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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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vereint. Sein Schatten und ihr Blut, die dämonische Kraft ihrer Escorts, verbunden zu einem rauschhaften Sturm. Nächtelang. Der Escort in ihr wand sich ekstatisch, wegen des Blutes und wegen der Erinnerung. Desoderia verlor jede Zurückhaltung. Gierig leckte sie das Blut von Philippes Hals. Leckte und leckte.
    In einem hatte er recht gehabt. Wer außer ihr hätte ihn töten können? Zuviel Nähe war immer tödlich.
    Der Schatten verschwand als Erster, noch bevor Philippes Herz aufhörte zu schlagen. Desoderia wunderte sich nicht darüber – Schatten waren weder heroisch noch tapfer, folgten ihrem Herrn nur, solange ihm ausreichend Macht innewohnte.
    Schließlich verlöschte der Glanz in Philippes Augen. Sein Körper sackte in sich zusammen, fiel rücklings auf die Gleise. Kein Blut war zu sehen, nirgendwo. Der Dolch und ihre Zunge hatten ganze Arbeit geleistet. Langsam zog sie die Klinge aus seinem Bauch und betrachtet sie. Sie funkelte und glänzte, erhellte die Finsternis mit ihrem Schein.
    Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Lippen und lächelte. »Danke, mein Freund.«
    Vorsichtig steckte sie den Dolch zusammen mit dem Fingerhut in den Gürtel zurück und erhob sich, warf einen letzten Blick auf den Mann, der einst ihr Geliebter gewesen war und der nun tot und blutleer zu ihren Füßen lag. Normalerweise fühlte sie sich nach einem Mahl euphorisch und stark, doch diesmal wartete sie vergeblich auf den Rausch. Im Gegenteil. Ein unangenehmes Kribbeln fuhr ihren Rücken hinauf. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Philippe zu töten war leichter gewesen, als sie erwartet hatte. Zu leicht. Immerhin war er ein Schattenträger.
    Besorgt blickte sie sich um. Auch ihr Escort huschte unruhig umher. Ein unangenehmes Gefühl, als würde sich ein Eiswurm durch ihren Körper winden. Der metallisch feuchte Geruch des Tunnels hatte sich verändert, wurde überlagert von dem Gestank nach Gummi und Schweiß.
    Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag.
    Philippe hatte sie verraten, sie in eine Falle gelockt. Hektisch blickte sie sich um. Weiter vorn erstrahlten die Lichter von mindestens fünf Taschenlampen. Schnelle Schritte näherten sich. Ohne zu überlegen wandte sie sich um und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon. Trotz ihrer dreiundvierzig Jahre war sie noch gut in Form, das tägliche Ausdauertraining zahlte sich aus. Es kam ihr vor, als flöge sie über die Gleise. Schneller. Immer schneller.
    In einem Seitengang zu ihrer Rechten flammten Lichter auf. Stimmen hallten durch den Tunnel. Zuckende Lichtkreise direkt vor ihr. Die Jäger waren überall.
    Von irgendwoher kam etwas geflogen. Sie bemerkte das Netz nur einen Lidschlag bevor es sich um ihren Körper wickelte. Sie stürzte, schlug hart mit dem Kopf auf die Schiene. Etwas Feuchtes rann über ihre Stirn, tropfte in die Augen. Das Netz umhüllte sie, und je mehr sie zappelte, umso fester schlang es sich um ihren Körper. Sie dachte daran, dass sie den Willenlosen hätte mitnehmen sollen. Doch gegen die feindliche Übermacht hätte auch er nichts ausrichten können. Ihr zweiter Gedanke galt ihrer Tochter. Doreé. Dieses einfältige Mädchen. Was würde sie tun, wenn ihre Mutter nicht nachhause kam? Ganz sicher zur Polizei gehen und eine Vermisstenmeldung aufgeben. Verdammt. Schon lange hatte Desoderia mit dem Gedanken gespielt, ihre Tochter noch vor ihrem einundzwanzigsten Geburtstag einzuweihen, doch die Clanchefs hatten es ihr strikt untersagt. Unwissenheit, so sagten sie, sei der beste Schutz vor den Gideonisten, den Streitern des Herrn . Erst in der Nacht vor ihrer Weihe sollte Doreé die Wahrheit erfahren.
    Die Gideonisten traten auf sie zu, richteten die Taschenlampen auf ihr Gesicht. Gleißendes Licht traf auf ihre Netzhaut. Sie kniff die Augen zusammen, blinzelte die Tränen weg. So unauffällig wie möglich fischte sie den Dolch aus ihrem Gürtel und begann, das Drahtgespinst um sie herum zu durchtrennen.
    »Sie versucht, sich zu befreien«, sagte einer der Männer.
    »Das wird ihr nichts nützen«, erwiderte ein anderer.
    Eine Frau lachte. Jemand griff nach ihrem Arm, versuchte, ihr den Dolch durch das Netz hindurch zu entwinden.
    »Sei vorsichtig, das ist ein Blutdolch«, warnte einer.
    Desoderia stieß einen zischenden Laut aus, versuchte, irgendetwas zu erkennen, ein Gesicht oder die Anzahl der Streiter, doch das Licht der Taschenlampen war einfach zu grell.
    »Lasst mich gehen, wenn euch euer Leben lieb ist«, stieß sie hervor.
    Wieder

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