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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Abendmahlbrot, welches das Wasser im Klo in Blut verwandelt hatte, ängstigte ihn, nagte an ihm, bescherte ihm sogar Schlafmangel. Eines Nachts kam ihm der Gedanke, die Sache ein für alle Mal hinter sich zu bringen, indem er selbst ein Stück Brot mitnahm, es in die Toilette warf und abwartete, was geschah.
    Aber dieses Experiment ging weit über seinen Mut hinaus; sein rationaler Verstand kam nicht gegen das Bild an, wie sich eine rote Wolke im Wasser ausbreitete und mögliche Verdammnis brachte. Er kam nicht gegen die magische Verschwörung an: Dies ist mein Leib; nehmet, esset; dies ist mein Blut, welches für euch vergossen wurde.
    Nein, er hatte das Experiment nie selbst durchgeführt.
    »Ich glaube, alle Religionen sind unheimlich«, sagte Eddie jetzt. Aber mächtig, fügte er in Gedanken hinzu, fast magisch … oder war das BLASPHEMIE? Er dachte an das Ding, das sie in der Neibolt Street gesehen hatten, und zum ersten Mal sah er eine winzige Parallele – der Werwolf war doch aus der Toilette gekommen.
    »Junge, ich glaube wirklich, dass alle schlafen«, sagte Richie und warf den Stiel seines Eises lässig in den Rinnstein. »Habt ihr schon mal erlebt, dass es so still war? Was ist denn los, verbringen heute alle den Tag in Bar Harbor?«
    »H-H-He, ihr d-d-da!«, schrie Bill Denbrough hinter ihnen. »Wa-wa-wa-wartet doch!«
    Eddie drehte sich um, weil er sich immer freute, wenn er die Stimme von Big Bill hörte. Er raste mit Silver um die Ecke Costello Avenue und ließ Mike hinter sich, obwohl Mikes Schwinn fast nagelneu war.
    »Hi-yo Silver, LOOOS!«, schrie Bill. Er fuhr mit schätzungsweise dreißig Kilometern pro Stunde zu ihnen, und die Spielkarten klapperten an den Speichen. Dann trat er die Rückbremse und brachte eine bewundernswert lange Schleifspur zustande.
    »Stotter-Bill!«, rief Richie. »Wie geht’s, Junge? Na, so was … na, so was … sag mal, Junge, wie geht’s dir?«
    »G-G-Gut«, sagte Bill, »Habt ihr B-Ben oder Bev gesehen?«
    Mike gesellte sich nun auch zu ihnen. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen. »Mannomann!«, rief er atemlos. »Dein Rad hat ja’ne irre Geschwindigkeit drauf.«
    Bill lachte. »Ja, es ist g-g-ganz schön sch-schn-schnell.«
    »Ich habe sie nicht gesehen«, beantwortete Richie Bills Frage. »Vermutlich sind sie schon unten und singen harmonisch im Duett: ›Sha-boom, sha-boom, ya-da-da-da-da-da-da … you look like a dream, sweetheart.‹«
    Stan Uris würgte, als müsse er sich gleich übergeben.
    »Er ist nur neidisch«, erklärte Richie, an Mike gewandt. »Juden können nämlich nicht singen.«
    »P-P-P-P-P …«
    »Piep-piep, Richie«, half Richie ihm grinsend weiter, und alle lachten.
    Sie machten sich wieder auf den Weg in Richtung Barrens; Mike und Bill schoben ihre Räder. Anfangs unterhielten sie sich angeregt, aber dann wurden sie eigenartig einsilbig. Eddie warf einen Seitenblick auf Bill, stellte fest, dass sein Freund irgendwie unruhig und etwas ängstlich aussah, und dachte, dass die unnatürliche Stille in Derry vielleicht auch Bill auffiel und ihm auf die Nerven ging. Eddie wusste natürlich, dass Richie nur Spaß gemacht hatte, aber es schien wirklich so, als machte ganz Derry einen Tagesausflug nach Bar Harbor … oder sonst wohin. Kein Auto auf der Straße; keine einzige alte Frau, die ein Einkaufswägelchen nach Hause schob.
    »Derry ist ja wirklich wie ausgestorben, findest du nicht auch?«, sagte er schließlich schüchtern, aber Bill nickte nur.
    Sie überquerten die Kansas Street auf die Seite, von der aus man in die Barrens gelangen konnte. Und dann sahen sie, wie Ben und Beverly auf sie zugerannt kamen und etwas riefen. Eddie war total perplex über Beverlys Aussehen; normalerweise war sie sauber und gepflegt; ihre Haare waren immer frisch gewaschen und meistens ordentlich zum Pferdeschwanz gebunden. Jetzt war sie schmutzig von Kopf bis Fuß; ihre wirren, ölverschmierten Haare flatterten wild, ihre Jeans starrte vor Dreck, ihre Bluse war zerrissen, sie hatte einen Kratzer auf der Wange, und ihre Augen waren schreckensweit aufgerissen.
    Auch Ben, der mit schwabbelndem Bauch keuchend hinter ihr angerannt kam, sah sehr besorgt aus.
    »Können nicht runter in die Barrens«, stammelte Bev. »Die Jungen … Henry … Victor … sie sind irgendwo da unten … das Messer … er hat ein Messer …«
    »B-B-Beruhige dich erst einmal«, sagte Bill, der sofort auf die ihm eigene fast unbewusste, mühelose Weise das Kommando übernahm. Er sah Ben

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