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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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Beschriftung >Zelle 4< am Steuerpult drückte. Über Nick öffneten sich die beiden Belüftungskanäle und weißer Rauch zischte heraus.
    Er schaffte es gerade noch »Von diesem Scheiß krieg ich Kopfweh« zu sagen, bevor die Wirkung einsetzte und seine Augen sich schlössen. Die Anspannung, die sonst nie aus seinem langen, sehnigen Körper wich, ließ nach.
    Ich behielt die Stoppuhr im Blick, die an einem Band um meinen Hals hing. Vier Minuten lang konnte fast niemand die Luft anhalten. Dad war sich zwar zu neunzig Prozent sicher, dass die Jungs stabil waren und keine Gefahr für mich darstellten, aber die übrigen zehn Prozent waren wohl doch noch Risiko genug.
    Als die vier Minuten um waren, drückte ich den Knopf, der veranlasste, dass das Gas wieder durch die Belüftungskanäle abgesaugt wurde. Dann tippte ich den Türcode zu Nicks Zelle ein. Sofort sprang eine Hälfte der Scheibe in meine Richtung und glitt dann zur Seite. Der beißende Gasgeruch lag noch in der Luft, während ich das Tablett auf den Boden stellte und mich zu Nick aufs Bett setzte.
    Es war eigenartig, ihn so entspannt zu sehen. Er sah fast verletzlich aus. Sein finsterer Blick war verschwunden, was seinem scharfkantigen Gesicht gleich einen viel sanfteren Ausdruck verlieh. Sein schwarzes Haar fiel in Locken um seinen Kopf. Wenn er im wachen Zustand nicht so furchtbar unerträglich wäre, hätte ich ihn vielleicht sogar attraktiv finden können.
    Nachdem ich eine gute Vene in seiner Armbeuge gefunden hatte, dauerte es auch nicht lang, bis die drei geforderten Röhrchen gefüllt waren. Ich wollte gerade gehen, als etwas auf seinem Bauch meine Aufmerksamkeit erregte. Der Saum seines Oberteils war hochgerutscht und hatte etwas Haut freigelegt.
    Ich warf einen Blick auf meine Stoppuhr. Mir blieben noch anderthalb Minuten, bis die Wirkung des Betäubungsmittels nachlassen würde. Ich stellte das Tablett wieder ab und hob sein Hemd ein Stückchen an. Eine Narbe zeichnete sich auf seiner Haut ab, die eigentliche Wunde war längst weiß verheilt. Doch die Form der Narbe ließ mich innehalten. Sie sah irgendwie aus wie ein E. Ich musste an Sams Narbe denken, das R auf seiner Brust. Wieso hatte ich Nicks Narbe noch nie bemerkt?
    Weil du ihn nicht beachtet hast.
    »Deine Zeit läuft ab«, rief Trev aus der übernächsten Zelle.
    Nicks Lider begannen zu zucken. Seine Finger bewegten sich.
    Mein Herz verkrampfte sich. Ich schnappte mir das Tablett und wollte gerade Richtung Tür losrennen, da griff Nick schon nach mir. Seine Finger streiften meinen Unterarm, weil er aber von dem Gas noch benebelt war, konnte er mich nicht halten. Von außen presste ich wie wild auf den Schaltknopf und die Tür schwang gerade noch rechtzeitig zurück an ihren Platz, bevor Nick angestürzt kam. Seine blauen Augen fixierten mich, der finstere Ausdruck war zurückgekehrt. Ich tat so, als hätte ich keine Angst, obwohl genau das Gegenteil der Fall war. Nicks Augen waren die blauesten Augen, die ich je gesehen hatte. Sie hatten die Farbe des Himmels, wenn die Nacht auf den Tag trifft. Dieses Blau ließ ihn viel reifer, viel gefährlicher, viel unberechenbarer wirken.
    »Nächstes Mal«, rief er, »machst du deinen Job und fasst mich verdammt noch mal nicht mehr an als nötig.«
    »Hör auf, Nicholas«, befahl Sam. Ich schaute zu ihm rüber, unsere Blicke trafen sich. Er hatte beide Hände gegen die Scheibe gepresst und sah ganz so aus, als würde er sich von ihr nicht aufhalten lassen, wenn er mir zu Hilfe kommen müsste. »Alles in Ordnung?«
    »Tut mir leid«, stieß ich hervor, noch immer atemlos. »Ich...« Am liebsten hätte ich die Narbe erwähnt und gefragt, ob es einen Zusammenhang zwischen ihr und der von Sam gab, doch der angespannte Ausdruck auf Sams Gesicht sagte deutlich, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war.
    »Tut mir leid«, wiederholte ich deshalb nur, bevor ich mich umdrehte und mit dem Tablett zu meinem Tisch ging, um mich in meiner Arbeit zu vergraben.
    *** 
    Eine gute Stunde nachdem er das Labor verlassen hatte, um das Telefonat entgegenzunehmen, kam Dad zurück.
    »Nicks Blutprobe ist fertig«, sagte ich.
    Zwischen seinem Zeige- und Mittelfinger hing ein zerkauter Strohhalm. Dad hatte vor drei Jahren mit dem Rauchen aufgehört, an die Stelle der Zigaretten waren Strohhalme gerückt.
    »Ist alles gut gegangen?« Er steckte sich den Halm in den Mund und nahm wieder vor seinem Rechner Platz.
    »Ja, super«, log ich. Ich drehte mich mit dem Stuhl so, dass

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