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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Audras kalifornischem Führerschein war weniger glamourös, schloss aber jeden Zweifel an ihrer Identität aus.
    »Aber H-H-H-Henry ist t-tot … und V-Victor … und B-B-B-Belch … Wer hat sie also geschnappt?« Er stand auf und starrte sie mit fiebriger Intensität an. »Wer hat sie geschnappt?«
    Ben legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich glaube, wir sollten runtersteigen und es herausfinden. Was meinst du?«
    Bill drehte sich nach ihm um, betrachtete ihn einen Moment lang, als wüsste er nicht, wer Ben ist, und dann wurde sein Blick wieder klar. »J-Ja«, sagte er. »E-E-Eddie?«
    »Bill, es tut mir ja so leid«, sagte Eddie.
    »K-K-Kannst du dich an m-mir festh-h-halten?«
    »Ich hab’s schließlich schon einmal geschafft.«
    Bill bückte sich, und Eddie legte den linken Arm um seinen Nacken; Ben und Richie hoben ihn etwas hoch, bis er seine Beine um Bills Taille schlingen konnte. Als Bill sich schwerfällig über den Rand des Zylinders schwang, sah Ben, dass Eddie die Augen fest zugekniffen hatte … und einen Moment lang glaubte er zu hören, wie sich die hässlichste Kavalleriebrigade der Welt den Weg durch die Büsche schlug, um anzugreifen. Er drehte sich um und erwartete fast, Henry, Belch und Victor aus den Nebelschwaden und dem Dornengestrüpp herausstürzen zu sehen – aber es war nur eine auffrischende Brise, die den etwa vierhundert Meter entfernten Bambus bewegte. Ihre alten Feinde waren jetzt alle tot.
    Bill hielt sich am rauen Rand des Zylinders fest und tastete sich mit den Füßen nach unten, Schritt für Schritt, Sprosse für Sprosse. Eddie hatte seinen Hals so fest umklammert, dass er kaum Luft bekam. Ihre Handtasche, lieber Gott, wie ist ihre Handtasche hierher gekommen? Spielt keine Rolle. Aber Gott, wenn es dich gibt, wenn du Gebete erhörst, so lass ihr nichts Schlimmes passiert sein, lass sie nicht leiden für das, was Bev und ich heute Nacht getan haben, oder für das, was ich eines Sommers als Junge getan habe … War es der Clown? War es Bob Gray, der sie geschnappt hat? Wenn ja, dann kann vielleicht nicht einmal Gott ihr helfen.
    »Ich habe Angst, Bill«, sagte Eddie mit dünner Stimme.
    Bills Fuß berührte kaltes, stehendes Wasser. Er ließ sich hinunter, erinnerte sich an das Gefühl und den abgestandenen Geruch, erinnerte sich, wie klaustrophobisch ihn dieser Ort gemacht hatte … und, ganz nebenbei, was war ihnen damals passiert? Wie waren sie in diesen Röhren und Tunneln zurechtgekommen? Wohin waren sie genau gegangen, und wie genau waren sie wieder herausgekommen? Das alles war ihm immer noch nicht wieder eingefallen. Er konnte nur an Audra denken.
    »Ich a-a-auch.« Er kauerte sich nieder, zuckte zusammen, als ihm kaltes Wasser in die Hose und über die Eier lief, und ließ Eddie runter. Sie standen bis zu den Schienbeinen im Wasser und sahen zu, wie die anderen die Leiter herunterkamen.

Kapitel einundzwanzig
     
    Unter der Stadt
     

1
     
    Es, August 1958
     
    Etwas völlig Neues war geschehen.
    Zum ersten Mal seit Äonen etwas völlig Neues.
    Vor dem Universum hatte es nur Zwei gegeben. Das eine war Es selbst, und das andere war die Schildkröte. Die Schildkröte war ein dummes altes Ding, das nie aus seinem Panzer hervorkam. Es dachte, dass die Schildkröte vielleicht tot war, vielleicht schon seit einer Milliarde Jahren oder so tot war. Aber selbst wenn dem nicht so war, so war sie doch nur ein dummes altes Ding, und sogar wenn die Schildkröte das Universum als Ganzes ausgespien hatte, so änderte das nichts an der Tatsache, dass sie sehr dumm war.
    Es war hierher gekommen, lange nachdem die Schildkröte sich in ihren Panzer zurückgezogen hatte, hierher auf die Erde, und hier hatte Es eine Tiefe der Fantasie entdeckt, die fast neu, fast von Bedeutung war. Die Qualität dieser Vorstellungskraft bewirkte, dass die Nahrung sehr reichhaltig war. Seine Zähne bohrten sich in Fleisch, das Biss hatte von exotischen Schreckensvisionen und üppigen Ängsten: Sie träumten von Bestien der Nacht und sich bewegenden Sümpfen; gegen ihren Willen dachten sie über endlose Abgründe nach.
    Durch diese reichhaltige Kost existierte Es in einem einfachen Kreislauf: wachen, um zu essen, und schlafen, um zu träumen. Es hatte sich einen Ort ganz nach Seiner Vorstellung geschaffen, und Es betrachtete diesen Ort mit Wohlgefallen von den Totenlichtern aus, die Seine Augen waren. Derry war Sein Schlachthof, die Menschen von Derry Seine Schafe. Die Dinge nahmen stets ihren gewohnten

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