHLEPPT). Auch das Shoeboat und daneben Bailley’s Lunch gab es nicht mehr. Eine Filiale der Northern National Bank machte sich jetzt dort breit. Über dem Eingang des faden Betonklotzes prangte eine riesige Digitaltafel mit Zeit- und Temperaturanzeige, Letztere sowohl in Fahrenheit als auch in Celsius. Der Center Street Drugstore, das Reich von Mr. Keene, wo Bill einst Eddies Asthmamedizin besorgt hatte, war gleichfalls verschwunden, ebenso wie die Richard’s Alley. Dort war jetzt etwas entstanden, das »Mini-Mall« hieß. Während das Taxi an einer Ampel halten musste, entdeckte

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