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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er heulte vor Schmerz.
    Eddie und Stan gesellten sich zu Bill und Richie. Auch Bev war mit von der Partie; ihr Arm blutete, aber ihre Augen funkelten wild. Steine flogen. Belch Huggins schrie auf, als einer davon seinen Musikantenknochen traf; vor Schmerz tänzelte er auf der Stelle und rieb sich den Ellbogen. Henry kam taumelnd auf die Beine; sein Hemd hing in Fetzen, aber sein Rücken war wie durch ein Wunder unverletzt geblieben. Noch ehe er sich umdrehen konnte, traf Ben ihn mit einem Stein am Hinterkopf, und er landete wieder auf allen vieren.
    Es war Victor Criss, der von den großen Jungen an diesem Tag am erfolgreichsten kämpfte, teilweise weil er ein ausgezeichneter Ballwerfer war, hauptsächlich aber (paradoxerweise!), weil er emotional am wenigsten beteiligt war. Ihm missfiel diese Sache immer mehr, bei Steinschlachten konnte schließlich jemand ernsthaft verletzt werden – man konnte eine gefährliche Kopfverletzung davontragen, mehrere Zähne oder sogar ein Auge verlieren. Aber nachdem er nun einmal darin verwickelt worden war, gab er auch sein Bestes.
    Er hatte sich besonnen die Zeit genommen, eine Handvoll ziemlich großer Steine zu sammeln. Einer davon traf Eddie am Kinn, als der Klub der Verlierer sich gerade wieder zum Angriff formierte. Eddie schrie auf und fiel hin. Ben wollte ihm helfen, aber Eddie war schon wieder auf den Beinen; sein blutendes Kinn hob sich leuchtend von der blassen Haut ab, doch seine zu Schlitzen verengten Augen funkelten entschlossen.
    Victor nahm Richie aufs Korn und traf ihn am Brustkorb. Richie warf nach Victor, aber Victor wich mit Leichtigkeit aus und richtete das nächste Wurfgeschoss von der Seite her auf Bill Denbrough. Bill warf den Kopf zurück, aber nicht schnell genug – der Stein riss ihm die Wange auf.
    Bill konzentrierte sich jetzt auf Victor. Ihre Blicke trafen sich, und Victor sah in den Augen des stotternden Jungen plötzlich etwas, was ihm wahnsinnige Angst einjagte. Absurderweise lagen ihm einen Augenblick lang die Wörter Ich nehme alles zurück! auf den Lippen … aber natürlich sagte man so etwas nicht zu einem kleineren Jungen. Nicht wenn man seine Freunde behalten wollte.
    Bill begann auf Victor zuzugehen, und Victor begann auf Bill zuzugehen. Wie auf irgendein telepathisches Signal hin fingen sie genau gleichzeitig an, einander mit Steinen zu bewerfen. Um sie herum verebbte die Schlacht, weil alle – sogar Henry – fasziniert diesen Zweikampf beobachteten.
    Victor versuchte den Geschossen auszuweichen, Bill hingegen machte sich diese Mühe nicht. Victors Steine trafen seinen Brustkorb, die Schulter und den Magen. Einer flog dicht an seinem Ohr vorbei. Scheinbar völlig unbeeindruckt schleuderte Bill mit mörderischer Kraft einen Stein nach dem anderen. Der dritte prallte mit voller Wucht gegen Victors Knie, sodass ein Knacken zu hören war und Victor leise aufstöhnte. Er hatte keine Munition mehr, Bill aber hatte noch einen Stein übrig. Er war glatt und weiß, mit Quarz durchsetzt, und hatte etwa die Größe und Form eines Enteneis. Victor Criss fand, dass er sehr hart aussah.
    Bill war jetzt nur noch knapp fünf Schritte von ihm entfernt.
    »V-V-Verschwinde s-sofort von hier«, sagte Bill, »s-s-sonst sch-sch-spalte ich dir den Sch-Sch-Schädel. Ich m-m-meine es ernst.«
    Victor las in seinen Augen, dass er es wirklich ernst meinte. Er drehte sich wortlos um und verschwand auf dem gleichen Weg wie zuvor Peter Gordon.
    Belch und Moose Sadler sahen sehr verunsichert aus. Aus Sadlers Mundwinkeln sickerte Blut, und über Belchs Wange floss Blut aus einer Kopfwunde.
    Henrys Lippen bewegten sich, aber es war kein Laut zu hören.
    »H-H-Hau ab!«, wandte Bill sich an Henry.
    »Und was, wenn ich das nicht tue?«, fragte Henry. Er bemühte sich um einen groben Ton, aber seine Augen verrieten Bill etwas anderes: Henry hatte jetzt Angst, und er würde abziehen. Eigentlich hätte Bill ein Gefühl des Triumphs verspüren müssen, aber er fühlte sich nur sehr, sehr müde.
    »D-D-Dann w-werden wir dich f-f-fertigmachen. Ich d-d-denke, dass wir s-sechs dich ins K-K-K-Krankenhaus bringen können.«
    »Sieben«, sagte Mike Hanlon und schloss sich ihnen an. Er hielt in jeder Hand einen baseballgroßen Stein. »Ich würde mich mit Freuden bei dir revanchieren.«
    »Du verfluchter NIGGER!«, schrie Henry. Seine Stimme zitterte jetzt, und er war den Tränen bedenklich nahe. Diese Stimme raubte Belch und Moose den letzten Kampfgeist; sie wichen zurück und

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