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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Henry stolperte ins Zimmer, warf hinter sich die Tür zu und schloss ab, während Eddie sich aufsetzte und spürte, wie seine Kehle eng wurde, wie sein Atem zu pfeifen und rasseln begann.
    »Okay, du kleine Schwuchtel«, sagte Henry. Er ließ seine Blicke über den Boden schweifen, sah aber zu Eddies großem Glück sein Messer nicht. Eddie tastete auf dem Nachttisch herum und griff nach einer der beiden Flaschen Perrier-Wasser, die er sich nachmittags hatte bringen lassen. Es war die volle, die andere hatte er leer getrunken, ehe er zur Bücherei gegangen war, weil er mit den Nerven runter war und ziemlich Sodbrennen gehabt hatte. Perrier war ausgezeichnet für die Verdauung.
    Als Henry die Suche nach seinem Messer aufgab und auf ihn zukam, packte Eddie die Flasche am Hals und zerschlug sie an der Nachttischkante. Das Wasser sprudelte schäumend über die Platte und warf einen Großteil der dort stehenden Pillenfläschchen um.
    Henrys Hemd und Hose waren blutdurchtränkt; er schwankte auf Eddie zu. Seine rechte Hand hing in sonderbarem, unnatürlichem Winkel herab.
    »Baby-Homo!«, rief Henry. »Dich werd ich lehren, Steine zu werfen!«
    Er erreichte das Bett und wollte sich auf Eddie stürzen, der immer noch nicht so recht wusste, was eigentlich passiert war. Es war höchstens vierzig Sekunden her, dass er die Tür geöffnet hatte. Henry packte ihn, und Eddie stieß ihm die zerbrochene Flasche mit dem ausgezackten unteren Rand ins Gesicht. Sie riss ihm die rechte Wange tief auf und durchstach sein rechtes Auge.
    Henry stieß einen hohen, atemlosen Schrei aus und taumelte rückwärts. Das aufgeschlitzte Auge hing lose aus der Höhle heraus; eine weißlich gelbe Flüssigkeit sickerte daraus hervor. Aus seiner Wange schoss eine Blutfontäne. Eddie schrie noch lauter auf als Henry. Er sprang vom Bett und ging auf Henry zu – vielleicht, um ihm zu helfen, er war sich nicht ganz sicher -, und Henry stürzte sich wieder auf ihn. Eddie stieß mit der Perrier-Flasche zu wie mit einem Degen, und diesmal drangen die Zacken des grünen Glases tief in Henrys linke Hand ein. Wieder floss Blut – diesmal aus seinen zerschnittenen Fingern. Henry ließ eine Art Grunzen hören und versetzte Eddie mit der rechten Hand einen Schlag.
    Eddie flog rückwärts und prallte gegen den Schreibtisch. Er rutschte zu Boden und fiel auf seinen rechten Arm. Ein rasender Schmerz durchfuhr ihn – ein schrecklicher, nur allzu bekannter Schmerz. Er spürte, wie der Knochen an der alten Bruchstelle splitterte, und er musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzuschreien.
    Ein Schatten verdeckte die Lampe.
    Henry Bowers stand schwankend über ihm, riesig wie ein menschlicher Berg. Seine Knie zitterten, und von seiner linken Hand tropfte Blut auf Eddies Morgenrock.
    Eddie hatte immer noch die abgebrochene Perrier-Flasche in der Hand, und während Henrys Knie völlig nachgaben, gelang es ihm, die Flasche so auf seiner Brust abzustützen, dass der ausgezackte Rand nach oben zeigte. Henry stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden und spießte sich auf der Flasche auf. Eddie spürte, wie sie in seiner Hand zersplitterte, und eine neue heftige Schmerzwelle strahlte von seinem Arm aus, der immer noch unter ihm eingeklemmt war. Etwas Warmes sickerte durch seinen Pyjama, und er war sich nicht sicher, ob es Henrys Blut oder sein eigenes war.
    Henry zuckte wie eine Forelle auf dem Trockenen. Mit seinen Schuhen hämmerte er auf dem Teppich. Eddie roch seinen fauligen Atem. Dann versteifte sich Henrys Körper und rollte auf den Rücken. Die Flasche ragte grotesk aus seinem Bauch heraus. Der Flaschenhals zeigte zur Decke und es sah aus, als wäre die Flasche direkt aus ihm herausgewachsen.
    »Gahg«, sagte Henry, dann verstummte er und lag regungslos da, den starren Blick zur Decke gewandt. Eddie glaubte, er wäre tot.
    Er kämpfte mit aller Kraft gegen die Schwäche an, die ihn befallen hatte. Zitternd kam er auf die Knie, schließlich auf die Beine. Der Schmerz in seinem gebrochenen Arm war beim Aufstehen so heftig, dass er dadurch einen etwas klareren Kopf bekam. Mühsam nach Luft japsend, erreichte er den Nachttisch, hob sein Asthma-Spray aus der noch sprudelnden Wasserpfütze auf und schob es in den Mund. Er inhalierte mehrmals tief. Dann drehte er sich um und betrachtete die Leiche auf dem Teppich. Konnte das Henry sein? War das möglich? Ja. Er war alt geworden, hatte mehr graue als schwarze Haare, sein Körper war fett und aufgedunsen, seine Haut

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