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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Rheingold seines Vaters trinken. Er würde auch Radio hören, aber kein Baseball. Baseball war nur was für Langweiler. Er würde stattdessen Rock and Roll hören. Henry wusste es nicht (und es wäre ihm auch scheißegal gewesen), aber in dieser Hinsicht war er einer Meinung mit den Verlierern: Rock and Roll war okey-dokey. We got chicken in the barn, whose barn, what barn, my barn. Dann würde alles gut werden; dann würde alles wie geschmiert sein; dann würde alles oberprima sein, und alles, was danach kam, würde keine Rolle spielen. Die Stimme würde alles regeln – das spürte er. Wenn man sich um Es kümmerte, kümmerte Es sich um einen. So war das in Derry immer gewesen.
    Aber die Kinder mussten aufgehalten werden – bald aufgehalten werden – heute noch! Die Stimme hatte es ihm befohlen.
    Henry zog sein Messer aus der Tasche und betrachtete es; er drehte es hin und her und genoss das Funkeln des Stahls in der Sonne. Plötzlich packte Belch ihn am Arm und zischte: »Schau dir das nur mal an, Henry! Jesus, Maria und Josef! Schau dir das nur mal an!«
    Henry schaute hin … und begriff alles. Wie durch Zauberei hob sich ein quadratisches Stück der Lichtung und enthüllte einen langsam immer breiter werdenden dunklen Spalt. Im allerersten Moment durchfuhr ihn Entsetzen – er glaubte, dies könnte der Eigentümer der Stimme sein … denn Es hauste bestimmt irgendwo unter der Stadt. Dann aber hörte er das Knirschen von Erde in unsichtbaren Scharnieren und begriff. Er hatte ihr Baumhaus nirgends entdecken können, weil es überhaupt kein Baumhaus gab.
    »Mein Gott, wir sind direkt auf ihnen draufgestanden!«, knurrte Victor, und als Bens Kopf und Schultern aus dem quadratischen Loch in der Lichtung auftauchten, wollte er aufspringen. Henry packte ihn fest am Bein.
    »Wollen wir sie uns denn nicht schnappen?«, fragte Victor, während Ben aus der Grube herauskletterte.
    »O doch, wir schnappen sie uns«, sagte Henry, ohne seine Augen von dem verhassten Fettkloß zu wenden. Auch so ein verdammter Eier-Treter. Ich werd dir so in die Eier treten, dass du sie gleich als Ohrringe tragen kannst, du fette, kleine Drecksau. Wart nur ab! »Nur keine Bange.«
    Der Fettkloß half jetzt der rothaarigen Hexe aus der Grube. Sie schaute sich um, und einen Moment lang glaubte Henry, dass sie ihn direkt ansah. Dann schweiften ihre Blicke weiter. Die beiden flüsterten miteinander, und dann verschwanden sie im dichten Unterholz.
    »Kommt«, sagte Henry, als das Rascheln von Blättern kaum noch zu hören war. »Wir folgen ihnen. Aber seid leise und haltet Abstand. Ich will sie alle zusammen schnappen.«
    Die drei überquerten die Lichtung wie Soldaten auf einer Patrouille – in geduckter Haltung, lautlos, wachsam. Belch blieb stehen und warf einen Blick ins Klubhaus. Er schüttelte staunend und bewundernd den Kopf. »Direkt über ihren Birnen bin ich gesessen«, murmelte er.
    Henry schob ihn ungeduldig vorwärts.
    Sie gingen auf dem Pfad, weil sie dort geräuschloser vorankamen. Etwa auf halbem Weg zur Kansas Street tauchten der Fettkloß und das Miststück plötzlich Händchen haltend ( Sind sie nicht süß?, dachte Henry merkwürdig ekstatisch) nicht weit vor ihnen aus dem Gebüsch auf.
    Glücklicherweise kehrten sie Henry und seinen Freunden den Rücken zu und drehten sich nicht um. Henry, Victor und Belch erstarrten … und zogen sich dann rasch in den Schatten am Rand des Pfades zurück. Bald waren Ben und Beverly nur noch zwei helle Flecke, die ab und an zwischen den Büschen auftauchten. Die drei Jungen setzten die Verfolgung fort … noch vorsichtiger als zuvor. Henry zog sein Messer wieder aus der Tasche und

9
     
    Henry macht eine Autofahrt, 2.30 Uhr
     
    drückte auf den Chromknopf im Griff. Die Klinge sprang heraus, und er betrachtete sie verträumt im Mondschein. Es gefiel ihm, wie sie das Licht reflektierte. Er hatte keine Ahnung, wie spät es jetzt wohl sein mochte; die Realität löste sich zeitweise auf.
    Ein Geräusch drang in sein Bewusstsein, ein Geräusch, das immer lauter wurde. Ein Automotor. Das Auto näherte sich, und Henry umklammerte sein Messer und wartete, ob es vorbeifahren würde.
    Nein. Das Auto blieb mit laufendem Motor an der Bordsteinkante stehen. Mit einer Grimasse (sein Bauch war inzwischen hart wie ein Brett, und das Blut, das aus der Wunde sickerte, hatte die Konsistenz des Saftes aus Ahornbäumen, wenn man sie Ende März oder Anfang April anzapft) kniete er sich hin, schob einige Zweige

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