Escape
seiner Augen um ein Vielfaches. »Sam würde das für eine bescheuerte Idee halten. Ihn zu befreien.«
»Aber haben wir denn eine Wahl? Dad -« Prompt bewegte er sich unter seiner Decke, reagierte sofort auf seinen Namen. Flüsternd fuhr ich fort: »Ich habe einen Plan. Keine Ahnung, ob er funktionieren wird, aber einen Versuch ist es wert.«
Nick stand auf. Langsam lief er Richtung Bad, sein Gang steif und unsicher. »Was auch immer dein Plan ist«, sagte er, »ich bin dabei.«
33
Die nächstgelegene Zweigstelle der Sektion befand sich in einer Küstenstadt - Cam Marie, Michigan. Dorthin hatte Riley Sam gebracht. Ein frostiger Westwind blies mir die Haare aus dem Gesicht, während wir über den Bürgersteig liefen. Hinter uns piepte die Fußgängerampel.
Nick trabte mit mürrischer Miene neben mir her. Seine Schultern waren angespannt, seine Hände steckten tief in den Taschen seiner Jacke. Heute Morgen, über einem Kaffee und einem Bagel, hatte er gesagt: »Das ist verrückt. Das weißt du schon, oder?«
Und ich hatte geantwortet: »Ja. Eine ganz neue Form von verrückt. Aber was haben wir denn zu verlieren?«
»Nun -« Er biss noch einmal in seinen Knoblauch-Zwiebel-Bagel. »Unsere Köpfe. Unsere Freiheit. Oder vielleicht mal was ganz Neues, unsere Finger -«
»Okay, okay, schon verstanden.«
Doch nun waren wir schließlich hier und ich hatte nicht vor, umzukehren. Dad war sich ziemlich sicher, dass uns nichts zustoßen würde. Dennoch hatten wir vorgesorgt, falls jemand drohte, uns zu verletzen. Wenngleich nichts davon etwas nützen würde, wenn Connor uns um jeden Preis aufhalten wollte.
Der Gebäudekomplex lief unter einem Decknamen. >Messhar And Miller Associates< stand in dicken goldenen Buchstaben auf dem Schild. Eine rothaarige Frau an einem runden Empfangstresen begrüßte uns. Hinter ihr gab eine Glaswand den Blick auf die Weiten des Lake Michigan frei, dessen Wellen Schaumkronen trugen. Zu ihrer Linken führte eine Treppe in den ersten Stock, das Geländer ebenfalls aus Glas, damit nichts diese beeindruckende Aussicht behinderte. Eine ganze Reihe Aufzüge erstreckte sich an der Wand rechts von uns.
»Guten Morgen, Arthur.«
Nick zog die Hände aus den Taschen, in ständiger Bereitschaft, schon beim kleinsten Anzeichen von Ärger seine Waffe zu ziehen.
»Wir haben einen Termin bei Connor«, sagte Dad.
Die Frau nickte und drückte auf einen Knopf an einem kleinen Steuerpult. »Man erwartet Sie bereits im Untergeschoss.«
»Danke, Marshie«, sagte Dad. Er deutete auf eine Tür, die hinter der Treppe lag.
Nick beugte sich zu mir. »Man erwartet uns im Untergeschoss?«, echote er. »Gleich im Leichenkeller, oder wie?«
Hinter der Tür verbarg sich ein Treppenhaus, in dem eine Treppe in den Untergrund führte. Ich umschloss die Mappe fester, in der sich alles befand, was Sam der Sektion fünf Jahre zuvor gestohlen hatte. Ein nervöser Schauer fuhr mir über den Rücken. Mir war sowieso schon unwohl und Nicks Bemerkung hatte es nur noch schlimmer gemacht.
Hier hereinzuspazieren und unsere Freiheit mithilfe von ein paar Blättern zu erkaufen, erschien dann doch ein wenig zu einfach, aber wir hatten keine andere Wahl. Ich musste Sam und Cas aus ihrer Gewalt befreien. Besonders Sam, bevor er ihnen endgültig zum Opfer fiel.
Unsere Schritte wurden durch die Metallkappen an den Stufen verstärkt und hallten durch das Treppenhaus. Wir liefen tiefer und tiefer, hatten sicher vier Stockwerke passiert, ehe Dad vor einer Tür stehen blieb, auf der B5 stand.
Mit einer Hand auf dem Türgriff wandte er sich zu uns, die Stirn in tiefe Falten gelegt. »Überlasst mir das Reden, ja?«
Nick schnaufte nur, ich nickte. Dad drückte die Tür auf. Wir betraten einen kleinen Vorraum, wo ein Mann hinter einem Tisch aus Mahagoni saß, ein Headset im Ohr.
»Arthur«, sagte er lächelnd. »Wie schön, Sie zu sehen.«
Dad wirkte nervös. »Ja, Sie auch, Logan. Ist Connor da?«
»Er kommt gleich heraus.«
»Wir können nicht zu ihm ins Büro?«, fragte Dad und Logan schüttelte den Kopf.
Also warteten wir. Nick knackte jedes Fingergelenk einzeln durch. Ich konnte nur mit Mühe meinen Impuls unterdrücken, rastlos umherzurennen. Und gerade als ich das Gefühl hatte, wahnsinnig zu werden, flog eine Tür hinter Logan auf und fünf Männer betraten das Zimmer.
»Wurde auch Zeit«, murmelte Nick und drückte sich mit einem Fuß von der Wand ab.
Dad hielt Nick eine Hand vor die Brust, um ihn am Weitergehen zu
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