Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Raums zur anderen vorzuarbeiten. »Es könnte hundert Jahre dauern, sich durch das ganze Zeug zu lesen.« Sie versuchte, sich davon nicht allzu sehr deprimieren zu lassen. »Aber der Hohe Rat wird mit meinem Wort oder deinem oder dem von Lizzy Thomas – wenn wir sie überhaupt finden – nicht zufrieden sein. Ich muss den Vorschlag, Lia in unseren Clan aufzunehmen und ihr Leben zu schonen, mit echten Belegen untermauern können.«
»Ich würde dir ja meine Hilfe anbieten, aber ich bin in diesen Dingen nicht besonders gut.«
»Mach dir keine Sorgen. Wahrscheinlich verschwende ich sowieso meine Zeit. Der Hohe Rat wird mir doch gar nicht zuhören.«
»Man weiß nie.« Er legte die Hand auf den Türknauf. »Stopf etwas zwischen Tür und Boden, damit niemand vom Flur aus das Licht sieht.«
»Du bist gut.«
Er grinste sie schwach an. »Viel Glück.«
Sie lächelte grimmig zurück. »Danke.«
»Kaleigh?«
»Ja?« Sie las schon wieder Buchtitel und sah ihn nicht an.
»Selbst wenn du nichts findest … selbst wenn das hier nicht klappt …« Er zögerte.
»Ja?« Sie blickte auf.
»Dann bedeutet das nicht, dass du sie im Stich gelassen hast.« Er klang plötzlich sehr ernst. »Du kannst dir nicht alle Last der Welt auf die Schultern laden.«
»Ich weiß. Nacht, Regan. Und noch mal danke.«
»Nacht.«
Kaleigh schloss die Tür hinter ihm. Dann schob sie einen kleinen Teppich in die Ritze zwischen Tür und Boden, damit kein Licht nach außen drang. Zufrieden mit ihrem Werk, drehte sie sich um und nahm die vor ihr liegenden Reihen der Bücher und Manuskripte ins Visier.
Sie hatte so gut wie keine Chance, etwas zu finden, das Lia helfen würde. Aber wenn sie Lias Enthauptung beiwohnen musste, würde sie wissen, dass sie es wenigstens versucht hatte.
Fin wartete mit Elena auf dem dunklen Museumsparkplatz. Sie saßen auf der Stoßstange seines Streifenwagens. Die Luft war warm und schwül und erfüllt von den Geräuschen einer Julinacht: dem Zirpen der Insekten, dem Brummen der Wärmepumpen des Museums, dem Rascheln einer Maus im Gras unter einem Kirschbaum. Fin atmete tief die Gerüche ein, die ihm in die Nase stiegen: von Elenas Haut, frisch gemähtem Gras und Asphalt, der die Hitze der Sonne gespeichert hatte.
Er hielt ihre Hand. Sie sprachen nicht. Was gab es schon zu sagen? Er hatte gemeint, dass sie heute Nacht nicht hier sein müsse. Man würde ihr nicht erlauben, an der Ratsversammlung teilzunehmen, und sie wussten ja ohnehin, was passieren würde. Unter diesen Umständen war alles nur noch reine Formsache: Lia hatte die Morde an den drei Jungen gestanden und keine brauchbare Rechtfertigung anbieten können. Der Rat würde Lias Fall dem Hohen Rat übergeben.
Aber Elena hatte ihrer Schwester versprochen, dass sie dort sein und die Entscheidung aus erster Hand erfahren würde, und deshalb wartete Fin mit ihr.
Er knetete ihre Hand in seiner. Er mochte es, wie sich ihre weiche Haut, ihre schlanken Glieder anfühlten. Er hob ihre Hand und presste die Lippen auf ihre Knöchel.
»Ich habe Celeste aufgetragen zu packen«, sagte sie wie unbeteiligt. »Sie braucht jetzt Beschäftigung.«
Fin wusste nicht, was er sagen sollte; er wusste nicht, ob überhaupt etwas von ihm erwartet wurde, deshalb hörte er einfach nur zu.
»Sie hat mich gefragt« – ihr brach fast die Stimme – »was wir mit Lias Kleidern anfangen sollen. Ich habe mir gedacht, dass wir sie vielleicht einheimischen Bedürftigen spenden könnten.« Sie hob den Blick. »Wäre das möglich?«
»Klar. Ich, äh, kenne jemanden, der ehrenamtlich in einem Frauenhaus arbeitet. Dort nehmen sie auch immer wieder Teenager auf.«
»Könntest du dich für mich darum kümmern?«
Der Kummer in ihrer Stimme war fast mit Händen zu greifen. Ihr Kummer ging auf ihn über. »Kein Problem«, brachte er dennoch heraus.
Sie schwieg erneut, aber er wusste, dass sie etwas sagen wollte. Er wünschte, er könnte ihre Gedanken lesen. Gelegentlich, das wusste er jetzt, war ihm das in den letzten Wochen passiert, doch er konnte es nicht steuern. Sie offenbar auch nicht.
»Fin«, sagte sie. Sie ließ sich Zeit, um ihre Worte mit Bedacht zu wählen. »Ich will nicht, dass du dich irgendwie dafür verantwortlich fühlst.«
»Wenn ich sie schon nach dem ersten Mord geschnappt hätte –«
»Dann hätte sie sich bereits des Mordes an einem Unschuldigen versündigt«, beendete Elena den Satz für ihn.
Sie hatte recht. Er wusste, dass sie recht hatte, aber Fakten
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