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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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meinem Boot suchen«, sagte George. Dicker, gelber Eiter, falsche Tränen, floss ihm über die Wangen. Er griff nach Bill und legte den Kopf zur Seite, bleckte seine Fangzähne.
    (sogar noch feiste Geister sogar noch feiste Geister)
    »Wir werden es finden«, sagte George, und Bill roch Seinen Atem, es war ein Geruch wie der überfahrener Tiere, die mit heraushängenden Eingeweiden auf dem Highway liegen. Als George den Mund aufriss, konnte Bill sehen, dass dort drinnen Gewürm herumkroch. »Es ist immer noch hier unten, alles fliegt hier unten, wir werden fliegen, Bill, wir werden alle fliegen …«
    Georges fischbauchweiße Hand packte Bill an der Kehle.
    (ER FICHT GAR FURCHTLOS KALT SOGAR NOCH FEISTE GEISTER ER FICHT WIR FECHTEN IHR FECHTET SIE FECHTEN DIE GEISTER)
    Georges verzerrtes Gesicht schoss auf Bills Kehle zu.
    »… fliegen …«
    »Im finstren Föhrenwald, da wohnt ein greiser Meister!«, brüllte Bill plötzlich. Seine Stimme war tiefer und hörte sich überhaupt nicht wie seine eigene Stimme an, und Richie fiel blitzartig ein, dass Bill nur in seiner eigenen Stimme stotterte: Wenn er so tat, als wäre er jemand anders, stotterte er nie.
    Das George-Wesen stieß ein Zischen aus, wich etwas zurück und hielt sich abwehrend die Hand vors Gesicht.
    »Das ist es!«, rief Richie jubelnd. »Du hast Es getroffen, Bill! Mach Es fertig! Mach Es fertig! Mach Es fertig!«
    »Im finstren Föhrenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister«, donnerte Bill und ging auf das George-Wesen zu. »Du bist kein Geist! George weiß, dass ich seinen Tod nicht wollte! Meine Eltern hatten unrecht! Sie haben es mich büßen lassen, und das war falsch! Hörst du mich?«
    Das George-Wesen drehte sich abrupt um und begann wie eine Ratte zu quieken. Es zerlief und zerfloss unter dem gelben Regenmantel. Der Regenmantel selbst schien zu tropfen und in hellen gelben Klecksen zu zerlaufen. Er verlor seine Form, löste sich allmählich auf.
    »Im finstren Föhrenwald, da wohnt ein greiser Meister, du Hurensohn!«, brüllte Bill Denbrough. »Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister!« Er sprang auf Es zu, und seine Finger gruben sich in den gelben Regenmantel, der kein Regenmantel mehr war. Was er zu packen bekam, fühlte sich wie ein warmes Karamellbonbon an, das ihm zwischen den Fingern zerschmolz, sobald er die Faust darum geschlossen hatte. Er fiel auf die Knie. Dann schrie Richie auf, weil das flackernde Streichholz ihm die Finger verbrannt hatte, und sie wurden wieder von Dunkelheit umhüllt.
    Bill spürte, wie etwas in seiner Brust zu wachsen begann, etwas Heißes und Erstickendes und so schmerzhaft wie Brennnesseln. Er umfasste seine Knie und zog sie hoch bis ans Kinn, hoffte, dass das den Schmerz beenden würde oder vielleicht lindern; er war jetzt dankbar für die Dunkelheit, dankbar, dass die anderen seine Qual nicht sehen konnten.
    Er hörte, dass sich ein Laut seiner Kehle entrang – ein zittriges Stöhnen. Dann ein zweites, ein drittes. »George!«, rief er. »George, es tut mir leid! Ich wollte wirklich nicht, dass dir etwas Sch-Sch-Schlimmes zu-hu-stößt!«
    Vielleicht gab es noch mehr zu sagen, aber er konnte es nicht sagen. Er brach in Schluchzen aus, auf dem Rücken liegend, einen Arm über die Augen gelegt; er erinnerte sich an das Boot, erinnerte sich an das Klopfen des Regens gegen die Fensterscheiben in seinem Zimmer, erinnerte sich an die Arzneimittel und die Taschentücher auf dem Nachttisch, an sein leichtes Kopfweh und Fieber, aber am besten erinnerte er sich an George, an George, George im gelben Regenmantel mit Kapuze.
    »George, es tut mir leid!«, rief er durch seine Tränen hindurch. »Es tut mir leid, es tut mir leid, bitte, es tut mir ja so LEID …«
    Und dann waren sie um ihn herum, seine Freunde, und niemand zündete ein Streichholz an, und jemand hielt ihn in den Armen, er wusste nicht wer, vielleicht Beverly, vielleicht auch Ben oder Richie. Sie waren bei ihm, und für diese kurze Zeit kam die Dunkelheit ihm tröstlich vor.

10
     
    Derry, 5.30 Uhr
     
    Gegen 5.30 Uhr regnete es stark. Die Meteorologen der Rundfunksender in Bangor waren, gelinde gesagt, überrascht und brachten gegenüber all den Leuten, die aufgrund der Wettervorhersagen vom Vortag Picknicks und Ausflüge im Freien geplant hatten, ihr Bedauern zum Ausdruck. So ein Pech, Leute; wieder eine dieser ungewöhnlichen Wetterlagen, die sich manchmal mit verblüffender

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