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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und machte sich selbst an die Arbeit.
    Eddie spürte, wie ihm wieder einmal die Kehle eng wurde.
    Diesmal nicht, verdammt noch mal!, dachte er. Nicht, wenn meine Freunde mich brauchen … wie Bev schon sagte: Ich scheiß drauf!
    Er begann ebenfalls, Steine aufzusammeln.

9
     
    Henry Bowers war viel zu rasch zu groß geworden, um sich unter normalen Umständen schnell und gewandt bewegen zu können. Aber dies waren eben keine normalen Umstände. Er war völlig außer sich vor Wut und Schmerz, jeder bewusste Gedanke war ausgeschaltet. Sein Verstand glich einem spätsommerlichem Grasbrand in der aufkommenden Dämmerung: rosarot und rauchgrau. Er raste hinter Mike Hanlon her wie ein Stier hinter einem wehenden roten Tuch. Mike rannte einen schmalen, gewundenen Pfad an der Grube entlang, der in Richtung Müllhalde führte, aber das war Henry viel zu umständlich: Er stürmte quer durchs Gebüsch wie eine Dampfwalze und spürte weder Dornen, die ihm die Haut aufrissen, noch biegsame Äste, die ihm ins Gesicht, auf den Nacken und die Arme schlugen. Das Einzige, was für ihn zählte, war der sich verringernde Abstand zwischen ihm und dem Krauskopf des Niggers. Henry hatte einen M-80 in der rechten Hand, in der linken ein Streichholz. Er wollte den Nigger fangen, den M-80 anzünden und ihn ihm vorn in die Hose stecken.
    Mike wusste, dass Henry Bowers jetzt aufholte und dass auch die anderen nicht weit hinter Henry waren. Er versuchte schneller voranzukommen. Er hatte wahnsinnige Angst und musste seine ganze Willenskraft aufwenden, um nicht in totale Panik zu geraten. Er hatte sich beim Überqueren der Gleise den Knöchel stärker verstaucht, als er zuerst angenommen hatte, und jetzt hüpfte er hinkend vorwärts. Er hatte das unangenehme Gefühl, vor einem riesigen mörderischen Hund oder einem wilden Bär verfolgt zu werden, so laut rumorte Henry im Dickicht.
    Der Pfad wurde plötzlich breiter und Mike fiel eher in die Kiesgrube, als dass er hineinlief. Er rollte bis auf den Grund, rappelte sich wieder auf die Füße und hatte die Grube schon halb durchquert, ehe er bemerkte, dass sich Kinder dort aufhielten, sechs an der Zahl. Sie standen aufgereiht nebeneinander und hatten allesamt einen seltsamen Gesichtsausdruck. Erst viel später, als er zur Ruhe gekommen war und die Möglichkeit hatte, seine Gedanken zu ordnen, erkannte er, was so seltsam daran war: Sie schienen ihn erwartet zu haben.
    »Hilfe!«, keuchte Mike, während er auf sie zuhinkte. Instinktiv wandte er sich an den großen Rothaarigen. »Jungs … große Jungs …«
    In diesem Moment kam Henry Bowers aus dem Gebüsch in die Kiesgrube gestürmt. Er sah die sechs und blieb abrupt stehen. Einen Augenblick lang spiegelte sein Gesicht eine gewisse Unsicherheit wider, und er warf einen Blick über die Schulter hinweg. Er sah, dass seine Truppe sich näherte, und als er sich daraufhin wieder dem Klub der Verlierer zuwandte (Mike stand jetzt keuchend etwas seitlich hinter Bill Denbrough), grinste er breit.
    »Dich kenn ich doch, Kleiner«, sagte er zu Bill. Dann wandte er sich Richie zu. »Und dich ebenfalls. Na, wo ist denn heute deine Brille, Vierauge?« Noch ehe Richie etwas erwidern konnte, hatte Henry Ben gesichtet. »Na so was! Der Fettkloß! Der Fettkloß und der Jude sind ja auch hier! Ist das deine Freundin, Fettkloß?«
    Ben zuckte zusammen.
    Jetzt tauchte Peter Gordon neben Henry auf. Danach erschien Victor auf der anderen Seite. Dann waren auch Belch und Moose zur Stelle und nahmen ihre Position neben Peter und Victor ein. Die beiden gegnerischen Gruppen standen sich nun in nahezu geordneten Linien gegenüber.
    »Ich habe mit einigen von euch noch ein Hühnchen zu rupfen«, rief Henry. Er war ganz außer Atem und schnaubte wie ein Stier. »Aber das braucht nicht unbedingt heute zu geschehen. Jetzt will ich den Nigger haben. Verschwindet also, ihr kleinen Scheißer!«
    »Richtig!«, bekräftigte Belch.
    »Er hat meinen Hund umgebracht!«, rief Mike mit schriller, zittriger Stimme. »Er hat es selbst gesagt!«
    »Du kommst jetzt sofort hierher!«, kommandierte Henry. »Vielleicht werde ich dich dann nicht umbringen.«
    Mike zitterte, bewegte sich aber nicht von der Stelle.
    Ruhig und sehr deutlich sagte Bill: »Die B-B-Barrens g-gehören uns. M-Macht, dass ihr hier w-wegkommt.«
    Henry riss die Augen weit auf, als hätte er unerwartet eine Ohrfeige bekommen.
    »Wer soll mich denn von hier vertreiben?«, fragte er. »Du

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