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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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nuschelte Sanders hinter vorgehaltener Hand.
    „Herr Brandt!“ Schäfer stieg über metallenen Unrat, Glassplitter und diverse Reste von jugendlichem Vandalismus und ging selbstsicher auf den Regisseur zu, der eben mit dem Kameramann eine Einstellung besprach. Am Fenster daneben lehnten die beiden Hauptdarsteller die Köpfe hinaus, die restliche Belegschaft war über die riesige Halle verstreut. „Wir sollten uns unterhalten!“
    Brandt stand für einen Moment wie erstarrt, dann sprintete er los. Stieß zwei Scheinwerfer um, lief über eine betonierte Rampe zu einer rostroten Feuerschutztür, riss sie auf und war verschwunden.
    „Sieht ganz nach einem Geständnis aus“, murrte Schäfer und setzte ihm nach.
    Durch einen mit Glasziegeln belichteten Gang und einen türlosen Stahlrahmen gelangte er ins Hauptgebäude. Ebenerdig befand sich ebenfalls eine Werks- oder Lagerhalle, etwa vier Meter hoch, die Ziegelwände unverputzt, korrodierte Rohre, die Decke wohl knapp vor dem Einsturz, am anderen Ende eine garagengroße Öffnung in der Wand, dahinter herabhängende Stahlseile, die von einem gewesenen Materiallift zeugten. Neben dem Liftschacht eine rostige Metalltür, die eben zufiel.
    „Das ist doch völlig idiotisch!“, rief Schäfer, querte die Halle und folgte Brandt in ein altersschwaches Stiegenhaus, in dem man auf einer verdreckten und abgesplitterten Betontreppe rund um den Liftschacht nach oben gelangte.
    Als Schäfer auf dem ersten Treppenabsatz war, knallte ein Schuss, knapp neben ihm schlug eine Kugel ein. Aus dem Dunkel des Liftschachts flatterten hysterisch ein paar Tauben auf und verschwanden in irgendwelchen verschissenen Zufluchtsnischen. Schäfer drückte sich an die Wand, zwei weitere Schüsse folgten, ließen den Beton spritzen und pfiffen als Querschläger weiter. Das war jetzt aber wirklich übertrieben. Fliehen: ja. Aber auf einen Polizisten schießen: Kreuzteufel!
    „Herr Schäfer, ist alles in Ordnung?!“, hörte er nun Sanders von unten rufen.
    „Schleich dich!“, brüllte Schäfer.
    „Ja, ich komme schon, geben Sie mir Feuerschutz!“
    „Ich fass es nicht“, murmelte Schäfer, machte einen schnellen Schritt nach vorne und feuerte vier Mal nach oben.
    „Hat er Sie getroffen?“, fragte ein nach Luft schnappender Sanders, der ansonsten verhältnismäßig entspannt wirkte.
    „Ich habe gesagt, Sie sollen verschwinden“, giftete Schäfer ihn an.
    „Bin ich doch …“
    „Aber nicht zu mir her!“
    „Ach so“, flüsterte Sanders, „haben Sie eine zweite Waffe?“
    „Nein, aber vielleicht gibt Brandt Ihnen seine.“ Schäfer nahm sein Handy heraus. „Wo seid ihr Penner?! … Ja, danke, aber der schießt auf uns! … Natürlich rufst du die Cobra!“
    „Also: Sie gehen zurück und bringen die Leute in Sicherheit“, wandte sich Schäfer an Sanders.
    „Aber vielleicht brauchen Sie mich …“
    „Ich habe jetzt keine Zeit zum Diskutieren!“, erwiderte Schäfer, nahm die Treppe in Angriff, gefolgt von Sanders.
    Im zweiten Stock stießen sie auf zwei mit dem Rahmen verwachsene Stahltüren. Sie liefen weiter nach oben und gelangten ans Ende der Treppe, von wo eine einzige Tür aufs Dach führte. Schäfer stellte sich mit dem Rücken zur Wand – Sanders tat es ihm gleich –, drückte die Klinke nach unten und die Tür mit der Handinnenfläche nach außen.
    „Erik“, schrie Sanders, „das Spiel ist aus!“
    „Halten Sie jetzt endlich das Maul!“, fauchte Schäfer den Autor an und warf einen schnellen Blick nach draußen. Ein leicht abfallendes Dach, brüchige, zerbrochene oder fehlende Schindeln, über den Giebel ein geländerloser Steg aus Metallgittern, der schließlich um zwei mächtige Lüftungsschächte herumführte.
    „Herr Brandt, ich komme jetzt zu Ihnen hinaus … ich habe keine Lust, Sie zu erschießen, aber notfalls bleibt mir nichts anderes übrig.“ Keine Antwort, nur das kurzatmige Gurren von ein paar Tauben, die am Sims nervös hin und her tippelten.
    „Das sind die ersten Tauben, die ich hier auf dem Land sehe“, flüsterte Sanders. Und Schäfer, der diesem Faktum bislang verständlicherweise keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte, hielt kurz in seinem Tun inne und stellte fest, dass es ihm ebenso ging. Diese Fabrik war offensichtlich eine Art Asyl für diese räudigen Stadtviecher.
    „Wenn Sie jetzt nicht sofort still sind, werden es auch Ihre letzten sein“, fauchte Schäfer und setzte einen Fuß hinaus. Von unten drangen Stimmen herauf. Blick nach unten:

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