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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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Bahnhof.«
    Richtig.
    Ich hielt die nächste Karte hoch.
    »Wie spät ist es?«
    Insgesamt fragte ich fünfzig Karten ab. Seine Antworten trug ich in das Protokoll ein. Er erreichte hundert Prozent, wie immer.
    Nachdem ich alles wieder in die Mappe gesteckt hatte, setzte ich wie beiläufig an: »Kannst du dich an irgendetwas zu der Narbe erinnern, die du auf der Brust hast?«
    Er ließ sich keine Sekunde Zeit mit seiner Antwort. »Nein. Aber ich habe ziemlich viele Narben.«
    »Keine von den anderen sieht aber so aus, als wäre sie absichtlich entstanden.«
    Er blieb stumm. Ich war auf ein Geheimnis gestoßen, das stand klar und deutlich in seinem Gesicht geschrieben. Die Narben bedeuteten etwas. »Hat Cas auch so eine Narbe?«
    »Anna.« Mein Name klang wie eine Warnung, wirkte aber wie ein Brandbeschleuniger.
    »Was bedeuten sie?«
    Er wandte sich von mir ab. Sein Rücken war gekrümmt, die Schulterblätter zeichneten sich unter seinem T-Shirt ab. Die Spitzen der tätowierten Birken lugten aus den Ärmeln hervor.
    Sag's mir, Sam.
    Ich spürte, wie die anderen Jungs langsam unruhig wurden und näher an die Trennwände rückten.
    »Nicht jetzt«, murmelte Sam.
    »Wie bitte?«
    Schon entfernten sich die anderen wieder und mit ihnen verschwand die Anspannung, die ich gerade noch gespürt hatte.
    »Wir sind dann wohl fertig, Anna«, sagte Sam und ließ mich an der Scheibe zurück.
    Ich stand auf, sortierte seine Mappe weg und pfefferte dann laut die Schublade des Aktenschrankes zu, wütend darüber, dass er mich weggeschickt hatte, obwohl ich nicht gehen wollte.
    An der Eingangstür zum Labor prügelte ich den Code regelrecht in die Tasten und nahm mir selbst das Versprechen ab, heute Nacht nicht wieder ins Labor zu schleichen. So lange wegzubleiben, wie ich es aushielt, um ihm zu zeigen, wie langweilig es im Labor ohne unsere Schachspiele und unsere nächtlichen Unterhaltungen über die Welt da draußen war.
    Aber das war vermutlich eine größere Strafe für mich als für ihn. Und ich wusste, dass ich mein Versprechen nicht halten würde.

4
    An diesem Abend rührte ich das Essen kaum an, stattdessen malte ich mit dem Löffel Achten in meine Portion Chili. Dad saß mir am Esstisch gegenüber, sein Löffel klapperte gegen den Tellerrand. Im Hintergrund lief ein Footballspiel. Ab und zu warf Dad einen Blick zum Fernseher, um nach dem Spielstand zu sehen. Sport schien ihn jedoch nicht wahnsinnig zu begeistern, zumindest nicht so wie die Männer, die sich im Stadion befanden. Kaum gab es einen guten Pass, sprangen sie von ihren Plätzen und rissen dabei jubelnd die Arme in die Luft.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich Dad jemals so verhalten würde. Weder beim Football noch bei der Arbeit, nicht mal, wenn er im Lotto gewinnen würde. Dad war stets äußerst beherrscht, nichts konnte ihn begeistern. Ich führte seine Emotionslosigkeit auf den Verlust meiner Mutter zurück.
    Mom mochte Sport. Das hatte Dad mir zumindest erzählt. Vielleicht schaute er also insgeheim für sie.
    »Dad?«
    »Hm?« Er tunkte einen Cracker in die Chilisoße.
    »Wurden die Jungs irgendwie markiert? Mit einem Brandzeichen oder so was?«
    Er rümpfte die Nase. »Natürlich nicht.«
    »Sind dir mal die Narben von Nick und Sam aufgefallen? Die Narben, die aussehen wie Buchstaben?« »Sie haben so viele Narben.« Der Kommentator sprach im Hintergrund vom Second Down, doch ich hörte nicht, was als Nächstes kam. Dad legte den Löffel auf den Teller und sah mich an. »Übrigens wollte ich dich schon seit einer Weile darum bitten, Cas nicht mehr so viele verschiedene Sachen mitzubringen. Wieso gibst du ihm nicht mal ein Buch wie den anderen? Seine Projekte stellt er sowieso nie fertig und sein Zimmer ist ein einziger Saustall...«
    »Cas ist nicht gerade ein Bücherwurm.«
    »Also...« Dad fuhr sich mit der Hand über den Hinterkopf und seufzte. »Versuch einfach, etwas für ihn zu finden, auf das er sich konzentrieren kann.« Die Fältchen um seine Augen vertieften sich.
    »Geht's wirklich um Cas oder stimmt irgendwas anderes nicht?«
    Die Zuschauer johlten aus dem Fernseher.
    »Nein, nein. Alles in Ordnung.«
    »Hat Connor sich mal wieder angemeldet?«, fragte ich. Dad kämpfte mit der Crackerverpackung und vermied es, mich anzusehen. »Dad?«
    »Ja. Für morgen. Er und Riley.«
    Connor war Chef der Sektion und Riley sein direkter Vertreter. Zusammen leiteten sie das Projekt und waren Dads Vorgesetzte.
    »Sie wollen sich die Gruppe mal wieder

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