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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Stimme, und Richie konnte seinen Atem riechen, einen süßen Verwesungsgestank.
    Er blickte hoch und wich hastig einige Schritte zurück. Der Clown beugte sich herab, die behandschuhten Hände auf seine Knie in den lustigen Hosen gestützt.
    »Sollen wir noch ein bisschen spielen, Richie? Wie wär’s, wenn ich auf deinen Schwanz deute und dir Prostatakrebs beschere? Ich kann auch auf deinen Kopf deuten und dich mit einem guten alten Gehirntumor beglücken – obwohl ich mir sicher bin, dass die Leute sagen würden, dass das nur eine Bereicherung für das ist, was bereits da ist. Oder ich kann auf deinen Mund deuten, und deine Lästerzunge wird eiternd auseinanderfallen. Ich kann das tun, Richie. Willst du’s sehen?«
    Seine Augen wurden immer größer, und in jenen schwarzen Pupillen, die so groß wie Baseballbälle waren, sah Richie die wahnsinnige Dunkelheit, die jenseits des Universums herrschen musste; er sah ein perverses Glück, das ihn um den Verstand zu bringen drohte. Und in diesem Augenblick verstand er, dass Es all das vermochte, all das und noch mehr.
    Und trotzdem hörte er seinen Mund wieder sprechen, aber diesmal weder mit seiner eigenen Stimme noch mit einer der von ihm erfundenen, sondern mit einer Stimme, die er nie zuvor gehört hatte. Später erzählte er den anderen zögernd, es sei so eine Art Jazz-Nigger-Stimme gewesen, laut und stolz, kreischend und sich selbst parodierend. »Lass ja die Finger von mir, mein Bester!«, brüllte er und lachte, so unglaublich das auch war. »Mir kannst du nicht an die Karre pissen! Ich bin nämlich selbst unübertrefflich, ja geradezu einsame Spitze! Und deshalb kannst du mich mal am Arsch lecken, du widerwärtige Dooffresse!«
    Richie glaubte zu sehen, dass der Clown etwas zurückschreckte, aber er hielt sich nicht lange damit auf, sich zu vergewissern. Er rannte mit vor und zurück pumpenden Ellbogen und wehendem Sakko, so schnell er nur konnte, und es war ihm völlig gleichgültig, dass ein Vater, der mit seinem kleinen Sohn stehen geblieben war, um Paul Bunyan zu bewundern, ihn anstarrte, als hätte er plötzlich den Verstand verloren. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, Leute, dachte Richie, kommt es sogar mir so vor, als hätte ich wirklich den Verstand verloren. Und das war die beschissenste Grandmaster-Flash-Imitation, die es je gegeben hat, aber irgendwie hat sie trotzdem funktioniert …
    Und dann donnerte die Stimme des Clowns hinter ihm her. Der Vater des kleinen Jungen hörte nichts, aber das Gesicht des Kindes verzerrte sich plötzlich vor Angst, und es begann zu weinen. Der Vater nahm den Kleinen auf den Arm und drückte ihn bestürzt an sich. Trotz seiner eigenen Angst beobachtete Richie diese kleine Nebenepisode sehr genau. Die Stimme des Clowns schien zwischen Ärger und Fröhlichkeit zu schwanken, vielleicht war sie aber auch nur ärgerlich: »Wir haben hier unten das Auge... das kriechende Auge haben wir hier unten. Wenn du nicht fliegen willst, wenn du dich nicht verabschieden willst, kannst du jederzeit in die Eingeweide dieser Stadt kommen und einem großen Auge Hallo sagen. Wann immer du willst. Hörst du mich, Richie? Bring dein Jo-Jo mit und sag Beverly, sie soll einen weiten, schwingenden Rock mit vier oder fünf Petticoats tragen. Und den Ring ihres Mannes soll sie um den Hals tragen! Und Eddie soll seine zweifarbigen Sportschuhe anziehen! Wir werden Be-Bop spielen, Richie! Wir werden AAALLE HITS spielen!«
    Auf dem Gehweg angelangt, wagte Richie einen Blick zurück, und was er sah, war alles andere als beruhigend. Paul Bunyan war immer noch verschwunden, aber jetzt war auch der Clown verschwunden. An ihrer Stelle stand jetzt eine sechs Meter hohe Plastikstatue von Buddy Holly. Er trug einen Button auf dem schmalen Aufschlag seines Sportsakkos. RICHIE TOZIERS »ROCK-SHOW DER TOTEN« stand darauf.
    Ein Bügel von Buddys Brille war mit Klebestreifen geflickt.
    Der kleine Junge weinte noch immer, und sein Vater ging rasch mit ihm in Richtung Stadtmitte. Um Richie machte er dabei einen weiten Bogen.
    Richie setzte sich wieder in Bewegung und
    (feets don’t fail me now – So weit die Füße tragen)
    versuchte, nicht über das nachzudenken
    (wir werden AAALLE HITS spielen!)
    was soeben geschehen war. Er wollte jetzt nur an eines denken: an den riesigen Scotch, den er in der Hotelbar trinken würde, ehe er sich eine Runde aufs Ohr hauen würde.
    Bei diesem Gedanken fühlte er sich etwas besser. Er drehte sich noch einmal um, und angesichts

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