Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ist – und wenn man einen Stein hineinwirft, gibt es eine sehr beeindruckende Explosion. »Wollt ihr Kinder nicht folgsam sein?«, würde Mandy bellen (er sprach nicht so laut und ruppig, weil er zornig war, sondern weil er nahezu taub war und kein Hörgerät trug). »Haben euch eure Leute nicht beigebracht, brav zu sein? Brave Jungen und Mädchen spielen nicht im Müll! Geht in den Park! Geht in die Bücherei! Geht in die Stadthalle, spielt Hockey! Seid folgsam!«
    »Nein«, stimmte auch Richie zu. »Die Müllhalde können wir für heute vergessen.«
    Sie setzten sich hin und beobachteten Mandy eine Weile bei der Arbeit, in der vagen Hoffnung, dass er aufhören und weggehen würde; da er aber ein Radio mitgebracht hatte, war es mehr als wahrscheinlich, dass er den ganzen Nachmittag bleiben würde. So’ne Hundsgemeinheit, dachte Bill. Es gab keinen besseren Ort als die Müllhalde, um Schwärmer abzufeuern. Man konnte sie unter Konservendosen legen und zusehen, wie die Dosen in die Luft flogen, wenn der Schwärmer losging, oder man konnte ihn anzünden, in eine Flasche werfen und dann schnell wegrennen. Die Flaschen explodierten nicht immer, aber manchmal hatte man doch Glück.
    »Ich wollte, wir hätten auch ein paar M-80«, seufzte Richie, ohne zu ahnen, dass ihm schon sehr bald einer beschert werden würde.
    »Meine Mutter sagt immer, man müsse mit dem zufrieden sein, was man hat«, verkündete Eddie so feierlich, dass alle lachen mussten.
    Als ihr Gelächter verebbte, wandten sich alle Blicke wieder erwartungsvoll Bill zu.
    Bill dachte nach, dann sagte er: »Ich w-w-weiß einen g-guten P-P-Platz. Am Ende der B-B-B-Barrens, neben dem B-Bahnhof, ist eine alte K-K-Kiesgrube …«
    »Ja!«, rief Stan begeistert und sprang auf. »Die kenn ich auch! Du bist einfach spitze, Big Bill!«
    »Dort werden sie ein wirklich tolles Echo erzeugen«, stimmte Beverly freudig zu.
    »Also, dann nichts wie hin!«, sagte Richie.
    Die sechs Kinder – eines fehlte noch, um die magische Zahl vollzumachen – schlenderten den Hügelkamm entlang, der sich um die Müllhalde zog. Mandy Fazio schaute einmal hoch und sah ihre Silhouetten, die sich vom blauen Himmel abhoben. Sie wirkten wie Indianer auf dem Kriegspfad. Er überlegte, ob er ihnen zubrüllen sollte zu verschwinden, die Barrens seien für Kinder kein geeigneter Aufenthaltsort, ließ es dann aber doch bleiben und machte sich wieder an die Arbeit. Wenigstens trieben sie sich nicht auf seiner Müllhalde herum.

7
     
    Mike Hanlon lief an der Christlichen Schule vorbei, ohne anzuhalten, und die Neibolt Street hinauf in Richtung Bahnhof Derry. Die Schule hatte einen Hausmeister, aber Mr. Gendron war sehr alt und noch tauber als Mandy Fazio. Außerdem schlief er sommers tagsüber fast immer im Keller neben dem abgeschalteten Heizkessel auf einem alten Liegestuhl und mit den Derry News auf dem Schoß. Mike würde immer noch an die Tür klopfen und brüllen, der alte Mann solle ihn reinlassen, wenn Henry Bowers schon hinter ihm war und ihm den Kopf abreißen würde.
    Also rannte Mike eben.
    Aber nicht blindlings; er versuchte, sich zu beruhigen, seinen Atem zu kontrollieren, sich noch nicht völlig zu verausgaben. Moose Sadler, Belch Huggins und Henry stellten kein Problem dar – sie rannten wie fußkranke Büffel. Aber Victor Criss und Peter Gordon waren wesentlich schneller, und als Mike an dem Haus vorbeikam, wo Bill Denbrough und Richie Tozier den Clown – oder auch Werwolf – gesehen hatten, blickte er rasch über die Schulter hinweg nach hinten und sah besorgt, dass Peter ihm dicht auf den Fersen war. Peter grinste so glücklich, als wäre er bei einem Hindernisrennen dem Ziel schon sehr nahe. Vielleicht würde er nicht so grinsen, dachte Mike, wenn er wüsste, was passiert, wenn sie mich schnappen … glaubt er, dass sie nur rufen »Gefangen, du bist dran!« und dann nach allen Richtungen davonrennen?
    Als das Tor zum Bahnhofsgelände mit seinem Schild PRI-VATGRUNDSTÜCK – KEIN ZUTRITT – ZUWIDERHANDLUN-GEN WERDEN BESTRAFT in Sicht kam, musste Mike sein Letztes geben. Noch tat es nicht weh – er atmete schnell, aber regelmäßig -, doch er wusste, dass die Schmerzen bald einsetzen würden, wenn er dieses Tempo noch lange durchhalten musste.
    Das Tor stand halb offen. Er riskierte wieder einen Blick zurück und sah, dass Peter etwas zurückgefallen war. Victor war etwa zehn Schritte hinter Peter, die anderen waren noch gut vierzig oder fünfzig Meter dahinter. Obwohl er

Weitere Kostenlose Bücher