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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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war etwas, was Biff Marlow etwa sechzehn Jahre später sagte, als wir im Pilot’s Grill in Bangor ein paar Bierchen tranken. Er sagte es ganz plötzlich, aus heiterem Himmel. Er sagte, jener Clown hätte sich so weit aus dem Fenster gelehnt, dass Biff nicht hatte verstehen können, warum er nicht herausfiel. Nicht nur sein Kopf, seine Schultern und Arme wären draußen gewesen, nein, Biff sagte, der Kerl hätte bis zu den Knien draußen in der Luft gehangen und auf die Autos der Bande geschossen, mit jenem breiten roten Grinsen im Gesicht. ›Er sah aus wie eine dieser Kürbislaternen zu Halloween, mit denen man anderen einen mächtigen Schrecken einjagen will‹, waren Biffs Worte.«
    »Als würde er fliegen«, murmelte ich.
    »Ja, genauso«, stimmte Mr. Keene zu. »Und Biff sagte, da wäre auch noch was anderes gewesen, das ihn wochenlang sehr beunruhigt hätte, so wie etwas, was einem auf der Zunge liegt, man es aber nicht herausbringt. Er sagte, schließlich wäre es ihm dann doch noch eingefallen, als er eines Nachts aufs Klo musste. Er hätte dagestanden, hätte seine Blase entleert und an nichts Besonderes gedacht, und mit einem Schlag wäre ihm eingefallen, was ihm solches Kopfzerbrechen bereitete: Die Schießerei habe um fünf vor halb drei begonnen, und es sei ein sonniger Tag gewesen, aber jener Clown habe keinen Schatten geworfen. Überhaupt keinen Schatten.«

Teil vier
     
    Juli 1958
     
    »Du Lethargische, wartest auf mich,
wartest auf das Feuer und ich
harre deiner, erschüttert von deiner Schönheit
Erschüttert von deiner Schönheit
Erschüttert.«
    WILLIAM CARLOS WILLIAMS
PATERSON
     
     
»Well I was born in my birthday suit
The doctor slapped my behind
He said ›You gonna be special
You sweet little toot toot.‹«
    SIDNEY SIMIEN
»MY TOOT TOOT«
     

Kapitel dreizehn
     
    Die apokalyptische Steinschlacht
     

1
     
    Bill ist als Erster da, und er setzt sich in einen der Ohrensessel im Lesezimmer und beobachtet, wie Mike die letzten Büchereibesucher dieses Abends abfertigt – eine alte Dame mit einem Stapel Schauerromane, einen Mann mit einem riesigen Wälzer über den Bürgerkrieg und einen großen, mageren Teenager, der einen Roman ausleihen will, auf dessen Schutzhülle in der oberen Ecke ein Aufkleber besagt, dass die Leihfrist auf sieben Tage beschränkt ist. Bill registriert ohne jede Überraschung, dass es sein eigenes letztes Werk ist. Scheinbar seltsame Zufälle sind für ihn inzwischen eine Realität, an die er glaubt, nachdem das, was er bisher als Realität angesehen hat, letzten Endes nur ein Traum gewesen zu sein scheint.
    Ein hübsches Mädchen in einem Schottenrock, der mit einer großen goldenen Sicherheitsnadel zusammengehalten wird (Du lieber Himmel, die habe ich ja seit Jahren nicht mehr gesehen, werden die jetzt wieder modern?), steckt Münzen in das Xerox-Gerät und fotokopiert einen Sonderdruck, wobei es immer wieder unruhig zur großen Pendeluhr hinter der Ausleihtheke hinüberschaut. Die Geräusche sind gedämpft und angenehm, wie das in Büchereien immer der Fall ist: leise Schritte auf dem rotschwarzen Linoleumboden, das gleichmäßige Ticken der Uhr, das katzenartige Schnurren des Kopiergeräts.
    Der junge Mann nimmt seinen Roman von William Denbrough und geht zu dem Mädchen, das gerade fertig geworden ist und jetzt die Blätter ordentlich zusammenlegt.
    »Du kannst mir den Sonderdruck ein fach auf die Theke legen, Mary«, sagt Mike. »Ich räume ihn dann schon weg.«
    Sie schenkt ihm ein strahlendes Lächeln. »Danke, Mr. Hanlon.«
    »Gute Nacht. Gute Nacht, Billy. Ihr beide solltet jetzt am besten direkt nach Hause gehen.«
    »Der schwarze Mann wird euch schnappen, wenn ihr … nicht … aufpasst!« trällert Billy, der magere Teenager, und schlingt dem Mädchen besitzergreifend seinen Arm um die Taille.
    »Nun, ich glaube zwar nicht, dass er es auf ein so hässliches Paar wie euch beide abgesehen hat«, sagt Mike, »aber trotzdem solltet ihr lieber vorsichtig sein.«
    »Das werden wir auch, Mr. Hanlon«, beteuert Mary und tippt dem Jungen leicht auf die Schulter. »Komm, du hässlicher Kerl«, sagt es kichernd und verwandelt sich dadurch plötzlich für einen Moment von einer hübschen, begehrenswerten Highschool-Schülerin in die ausgelassene, etwas linkische Zehnjährige, die Beverly Marsh einst gewesen ist … und als die beiden an ihm vorbeigehen, raubt ihre Schönheit Bill fast den Atem … und er hat plötzlich Angst. Er verspürt das Bedürfnis,

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