Escape
hindern. »Ist Connor jetzt bereit, uns zu empfangen?«, fragte er, an die Agenten gerichtet.
Der Mann, der uns am nächsten stand und eine Narbe hatte, die vom Kinn bis zu seinem Ohr reichte, grinste. »Ist er.« Im gleichen Moment zog er eine Waffe hervor und schoss Dad einen Betäubungspfeil in die Brust. Ich hatte kaum begriffen, was gerade geschehen war, da stürzte Nick schon an mir vorbei und fing an, Schläge auszuteilen.
Die Betäubungspistole flog hinter den Tisch. Der Narbenkerl ging zu Boden, aber es warteten ja noch vier weitere Agenten. Nick ging auf den nächsten los, doch ein großer blonder Mann löste sich aus der hintersten Reihe und überrumpelte ihn mit einem Schlag in die Seite. Nick bekam eine weitere Faust ins Gesicht. Seine Augen verdrehten sich und er kippte um.
»Aufhören!«, schrie ich. »Wir sind hier, um -«
Da knallte etwas Schweres, Hartes gegen meine Stirn und schon wurde mir schwarz vor Augen.
***
Das Erste, was ich spürte, war der Schmerz in meinem Kopf. Als Nächstes meldete sich Übelkeit. Ich zuckte und traute mich gar nicht, die Augen zu öffnen. Mit einer Hand tastete ich den Punkt an meiner Stirn ab, der am meisten wehtat, und stöhnte auf, als ich eine nicht unerhebliche Beule vorfand.
Plötzlich kam die Erinnerung an den Kampf zurück und ich riss die Augen auf.
Ich befand mich in einem quadratischen Raum ohne Fenster, mit nur einer Tür, einem Bett. Ein Glas Wasser stand unberührt auf dem Nachttisch. Riley saß mir auf einem Stuhl gegenüber.
»Du bist wach«, sagte er. »Endlich.«
Seine Stimme sandte Schmerzwellen durch meinen Kopf und ich unterdrückte ein weiteres Schaudern.
»Wieso -«, setzte ich an, doch Riley fiel mir ins Wort.
»Hast du Kopien der Akten für die Medien hinterlegt, falls etwas Unvorhergesehenes eintritt?«
Ich legte mir eine Hand über die Augen, um das grelle Licht der Neonröhren abzuschirmen. Gleichzeitig stellte ich meine Füße auf den Boden.
»Anna. Ich frage dich nur noch ein weiteres Mal. Hast du Informationen für die Medien hinterlegt?«
»Ja«, murmelte ich.
»Wie lauten deine Forderungen?« »Wo ist er?«
»Wie bitte?«
Ich blinzelte. »Wo ist Sam? Wo sind die anderen?«
Riley strich sich über die Haare, wollte besonders sein Fronthaar glätten. »In einer Zelle. Wo sie hingehören.«
»Bringen Sie mich zu ihnen, sonst sage ich kein Wort.«
Er schlug die Beine übereinander. »Das ist sehr bedauerlich, weil ich dich nirgendwo hinbringe, ehe ich deine Forderungen nicht kenne.«
Er sprach langsam und betonte die Silben einzeln, so als wäre er sich nicht sicher, ob ich Englisch verstand.
Wut kochte in mir hoch. »Na, das ist wirklich sehr bedauerlich, weil ich Ihnen nichts erzählen werde, ehe Sie mich nicht zu den Jungs gebracht haben.«
Er seufzte. »Also gut, dann löschen wir dein Gedächtnis und hoffen einfach darauf, dass uns Arthur die nötigen Informationen liefert.« Er stand auf.
Dad. Er war mitgekommen, um mir zu helfen. Hatte sich selbst in Gefahr gebracht. Würden sie ihn foltern, um ihre Antworten zu bekommen? Ja, würden sie.
»Warten Sie.«
Denk wie Sam, sagte ich mir. Was würde er in dieser Situation tun?
»Ja?« Rileys Augenbrauen waren extrem hochgezogen, während er auf meinen nächsten Satz wartete.
Irgendwie musste ich hier rauskommen, die anderen finden. Vor allem Dad. Zu Riley und Connor zu gehen, war meine Idee gewesen, ich hatte uns alle in Gefahr gebracht. Ich brauchte die schnellste und beste Lösung. Ich brauchte einen Plan.
Eine Tür, keine Fenster. Ein Nachttisch, ein Glas Wasser. Ein Stuhl. Ein Deckenventilator. Ein Bett aus Metall.
Standen draußen Agenten und hielten Wache? Wurde der Raum per Kamera überwacht? Ich suchte die Wände mit den Augen ab. Sichtbar war jedenfalls keine. Ich brauchte ein Ablenkungsmanöver.
»Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Ms O'Brien.«
»Gibt es hier ein Badezimmer?« Ich schluckte und versuchte, den Kopfschmerz zumindest vorübergehend auszublenden.
»Am Ende des Flurs. Ich lasse dich hinbringen, wenn -« Während er sprach, wandte er sich leicht ab, nickte mit dem Kopf zur Tür. Das war meine Gelegenheit und ich nutzte sie.
Mit links griff ich nach dem Bettlaken. Mit rechts schnappte ich mir das Wasserglas. Schon im Aufspringen rupfte ich das Laken von der Matratze und warf es zu Riley, der bereits seine Waffe zog. Das Laken wickelte sich um ihn. Ich ließ das Glas auf seinen Kopf sausen, wo es in tausend Stücke zerbrach. Wasser
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