Essen kann jeder
Aus den beschichteten, gewachsten und bedruckten Kartons, Kunststoffen und Metallfolien dünsten täglich Tausende von Chemikalien in unser Essen. Viele von diesen Stoffen sind noch nicht einmal identifiziert. Jedem Erwachsenen fließen heute bis zu zehn Gramm Mineralöl durch die Adern. Jetzt fragen Sie sich: Wer ist denn so pervers und nuckelt an einer Zapfsäule? Muss man gar nicht, denn die Mineralöle stammen aus den Druckfarben der Zeitungen. Die werden zu Pappkartons verarbeitet und damit dann unsere Nahrungsmittel verpackt. Wenn Sie glauben, Sie können publizistischem Gift entgehen, indem Sie Blätter wie die Bild -Zeitung meiden – Puste kuchen. Axel Springer tritt Ihnen auch über den Eierkarton in die Nieren.
Noch bedenklicher stimmen mich die Weichmacher, also Stoffe, die dem Plastik zugesetzt werden. Man geht davon aus, dass diese Substanzen im menschlichen Körper wie Hormone wirken, genauer gesagt, wie weibliche Östrogene. Für uns Männer hat das ebenso fatale Folgen wie für die deutsche Rentenkasse: Die Anzahl funktionstüchtiger Spermien im Ejakulat ist in den letzten Jahren dramatisch gesunken. Wenn man den Berichten des Gesundheitsministeriums glauben darf, rangiert deutsche Samenflüssigkeit in Bezug auf ihr Befruchtungsvermögen irgendwo zwischen Naturjoghurt und Speisequark. Erektionsstörungen gehen auch auf das Konto dieses Hormonsimulanten – »Weichmacher« eben … Der deutsche Mann leidet unter einer chronischen Östrogenvergiftung. Ich warte schon darauf, dass die ersten Kumpels mich anrufen: »Philipp, Stammtisch fällt aus! Matze muss zur Mammografie, und ich hab meine Tage!« Was radikale Feministinnen immer gefordert haben, schafft die moderne Lebensmittelindustrie: das Ende des männlichen Prinzips.
Was kann ich tun?
Ich gebe aber zu, dass es auch sinnvolle Formen der Verpackung gibt. Zwei blutige Schweinenieren in den Händen durch die Stra ßen zu tragen kann zu Irritationen führen. Natürlich ist es aus ästhetischen Gründen durchaus sinnvoll, wenn der Harzer Handkäse umwickelt wird, bevor wir damit in einer voll besetzten Straßenbahn fahren. Und es ist auch nichts dagegen einzuwenden, die Streichwurst zu umhüllen, bevor sie zwischen Erdbeeren und Pralinen im Einkaufswagen landet. Doch mindestens die Hälfte aller Verpackungen ist so nötig wie ein Pelzmantel mittags in der Sahara.
→ Mein Tipp
Nur keine Verpackung ist eine gute Verpackung. Denn die beste und frischeste Form der Aufbewahrung von Kaffee ist nun mal die Bohne selbst. Auch die Mandarine steckt schon in einem sehr funktionalen Behälter. Das Ding heißt Schale und erfüllt voll und ganz seinen Zweck. Ich weiß, das Teil hat keinen Tragegriff – ein grober Fehler von Mutter Natur! Doch dafür hat Gott am achten Tag die Einkaufskörbe und Jutetaschen erschaffen, auf dass wir vergnügt wie Rotkäppchen durch die Frischkostabteilung hüpfen mögen.
Die wichtigste Faustregel lautet: Keinweg vor Mehrweg. Und Mehrweg vor Einweg. Keinweg heißt: Füllen Sie nach, was nachzufüllen ist. Der Flachmann und die Thermoskanne sind die ständigen Begleiter des neuen Homo sapiens oecologicus! Wenn Sie gerne Sprudelwasser trinken, kaufen Sie sich einen Soda-Streamer. Das macht sogar schon beim Abfüllen lustige und ordinäre Geräusche. Wenn Sie jetzt sagen, ich würde ja gerne, aber meine Frau fürchtet um meine Manneskraft: Die Flaschen gibt es auch aus Glas!
→ Futter für Fortgeschrittene
Lassen Sie Ihren Verpackungsmüll im Supermarkt, und zwar ausnahmslos! Bewaffnen Sie sich mit Tuppertöpfen und Einmachgläsern. Doch Vorsicht: Die Ware direkt an der Wursttheke in die eigenen Behältnisse zu stopfen ist aus juristischen Grün den leider verboten. Weil man als Richter nicht mehr entscheiden kann, ob der Kunde an der Salmonelle vom Huhn oder an den Bakterien von seinen dreckigen Griffeln krepiert ist. Aber hinter der Supermarktkasse dürfen Sie Ihre Behälter auspacken. Wollen wir mal sehen, wann bei Lebensmittelkonzernen die ersten Beschwerden von Filialleitern eingehen, die jeden Abend den Eingang zu ihrem Supermarkt mit Schaufelbaggern freilegen müssen.
Oder noch besser: Werfen Sie gar nichts mehr weg. Denn dadurch wird Müll schließlich erst zu Müll. Retten Sie die Verpackung vor dem Schicksal, Abfall zu werden. Kein Fetzen Materie ist so unwert, dass man nicht noch irgendetwas daraus machen könnte. Warum nicht einen Senfeimer in einen schicken Hutständer verwandeln? Oder eine modische Schutzhülle
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