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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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steigen und wegfahren?«, sagte Annie. »Ganz toll gemacht, Ricky Lee.«
    »Und wenn schon.«
    »Er wird sich umbringen.«
    Und obwohl Ricky Lee vor weniger als fünf Minuten denselben Gedanken gehabt hatte, wandte er sich ihr zu, als die Rücklichter nicht mehr zu sehen waren, und schüttelte den Kopf.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er. »Aber so, wie er heute Abend aussah, wäre es vielleicht besser für ihn, wenn er es täte.«
    »Was hat er dir erzählt?«
    Er schüttelte den Kopf. Ben Hanscoms Sätze ließen sich zu keinem sinnvollen Ganzen zusammenfügen. »Nichts von Bedeutung. Aber ich glaube nicht, dass wir ihn jemals wiedersehen werden.«

4. Eddie Kaspbrak nimmt seine Medizin
     
    Wenn Sie alles über einen Amerikaner oder eine Amerikanerin der Mittelschicht wissen wollen, müssen Sie unbedingt einen Blick in sein oder ihr Arzneimittelschränkchen werfen, hat einmal jemand gesagt. Aber, um Himmels willen, erschrecken Sie nicht allzu sehr, wenn Sie in dieses hineinschauen, dessen Schiebetür Eddie Kaspbrak gerade öffnet, wodurch barmherzigerweise auch sein weißes Gesicht und seine weit aufgerissenen Augen im Türspiegel entschwinden.
    Auf dem obersten Regal sind Anacin, Excedrin, ExcedrinContac-Kapseln, Gelusil, Tylenol und eine große blaue Flasche WICK, das einem brütenden Zwielicht unter Glas ähnelte. Daneben eine Flasche Vivarin, eine Flasche Serutan ( Rückwärts gelesen heißt das »Nature’s«, informierte eine Werbung bei Lawrence Welk, als Eddie Kaspbrak noch ein kleiner Junge war) und zwei Flaschen Philips Milk of Magnesia, Philips Magnesium-Milch – die normale, die wie flüssige Kreide schmeckt, und die neue mit Pfefferminzgeschmack, die aber ebenfalls wie flüssige Kreide schmeckt, nur eben mit Minzgeschmack. Dicht neben einer großen Flasche Rolaids steht eine große Flasche Tums und daneben eine Flasche Di-Gel mit Orangengeschmack. Die drei Flaschen sehen wie ein seltsames Sparschwein-Trio aus, nur dass sie mit Pillen statt Kleingeld gefüllt sind.
    Zweites Regal, Vitamine: Hier gibt es E, C, C mit Hagebutte. Es gibt B einfach und B komplex und B12. Es gibt L-Lysin, das gegen peinliche Hautprobleme helfen soll, und Lezithin, das etwas gegen die peinliche Ansammlung von Cholesterol um die alte Pumpe herum tun soll. Eisen, Kalzium und Lebertran. Multivitaminpräparate für jeden Anlass. Und oben auf dem Regal steht noch eine große Flasche Geritrol – der Ausgewogenheit wegen.
    Drittes Regal: Hier ist ein breites Sortiment verschiedenster Tabletten, Cremes, Gelees und Geheimmittelchen anzufinden. Ex-Lax und Carters Little Pills, falls Eddie Kaspbraks Stuhlgang auf sich warten lässt. Daneben finden sich Kaopectate, Pepto-Bismol und Preparation H, falls der Stuhlgang zu schnell kam oder Schmerzen verursachte. Außerdem ein paar Tucks in einem Glas mit Schraubverschluss, um nach dem Stuhlgang alles wieder in Ordnung zu bringen. Weiter geht es mit Formel 44 gegen Husten, Nyquil und Dristan gegen Erkältungen, eine große Flasche Rizinusöl. Lutschtabletten gegen einen rauen Hals. Vier verschiedene Mundspülungen: Chloraseptic, Sepacol, Sepestat in der Sprühflasche und natürlich das gute alte Listerine, das schon nachgemacht, aber nie erreicht worden war. Visine und Murine für die Augen. Für die Haut Cortaid-Salbe, Nesporin-Salbe, eine Tube Oxy-5, eine Plastikflasche Oxy-Wash (denn Eddie hat lieber ein paar Cents zu wenig als ein paar Pickel zu viel) und Tetracyclin-Pillen.
    Etwas abseits, wie eine Gruppe undurchsichtiger Verschwörer, stehen drei dunkle Flaschen Steinkohlenteer-Shampoo.
    Das unterste Regal ist fast leer, aber dafür ist das Zeug, das dort liegt, besonders wirksam – mit diesem Zeug konnte man höher fliegen als Ben Hanscoms Jet und schwerer abstürzen als mit dem Flugzeug, mit dem der Baseballspieler Thurman Munson tödlich verunglückt war: Valium und Percodan und Elavil und Darvon Complex. Außerdem eine weitere Lutschtablettendose, in der aber keine Lutschtabletten, sondern sechs Quaaludes liegen.
    Eddie Kaspbrak glaubte an das gute alte Pfadfindermotto: »Allzeit bereit«.
    Er hatte eine blaue Reisetasche auf dem Waschbecken abgestellt, den Reißverschluss geöffnet und begann jetzt, mit zitternden Händen Flaschen, Tuben, Döschen und Schachteln hineinzuwerfen. Unter anderen Umständen hätte er sie natürlich sorgfältig aus dem Schränkchen geholt, jeweils eine Handvoll, aber das würde jetzt viel zu lange dauern. Die Alternativen war in Eddies Augen ebenso

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