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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gut; es war gewesen, als hätte er sie zum Platzen gebracht, nur weil er es wollte, als hätte er sie mittels seiner Geisteskraft getötet.
    Plötzlich war der Verschluss des Briefkastens heruntergeklappt. Henry ging hin und sah hinein. Der Briefträger kam normalerweise erst am Nachmittag hier heraus, aber Henry war nicht überrascht, als er ein flaches, rechteckiges Päckchen darin sah. Er holte es heraus. MR. HENRY BOWERS, DERRY, MAINE, lautete die Anschrift. Es gab sogar einen Absender: MR. ROBERT GRAY, DERRY, MAINE.
    Er machte das Päckchen auf und ließ das braune Papier achtlos zu Boden fallen. Drinnen war ein kleines weißes Kästchen. Er machte es auf. In einem Bett aus weißer Watte lag das Springmesser. Er nahm es mit ins Haus.
    Sein Vater lag von leeren Bierdosen umgeben auf der Steppdecke im gemeinsamen Schlafzimmer, sein Bauch quoll über den Rand der gelben Unterhose. Henry kniete sich neben ihn, lauschte dem Schnarchen und Atmen seines Vaters, beobachtete, wie sich seine wulstigen Lippen bei jedem Atemzug bewegten.
    Henry drückte die Klinge des Messers an den mageren Hals seines Vaters. Sein Vater bewegte sich leicht und sank wieder in seinen Bierschlaf zurück. Henry hielt das Messer fast fünf Minuten so, seine Augen waren distanziert und nachdenklich, der Ballen des linken Daumens liebkoste den silbernen Knopf im Griff des Messers. Die Stimme vom Mond sprach zu ihm – sie flüsterte wie der Frühlingswind, der warm ist, aber irgendwo eine kalte Klinge in sich versteckt hat, sie summte wie ein Nest voll wütender Hornissen, sie bekräftigte wie ein heiserer Politiker.
    Was die Stimme sagte, kam Henry alles ziemlich okey-dokey vor, darum drückte er auf den silbernen Knopf. Es klickte im Inneren, als die Klinge schnappte, dann bohrten sich fünfzehn Zentimeter Stahl in Butch Bowers Hals. Sie glitten so mühelos hinein wie die Zinken einer Fleischgabel in ein gegrilltes Hähnchen. Die Messerklinge kam blutend auf der anderen Seite wieder heraus.
    Butch riss die Augen auf und sah zur Decke. Er sperrte den Mund auf. Blut lief ihm aus den Mundwinkeln über die Wangen und in die Ohren. Er röchelte. Eine große Blutblase bildete sich zwischen seinen schlaffen Lippen und platzte. Er griff mit seiner Hand nach Henrys Knie und zuckte krampfhaft. Das kümmerte Henry nicht. Schließlich fiel die Hand herunter. Einen Augenblick später hörte das Röcheln auf. Butch Bowers war tot.
    Henry zog das Messer heraus, wischte es an der schmutzigen Bettdecke seines Vaters ab und schob die Klinge hinein, bis die Feder wieder einrastete. Er sah seinen Vater desinteressiert an. Die Stimme hatte ihm sein Tagewerk beschrieben, während er mit dem Messer an Butchs Hals verharrt hatte. Die Stimme hatte alles erklärt. Daher ging er ins Nebenzimmer und rief Belch und Victor an.
    Jetzt waren sie da, alle drei, und obwohl seine Eier immer noch teuflisch wehtaten, empfand er die Ausbeulung des Messers in seiner Hosentasche als beruhigend. Er spürte, dass das Gemetzel bald anfangen würde. Die anderen würden herkommen und das Babyspiel fortsetzen, das sie begonnen hatten, und dann würde das Gemetzel anfangen. Die Stimme vom Mond hatte es ihm erklärt, während er neben seinem Vater kniete, und auf dem Weg in die Stadt hatte er den Blick nicht von der blassen, geisterhaften Scheibe am Himmel abwenden können. Er sah, dass es tatsächlich einen Mann im Mond gab – ein grimmiges, leuchtendes Geistergesicht mit Kraterlöchern als Augen und einem klaffenden Grinsen, das bis zu den Wangenknochen zu reichen schien. Es sprach
    (wir fliegen hier unten Henry wir fliegen alle du wirst auch fliegen)
    den ganzen Weg in die Stadt mit ihm. Töte sie alle, Henry, sagte die Geisterstimme vom Mond, und das kapierte Henry; Henry war der Meinung, dass er diesen Auftrag unterstützen konnte. Er würde sie alle töten, seine Peiniger, und dann würde dieses Gefühl – dass er die Oberhand verlor, dass er in eine größere Welt kam, die er nicht so leicht beherrschen konnte wie die Derry-Elementary-Schule und ihren Spielplatz, dass in dieser größeren Welt der Fettwanst und der Nigger und der Stotterer wachsen würden, während er nur älter wurde – endlich aufhören.
    Er würde sie alle töten, und die Stimmen in seinem Kopf – die innen drin und die, die vom Mond sprach – würden ihn in Ruhe lassen. Er würde sie alle töten und dann ins Haus zurückkehren und mit dem Japs-Schwert seines Vaters auf der Veranda sitzen. Er würde ein

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